CO2-Grenzwerte für Lkw dürfen nicht weiter außen vor bleiben – Schwere Nutzfahrzeuge müssen sparsamer werden

IAA Nutzfahrzeuge 2016 überdeckt mit technischen Zukunftsspielereien die eigentlichen Herausforderungen – Vorhandene Effizienzpotenziale müssen im Sinne des Klimaschutzes gehoben werden

Berlin/Hannover, 20. September 2016. Bei der morgen startenden IAA Nutzfahrzeuge 2016,  handelt es sich laut Veranstalter VDA, um die weltweit wichtigste Leitmesse rund um Lkw, Busse und Lieferwagen. Unter dem Motto „Ideen sind unser Antrieb“ wird wieder eine schöne neue Welt präsentiert, die Realitäten ausklammert und Zukunftsvisionen im Bereich des vernetzten und autonomen Fahrens in den Vordergrund stellt. Aus Sicht des ökologischen Verkehrsclubs VCD und des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) lenken die hier präsentierten Technikspielereien, wie beispielsweise der „Vision Van“ von Daimler, der als Showcar mit Landeplätzen für Drohnen ausgestattet ist, oder das „Platooning“, bei dem mehrere Lkw vernetzt hintereinanderfahren, von dringend notwendigen Neuerungen bei den Antrieben in punkto Effizienz und Verminderung des Treibhausgasausstoßes ab. 

Michael Müller-Görnert, Referent für Verkehrspolitik beim VCD: „Bisher konzentrieren sich Maßnahmen zur Verringerung des Verbrauchs und damit der CO2-Emissionen lediglich auf Pkw und leichte Nutzfahrzeuge – und zwar in ganz Europa. Für schwere Nutzfahrzeugen gibt es weder ein System zur Kontrolle der CO2-Emissionen noch entsprechende Verbrauchsnormen. Hier muss dringend gegengesteuert werden, anderenfalls sind schwere Nutzfahrzeuge künftig der größte Treibhausgasverursacher im Verkehr.“

Eine Analyse der internationalen Forschungsorganisation International Council on Clean Transportation (ICCT) zeigt, dass  der Verbrauch von großen Lkw in den vergangenen 20 Jahren nahezu konstant geblieben ist. So verbrauchen Sattelzugmaschinen nach wie vor rund 35 Liter Diesel pro 100 Kilometer. Gleichzeitig werden immer mehr Güter auf der Straße bewegt. Damit sind Lkw derzeit für rund ein Drittel der verkehrsbedingten CO2-Emissionen verantwortlich, obwohl sie nur fünf Prozent aller Straßenfahrzeuge in Europa ausmachen.

Während die EU effektive Vorgaben zur Verbrauchsminderung bei Lkw vermissen lässt, haben die USA bereits 2011 gehandelt, und entsprechende Vorgaben verabschiedet. Vor wenigen Wochen wurden diese sogar nochmals verschärft, für die Zeit bis 2027. Darüber hinaus gelten Grenzwerte für Lkw auch in Japan, Kanada und China.

Jens Hilgenberg, Verkehrsexperte beim BUND: „Wenn Europa in Sachen Effizienz bei Lkw nicht hinter China und andere Länder zurückfallen will, müssen rasch CO2-Grenzwerte für Lkw eingeführt werden. Mit den aktuell verfügbaren Technologien kann der Verbrauch der Lkw in den kommenden Jahren um 30 Prozent gesenkt werden, vorausgesetzt sie werden zum Standard. Dabei amortisieren sich die Mehrkosten für Spritspartechniken durch Verringerung der Kraftstoffkosten innerhalb kürzester Zeit.“

CO2-Grenzwerte für Lkw sind auch mit Blick auf das Erreichen der Klimaziele der EU und Deutschlands für 2030 ein zentraler Hebel. So muss Deutschland im Rahmen der EU-Lastenteilung seine Treibhausgasemissionen in den Sektoren, die nicht vom Emissionshandel umfasst sind, um 38 Prozent gegenüber 2005 verringern. Und der Verkehr ist der mit Abstand größte Emittent in diesen Sektoren.

Weitere Informationen im Hintergrundpapier „Argumente für die Einführung von CO2-Grenzwerten bei Lkw“ von BUND, NABU und VCD unter: <link http: bit.ly>bit.ly/2clyUSW
Für Rückfragen:

Anja Smetanin, VCD-Pressesprecherin, Tel.: 030-280351-12,
Mail: <link>presse@vcd.org oder <link>michael.mueller-goernert@vcd.org, Referent für Verkehrspolitik, VCD

Jens Hilgenberg, Mitarbeiter Verkehrspolitik, BUND, Tel. 030.27 58 64 67, Mail: <link>jens.hilgenberg@bund.net

zurück

Cookie-Einstellungen ändern