Förderung von E-Autos braucht mehr als eine Kaufprämie

Industrie muss mit in die Verantwortung genommen werden, statt sie davon zu befreien.

Elektromobilitätsgipfel oder Treffen mit der Kanzlerin – erneut steht ein Spitzengespräch bevor, um dem 2013 gesteckten Ziel von einer Million E-Autos bis 2020 ein Stück näher zu kommen. Dabei geht es vor allem um die finanzielle Förderung von Elektroautos.

Der ökologische Verkehrsclub VCD zweifelt an dem Erfolg dieser Pläne und kritisiert die Mentalität des Handaufhaltens der Autoindustrie. Um eine deutliche Steigerung der Anzahl von Elektroautos zu erreichen, braucht es von der Politik ein schlüssiges Gesamtkonzept, das auf eine Verkehrswende setzt und damit auch die Elektromobilität durch geänderte Rahmenbedingungen fördert.

Michael Ziesak, VCD-Bundesvorsitzender: „Die Förderung einer innovativen Technik durch eine Kaufprämie macht nur dann Sinn, wenn sie durch höhere Abgaben einer schädlichen Technik finanziert wird. Reine Geldgeschenke führen nicht zum Durchbruch. Zumal die diskutierte Kaufprämie nicht einmal ausreichen würde, um E-Autos marktfähig zu machen. Solange die Kraftstoffe Diesel und Benzin so billig sind wie heute, bleiben E-Autos in der Gesamtrechnung auch mit der Kaufprämie deutlich teurer als effiziente Autos mit Verbrennermotor.“

Im Geist des Klimagipfels von Paris müssen endlich strukturelle Maßnahmen ergriffen werden, um den Verkehr insgesamt klimaverträglich zu gestalten. Dabei muss die Industrie mit in die Verantwortung genommen werden, statt sie davon zu befreien. Von strengen CO2-Grenzwerten für alle Pkwprofitiert das Elektroauto, weil es als Nullemissionsauto gerechnet wird. Je mehr E-Autos verkauft werden, umso leichter ist es für die Hersteller die Flottengrenzwerte einzuhalten. Die Emissionen des klimaschädlichen Treibhausgases CO2 – und damit die Nutzung von Benzin und Diesel – müssen zudem spürbar Geld kosten. Förderprogramme für nachhaltige Mobilität wiederum dürfen nicht allein auf das E-Auto ausgerichtet sein, auch der Ausbau von Straßen- und Stadtbahnen sowie der Radinfrastruktur oder die Elektrifizierung von Bussen gehört dazu.

Gerd Lottsiepen, verkehrspolitischer Sprecher des VCD: „Für den Fernverkehr sind E-Autos kaum geeignet, da große Batterien oder auch der Aufbau einer Ladeinfrastruktur zu teuer sind. Dementsprechend sollte der Fernverkehr mit Bahn und Bus gefördert werden. Elektroautos gehören in Fahrzeugflotten des Stadtverkehrs, besonders in Carsharing-Flotten. Hier zu investieren, ist viel zielführender als mit einer Kaufprämie Geld zu verbrennen.“

Stattdessen sollen morgen Subventionen für 10.000 Ladestationen beschlossen werden. Gerd Lottsiepen betont: „Das ist so, als würde der Staat Geld an Mineralölkonzerne für Tankstellen überweisen. Die Autoindustrie und die Energieversorger stehlen sich aus der Verantwortung. Es sollte selbstverständlich sein, dass vor allem die deutschen Autohersteller, die in den letzten Jahren Rekordgewinne eingefahren haben, in das entscheidende Geschäftsfeld der Zukunft investieren. Dazu gehören auch Anlaufverluste. Dass die Autohersteller sich an einer staatlichen Kaufprämie beteiligen wollen oder sollen, passt in den Karneval.“

 

Für Rückfragen: Anja Smetanin, VCD-Pressesprecherin • Fon 030/280351-12 • <link>presse@vcd.org

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