12qmKULTUR

Bühne statt Parkplatz!

12 Quadratmeter – so groß ist etwa die Fläche eines Parkplatzes. Ein Auto steht dort im Durchschnitt mehr als 23 Stunden am Tag herum. Eine Verschwendung! Was aber, wenn man eine Bühne darauf stellt, ein paar Kulturschaffende einlädt und gemeinsam mit den Nachbar*innen einen Tag voller Kunst, Musik und Literatur erlebt? Mit der Veranstaltungsreihe 12qmKULTUR erschafft der VCD Visionen einer lebenswerten Stadt und macht den Straßenraum wieder zu dem, was er einmal war: Ein Ort der Kommunikation und der Begegnung, wo Menschen zusammenkommen und gesellschaftliches Leben stattfindet.

| Straße zurückerobern

Die autogerechte Stadtplanung hat ihre Spuren hinterlassen. Straßen sind heute kaum mehr Orte, an denen wir uns gern aufhalten, mit Nachbar*innen ins Gespräch kommen oder an denen Kinder spielen. Wo früher gesellschaftliches Leben stattgefunden hat, stehen jetzt zahllose Autos in Reihe und nehmen wertvollen Raum ein, der in der Stadt zunehmend knapper wird. Mit 12qmKULTUR möchten wir auf die ungerechte Flächenverteilung aufmerksam machen und den öffentlichen Straßenraum wieder in einen Kommunikations- und Aufenthaltsraum verwandeln.

12qmKULTUR selber machen

Ihr wollt auch auf einem Parkplatz einen Impuls für mehr gesellschaftliches Leben auf den Straßen setzen, wisst aber nicht wo ihr anfangen sollt? Wir haben einen Leitfaden mit sämtlichen Informationen rund um 12qmKULTUR entwickelt. Von der Mitstreiter*innengewinnung bis zu rechtlichen Hinweisen findet ihr alles in unserem Leitfaden! “12qmKULTUR Leitfaden” herunterladen.

Was bisher geschah

An insgesamt drei Tagen haben wir dafür im Sommer 2019 einen öffentlichen Parkplatz in Berlin umgewidmet und ihn mit Kultur, Workshops und politischer Diskussion bespielt. Wir wollten damit nicht nur zeigen, was man mit der Fläche von 12 qm so alles machen kann, sondern auch die Kiezkultur fördern. Lokale Künstler*innen und Initiativen bekamen hier eine Bühne, Nachbarinnen und Nachbarn hatten Raum für Gespräche und Diskussionen.

Viele waren beim kleinsten Festival der Welt  dabei und haben sich unter freiem Himmel von 12qmKULTUR inspirieren lassen. Lacht, klatscht, empört euch!

Hintergrund

Die Autos in unseren Städten nehmen unverhältnismäßig viel Platz ein – Flächengerechtigkeit ist etwas anderes! Statt Parkplätze wünschen wir uns mehr Freiraum für Anwohner*innen. Dann können die Menschen selbst entscheiden, was sie mit dem Stück öffentlichen Raum machen und wie sie ihr Lebensumfeld gestalten.

Die Flächen im Straßenraum neu zu verteilen ist dabei kein absurder Gedanke. Ob Paris, wo seit 2016 eines der Seine-Ufer allein den Fußgänger*innen und Radler*innen gehört, oder die Mariahilfer Straße in Wien, wo aus einer Hauptverkehrsstraße eine beliebte Fußgängerzone entstanden ist – zahlreiche internationale Beispiele zeigen: Lebenswerte Städte entstehen, wenn die Nutzungsansprüche an den öffentlichen Raum fairer verteilt und nicht mehr nur die Interessen von Pkw-Nutzer*innen verfolgt werden.

Die Veranstaltungsreihe 12qmKULTUR macht Visionen einer menschengerechten und modernen Stadtplanung sicht- und erlebbar und verwandelt den Straßenraum zumindest temporär wieder zu einem attraktiven Ort, an dem man sich gern aufhält und kommuniziert. Schließlich ist die Straße nicht zuletzt zentraler Schauplatz gelebter Demokratie, an dem Menschen unterschiedlicher Herkunft, Meinungen und Lebensweisen in Kontakt kommen und sich austauschen. Eine attraktive Freiraumgestaltung sorgt so für gesellschaftliche Integration und Dialog und stärkt  unsere Demokratie.

Damit unsere Vision einer lebenswerten Stadt mit mehr Freiraum für Menschen Wirklichkeit wird, müssen Politik und Kommunen entsprechende Rahmenbedingungen schaffen:

  • Die Widmung der Verkehrsflächen obliegt schon heute den Kommunen. Damit wird festgelegt, welche Verkehrsarten ohne gesonderte Erlaubnis auf der jeweiligen Straße zulässig sind. Dabei können die Kommunen auch nur bestimmte Verkehrsarten wie den Fahrrad- oder Fußverkehr zulassen oder aber Parkplätze zu Spielplätzen und anderen Aufenthaltsräumen umwidmen und so zu einer gerechteren Verteilung der Flächen im Straßenraum beitragen.

  • Im Rahmen einer flächendeckenden Parkraumbewirtschaftung sollten die Kommunen eine angemessene Bepreisung von Parkfläche zum Standard erheben. Dazu gehört auch, dass sie den bundesweit geltenden maximalen Gebührensatz von 30,70 Euro pro Jahr für Anwohnerparken ausschöpfen.

  • Derzeit ist in Deutschland Parken überall erlaubt, wo es nicht ausdrücklich verboten ist. Der Bund sollte die im Straßenrecht verankerte Parklogik umdrehen und Parken nur an ausgewiesenen Stellen erlauben.

  • Die Interessen der verschiedenen Verkehrsteilnehmer*innen sind bisher im Straßen- und Straßenverkehrsrecht nicht gleichberechtigt berücksichtigt. Wir fordern die Regierung auf, bei der geplanten Novellierung der StVO die Bedürfnisse und die Sicherheit von Fußgänger*innen und Radfahrer*innen in den Fokus zu rücken und zentrale Nutzungsformen der Straße wie Aufenthalt, Spiel und Kommunikation stärker zu verankern.

So war es bisher bei 12qmKULTUR

Kontakt

Tanja Terruli
Projektleitung “Straßen für Menschen”
Fon 030/28 03 51-37
tanja.terruli@vcd.org

Lisa Kreft
Projektbearbeitung “Straßen für Menschen”
Fon 030/28 03 51-63
lisa.kreft@vcd.org

Sarah Eschenmoser
Trainee „Straßen für Menschen“
Fon 030/28 03 51-280
sarah.eschenmoser@vcd.org

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