Frankreich veröffentlicht Untersuchungsbericht zum Abgasskandal und geht hart mit heimischen Herstellern ins Gericht

VCD: Weiterhin Fehlanzeige bei Aufklärung und vertrauensvollem Neuanfang in Deutschland

Berlin, 4. August 2016. Im Zuge des Abgasskandals hat sich das französische Umweltministerium nicht davor gescheut neben ausländischen Autoherstellern auch heimische Hersteller, in Bezug auf die Abgasreinigung, zu untersuchen und die Ergebnisse umfassend und transparent zu veröffentlichen. Vorbildhaft oder einzig eine verantwortungsbewusste Haltung? Beides, so der ökologische Verkehrsclub VCD.

Michael Müller-Görnert, Refernet für Verkehrspolitik beim VCD: „Die französische Umweltministerin Royal scheut sich nicht, heimische Autohersteller anzuprangern und diese deutlich zu kritisieren für falsche Angaben bezüglich der gesundheitsgefährdenden Stickoxide, während Verkehrsminister Dobrindt weiter schützend die Hand über die deutschen Hersteller hält. Bemerkenswert: Ségolène Royal schließt illegale Abschaltvorrichtungen nicht aus, da die Ergebnisse dies nahelegen. Alexander Dobrindt hingegen schließt illegale Abschaltvorrichtungen kategorisch aus, außer bei VW und lässt die Herstellerbegründung des Bauteilschutzes gelten. Lediglich ein freiwilliger Servicerückruf wird für die Fahrzeugtypen vereinbart, bei denen teils deutliche Abweichungen nachgewiesen wurden. Konsequentes Handeln sieht anders aus. Royal macht es vor. Sie droht sogar mit dem Entzug der Typenzulassung.“

Darüber hinaus veröffentlicht Frankreich auch die Ergebnisse zu den CO2-Nachmessungen. Bei dreiviertel, der untersuchten 86 Fahrzeugtypen, weichen die Testergebnisse erheblich von den Herstellerangaben ab, Einzelfahrzeuge zum Teil zu über 50 Prozent. Damit wird einmal mehr deutlich, dass die Autohersteller ihre Angaben bei der Typzulassung schönen.

Zum Vergleich Deutschland: Alexander Dobrindt hat im Rahmen seiner angeordneten Untersuchungen auch die CO2-Werte nachmessen lassen. Michael Müller-Görnert: „Auf die Veröffentlichung der CO2-Ergebnisse warten wir immer noch vergeblich. Und es stellt sich die Frage: Was will der Minister vertuschen?“

Sein Heimatbundesland, der Freistaat Bayern, hat gestern erst VW für die Folgen des Abgasskandals verklagt. Nicht wegen der Umweltfolgen, sondern aufgrund von Aktienkursverlusten des Bayerischen Pensionsfonds. Das zeigt mehr als deutlich: die Debatte um die Aufklärung des Abgasskandals wird nicht versanden. Nach vorne gerichtetes Handeln ist die einzige Lösung und Minister Dobrindt sollte endlich damit beginnen, im Sinne des Gesundheits- und Klimaschutzes sowie zur Schaffung von Vertrauen.

Für Rückfragen und Interviewwünsche:
Anja Smetanin, VCD-Pressesprecherin • Fon 030/280351-12 • presse@vcd.org

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