Ein Jahr Abgasskandal: Aufklärung erfolgte weder »schonungslos« noch »lückenlos«. Stattdessen werden Lücken gepflegt und Hersteller geschont.

VCD kritisiert Ablenkungsmanöver der Autoindustrie. Mit schönen Szenarien zu autonomen Autos werden eigentliche Aufgaben vernachlässigt. Diese heißen: saubere Autos bauen und in emissionsfreie Antriebe investieren.

Berlin, 16. September 2016. Am 18. September des letzten Jahres wurde der VW-Abgasskandal in den USA bekannt und trotz Versuchen der Hersteller und der Politik, dies als einzelnes Fehlverhalten darzustellen, ist klar, es handelt sich um einen Skandal der gesamten Autobranche. Fakt ist: Nachtests, ob in Deutschland oder im europäischen Ausland, haben gezeigt, dass fast alle Hersteller bei der Abgasreinigung und bei den CO2-Angaben tricksen und betrügen. Und auch nach einem Jahr Dieselgate drängt sich das Urteil auf: Die Hersteller haben nichts dazugelernt.

Mit der „schönen neuen Welt“ des autonomen Fahrens sowie digitalen Technikraffinessen versuchen die Autohersteller von ihren eigenen Fehlern abzulenken und machen weiter wie bisher. Damit sind sie auf dem Holzweg, so der ökologische Verkehrsclub VCD. Vertrauen kann die Automobilindustrie nur zurückgewinnen, indem sie einfach saubere Autos herstellt, die auch in der Realität das halten was sie versprechen. Mit Blick auf die Zukunft heißt das auch, statt in den Diesel, in emissionsfreie Antriebe zu investieren.

„Mit der Konzentration auf den Diesel, statt auf zukunftsfähige Konzepte, haben die Autohersteller auf das falsche Pferd gesetzt. Das fällt ihnen jetzt auf die Füße“, sagt Gerd Lottsiepen, verkehrspolitischer Sprecher des VCD. „Die Entwicklung bei der E-Mobilität haben die deutschen Hersteller in ihrer Dieselfixierung erst verschlafen und jetzt tun sie viel zu wenig, um ihr zum Durchbruch zu verhelfen. Die Politik, die durch Wegschauen den Abgasskandal erst ermöglichte und die sich davor scheut echten Druck für Gesundheit und Klimaschutz auszuüben, ist mit in der Verantwortung.“

Im letzten Jahr ist die Produktion wichtiger E-Auto-Modelle gar gestoppt worden, wie für den Smart Fortwo Electric Drive und den VW E-up!, und auch das Problem langer Lieferzeiten liegt ungelöst brach. Die E-Autos, die aktuell auf den Markt gebracht werden, sind überwiegend energiefressende SUVs und Luxusautos, die mit dem Etikett „elektrisch“ grüngewaschen werden. Zugelassen werden sie gerne als Firmen- oder Dienstwagen. Wegen der häufigen Nutzung auf der Autobahn und dank Tankkarte fahren sie primär mit Benzin und verbrauchen dann gut zehn Liter Sprit auf 100 Kilometer.

„Wenn die deutschen Autohersteller weiterhin an veralteten Geschäftsmodellen festhalten und nicht die Zeichen der Zeit erkennen, werden sie genauso enden wie die deutschen Stromkonzerne. Da hilft auch kein 5-Meter-SUV für den amerikanischen Markt, wie von VW angekündigt“, so Lottsiepen.

Wasilis von Rauch, Mitglied VCD-Bundesvorstand: „Damit wir das Klimaschutzziel eines emissionsfreien Verkehrs für 2050 erreichen, dürfen ab den 2030er Jahren keine Autos mit Verbrennungsmotoren mehr verkauft werden. Darauf muss sich die hiesige Autoindustrie einstellen. Und auch die Bundesregierung muss liefern und aufhören, Steigbügelhalter für die Fehler der Autoindustrie zu sein. Sie muss vielmehr den Anstoß für die Verkehrswende geben und die Branche zu Innovationen in Richtung einer zukunftsfähigen Mobilität mit weniger Autoverkehr antreiben: das bedeutet auch Anreize für emissionsfreie Antriebe und Sanktionen für fossile Kraftstoffe.“

Für Rückfragen: Anja Smetanin, VCD-Pressesprecherin • Fon 030/280351-12 • presse@vcd.org

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