Autos verbrauchen 40 Prozent mehr Sprit als Hersteller angeben

VCD kritisiert Mogeleien der Hersteller nicht nur bei Schadstoffen, sondern auch beim Klimagas CO2 und Verbrauch – Tests müssen endlich ehrliche Werte liefern.

Nach den heute veröffentlichten Zahlen des International Council of Clean Transportation (ICCT) liegen die CO2-Emissionen und damit die Kraftstoffverbräuche neuer Pkw-Modelle in Europa im Durchschnitt um 40 Prozent höher als die offiziellen Herstellerangaben.

Im Jahr 2001 betrug die durchschnittliche Abweichung noch acht Prozent. Bis heute haben sie sich mehr als vervierfacht. Neben den Schadstoffwerten sind damit auch die CO2- und Verbrauchswerte der Hersteller mehr als fragwürdig. Laut ICCT beruhen die Abweichungen hauptsächlich auf der zunehmenden Ausnutzung von Schlupflöchern beim Messverfahren. In der Folge sind die tatsächlich erzielten CO2-Reduktionen seit 2001 nur halb so hoch, wie offiziell von den Autoherstellern ausgewiesen.

Michael Müller-Görnert, Referent für Verkehrspolitik beim VCD: „Seit Jahren weist der VCD auf diese Diskrepanz hin. Wenn die Politik nicht endlich handelt und die Tricksereien rechtlich unterbindet, ist bis 2020 mit einem weiteren Anstieg der Abweichungen auf bis zu 50 Prozent zu rechnen.“

In der EU wird derzeit über die Einführung eines realitätsnäheren Testverfahrens, den sogenannten WLTP verhandelt. Dabei geht es auch um die Anpassung des CO2-Grenzwertes für 2020 von 95 g/km.  Doch statt für ein Ende der Schlupflöcher zu sorgen und damit den Schummeleien Einhalt zu gebieten, setzt sich die Bundesregierung bislang immer noch dafür ein, fragwürdige Praktiken des aktuellen Testverfahrens NEFZ in die Zukunft herüber zu retten. So soll grundsätzlich eine Korrektur der Messwerte um vier Prozent nach unten möglich bleiben oder auch das Vollladen der Batterie vor dem Test, um ein verbrauchserhöhendes Nachladen im Test zu unterbinden. Für den VCD ist dies nicht nur aus Umwelt- sondern auch aus Verbrauchersicht völlig inakzeptabel.

„Es ist die Aufgabe der Bundesregierung dafür zu sorgen, dass Schadstoff- und Verbrauchsmessungen ehrliche Werte liefern. Damit insbesondere CO2-Minderungen auch in der Realität ankommen, muss die CO2-Gesetzesgebung jetzt beim Umstieg auf den WLTP-Zyklus klare Testbedingungen festlegen – und dazu gehören auch die Messungen im Realverkehr“, so Müller-Görnert weiter.

Als Konsequenz der bekanntgewordenen und bewiesenen Manipulationen fordert der VCD darüber hinaus: Der Verstoß gegen Messregularien sollte in ganz Europa als Betrug mit hohen Geldstrafen für die Hersteller und mit strafrechtlichen Konsequenzen für verantwortliche Manager geahndet werden.

 

Für Rückfragen und Interviews:

Anja Smetanin, VCD-Pressesprecherin • Tel.: 030/280351-12 • Mobil: 0171-6052409 • Mail: <link>presse@vcd.org

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