Mut zur Verkehrswende: VCD Jahresrückblick 2020

2020 war ein Jahr wie kein anderes. Auch in der Corona-Krise haben wir uns zusammen mit euch für die Verkehrswende eingesetzt: Ob Proteste gegen die Abwrackprämie 2.0, Kampf um die StVO-Reform, Kidical Mass oder 12qmKULTUR – wir danken allen kleinen & großen, jungen & erfahrenen Verkehrsaktivist*innen für ihre Unterstützung! Hier gibt’s unsere Highlights 2020.

#WirbleibenzuHause – nachhaltige Mobilität vor der Haustür

In Zeiten von Corona haben sich viele Diskussionen um Mobilität noch verschärft. Es hat sich gezeigt: Nicht nur in Zeiten der Corona-Pandemie brauchen wir mehr Platz für Menschen, die zu Fuß oder mit dem Rad unterwegs sind und eine grundsätzliche Umverteilung des Straßenraums. Deswegen haben wir uns in der Krise für Pop-Up-Bikelanes und lebenswerte Städte stark gemacht.

Für viele von uns hat sich die eigene Mobilität grundlegend verändert. Der Wohnort ist oft zum Arbeitsort geworden, das Fahrrad zum immer beliebteren Verkehrsmittel, das eigene Wohnviertel zum regelmäßigen Ausflugs- und Sportziel. Lastenradverleih, Carsharing und gute Radwege – wir brauchen nachhaltige Mobilitätsangebote direkt vor unserer Haustür, damit wir ohne eigenes Auto bequem zu Fuß gehen, aufs Rad oder in den ÖPNV steigen können. Deswegen arbeiten bundesweit daran, dass intelligente Mobilitätskonzepte in Wohnquartieren Wirklichkeit werden.

Neustart in die grüne Mobilität: Geld für die Zukunft, nicht für Autos!

Ab Mai haben wir anlässlich des Autogipfels mit Abstand und Masken vor dem Kanzleramt demonstriert, eine Menschenkette gebildet, mit unseren Rädern sturmgeklingelt und die Postfächer der Abgeordneten gefüllt. So haben wir uns dafür eingesetzt, dass Krisen-Konjunkturprogramme nachhaltig und zukunftsfähig sein müssen, denn wir brauchen einen Neustart in eine grüne, sozialgerechte und menschenfreundliche Mobilität. Unsere zentrale Forderung: Autokaufprämien für Verbrenner darf es nicht geben! Unser Einsatz hatte Erfolg – die Abwrackprämie ist gekippt.

»Mit unserem Protest zeigen wir, dass wir nicht nachlassen: Einen ersten Erfolg haben wir mit der Absage des Gipfels erreicht, jetzt kippen wir auch die Abwrackprämie.«

Kerstin Haarmann, VCD-Bundesvorsitzende

12qmKULTUR – die Deutschlandtour

Bühne statt Parkplatz? Den ganzen Sommer über ist unser Kulturfestival 12qmKULTUR durch Städte in ganz Deutschland getourt und hat gezeigt, was auf 12 Quadratmetern außer einem parkenden Auto alles Platz hat. Egal ob Celle, Ludwigsburg, Bremen oder Kiel - dabei entstanden ist ein richtiges Raumwunder mit Platz für Kunst, Kultur und politische Diskussionen zwischen Anwohner*innen und Vertreter*innen von Politik und Verwaltung. Und das ist erst der Anfang! Mehr Geschichten über die Verkehrswende und Anleitungen zum Mitmachen findet ihr auf unserer Online-Plattform.

Rauf aufs Rad – Bundesweite Kinderfahrraddemos

Wow, was war das für ein Aktionswochenende! In mehr als 100 Städten trafen sich im September bei strahlendem Sonnenschein zehntausende Kinder, Jugendliche und ihre Familien auf ihren Fahrrädern für die Kidical Mass. Zusammen forderten sie eine Verkehrspolitik, die Platz macht für kleine und große Radfahrende. Das Wochenende hat uns gezeigt, wie frei, unbeschwert und sicher sich unsere Kinder auf den Straßen bewegen können, wenn wir ihnen den Raum dafür geben. Wenn ihr auch kleine Verkehrsaktivist*innen zu Hause habt oder euch selbst für eine nachhaltige und familienfreundliche Mobilität einsetzen wollt, besucht uns auf vcd.org/familien!

Jetzt ist der Moment - Gemeinsam für eine klimaverträgliche, sichere und bezahlbare Mobilität.

Gemeinsam machen wir uns stark für die Verkehrswende – für einen Neustart der Verkehrspolitik. Ihr könnt uns dabei unterstützen.

Werdet Teil der Verkehrswende. Unterstützt unsere Arbeit als VCD-Mitglied oder Spender*in!

Deutschlandtakt: Der Plan für die Bahn

Vor gut 12 Jahren haben wir das Bündnis Deutschlandtakt mit ins Leben gerufen. Im Juni 2020 hat ihn das Bundesverkehrsministerium mit dem „Zielfahrplan 2030plus“ nun endlich zur Leitlinie erhoben. Bis es soweit war, haben wir viel Zeit und Energie in den Kampf gesteckt. Es hat sich gelohnt: Jetzt haben wir den Plan für die Bahn - und trotzdem liegt noch viel Arbeit vor uns. Wir machen weiter Druck, um für eine rasche und konsequente Umsetzung zu sorgen!

Kein Herz für Raser*innen – StVO Reform umsetzen

Im Frühjahr beginnt das Trauerspiel um die geplante StVO-Reform, die Zufußgehen und Radfahren sicherer machen sollte – nicht zuletzt durch höhere Bußgelder für Raser*innen und Falschparken. Bundesverkehrsminister Scheuer nutzt einen Formfehler und stoppt die Umsetzung. Mit unserer Kampagne haben wir von Frühjahr bis Herbst die Postfächer der zuständigen Minister*innen und Senator*innen heiß laufen lassen und gefordert: Gefährliches Rasen muss bestraft werden. Die Vision Zero – eine Zukunft ohne Verkehrstote - darf kein leeres Versprechen bleiben!

Neue Antriebe, ÖPNV-Gipfel und autonome Fahrzeuge

Der Ausstieg aus dem Verbrenner ist gesetzt. Deswegen wird um die Zukunft der Auto-Mobilität viel gestritten: Elektroautos und Plug-In-Hybride, die Brennstoffzelle, Erdgas oder Biosprit und E-Fuels – was treibt uns in Zukunft an. Im VCD-Faktencheck „Antriebe und alternative Kraftstoffe“ prüfen wir Umweltbilanz, Kosten, Modellvielfalt und Infrastruktur der wichtigsten Antriebe und Kraftstoffe.

Aber ein Antriebswechsel allein löst nicht die Probleme mit denen wir im Bereich Mobilität konfrontiert sind.  Wir brauchen gleichzeitig deutlich weniger Autos in Privatbesitz. Dazu muss das Bus- und Bahnangebot ausgebaut werden: Zusammen mit anderen Verbänden und Fridays For Future fordern wir von der Bundesregierung einen ÖPNV-Gipfel.

Auch in ländlichen Gebieten gibt es bereits jetzt Erfolgsprojekte, die zeigen, dass Ridesharing und autonomes Fahren einen großen Beitrag zur Verkehrswende auf dem Land leisten können. In unserem Handlungsleitfaden „Verkehrswende durch Digitalisierung“ zeigen wir, wie wir Mobilität mit Hilfe von Digitalisierung und Automatisierung besser organisieren können.

Die Verkehrswende sozial gerecht gestalten

Mobilität ist nicht nur eine ökologische Frage, sondern auch ein wichtiger Aspekt sozialer Gerechtigkeit. Denn Menschen mit niedrigerem Einkommen verursachen nicht nur deutlich weniger Verkehr, sie leiden auch mehr unter den Folgen der Verkehrsbelastung. Was kostet der Verkehr uns wirklich? In gleich mehreren Publikationen haben wir euch Antworten, Informationen und Infografiken zum Thema soziale Verkehrswende zusammengestellt.

Selbstständig mobil statt Elterntaxi

Auch in Zeiten der Pandemie haben bei unserem Fahrradwettbewerb "FahrRad!" 3.400 Kinder und Jugendliche dieses Jahr rund 64 Tonnen CO2 eingespart. Dazu sind sie zwischen März und August fast eine halbe Million Kilometer mit dem Fahrrad gefahren - das entspricht mehr als elf Weltumrundungen!

Aber auch die Kleinsten profitieren davon, selbständig unterwegs zu sein. Während der Aktionstage "Zu Fuß zur Schule und zum Kindergarten" im September sind mehrere zehntausend Kinder unserem Aufruf gefolgt und zu Fuß, mit dem Roller oder Fahrrad zur Schule und zum Kindergarten gekommen.

Vom Hörsaal auf die Straße - Verkehrswende selber machen

Ob Carsharing-Projekt, Selbsthilfe-Fahrradwerkstatt oder ökologische Dienstreisen: Wie die Verkehrswende an Hochschulen aussehen kann, haben wir in unserer Broschüre »Nachhaltige Mobilität an Hochschulen« zusammengetragen. Darin zeigen 19 Projekte für Studierende oder Hochschulpersonal aus Deutschland, Österreich und der Schweiz ihren Weg zu mehr Nachhaltigkeit und laden zum Nachmachen ein.

Im Oktober haben wir unseren Mobilitätskongress für junge Verkehrsaktivist*innen zum ersten Mal in digitaler Form veranstaltet. Der Tag war mit einem acht Stunden Programm prall gefüllt – und dank unserer Referent*innen und 161 Teilnehmer*innen ein voller Erfolg! In verschiedenen Formaten haben die Teilnehmenden zum Themenfeld der nachhaltigen Mobilität Inspiration gesammelt, eigene Themen angebracht und sich mit anderen Interessierten ausgetauscht.

Bundesmobilitätsgesetz

Noch im September haben wir unsere neue Kampagne für ein Bundesmobilitätsgesetz ins Leben gerufen. Denn wenn wir die Klimaziele im Verkehr bis 2050 erreichen wollen, müssen wir sofort handeln. Was fehlt, ist eine ganzheitliche und strategische Verkehrspolitik, die eine zukunftsfähige Mobilität für Menschen in den Blick nimmt. Das hat nicht zuletzt die Auseinandersetzung um den Dannenröder Wald und den Bau der A49 gezeigt. Dazu brauchen wir ein Bundesmobilitätsgesetz, das auf Bundesebene die Rahmenbedingungen für nachhaltige, sichere und bezahlbare Mobilität vor Ort setzt.

Die Zeit drängt: Das Bundesmobilitätsgesetz muss im nächsten Koalitionsvertrag stehen. Um das zu erreichen, müssen wir mit Politiker*innen sprechen, in der Fachwelt unsere Idee diskutieren und prominente Fürsprecher*innen gewinnen. Dafür brauchen wir Eure Unterstützung!

Ich will den VCD bei seiner Arbeit unterstützen!

Das geht am einfachsten mit einer Spende.


Yvonne Hennig

Projektbearbeitung Kommunikation & Öffentlichkeitsarbeit »Bundesweites Netzwerk Wohnen und Mobilität«
Fon 030/28 03 51-402
yvonne.hennig@vcd.org

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