Gesunkene CO2-Emissionen im Verkehr: Ein Jahr im Krisenmodus macht noch keine Verkehrswende

Die Klima-Bilanz 2020 der Bundesregierung zeigt: Die CO2-Emissionen im Verkehr sind im letzten Jahr um 11,4 Prozent gesunken. Der ökologische Verkehrsclub VCD warnt davor, Anstrengungen beim Klimaschutz zu reduzieren. Nach dem Ende der Corona-Lockdowns droht ein starker Wiederanstieg der Emissionen durch mehr Mobilität.

Berlin, 16.03.2021. Zum ersten Mal seit Jahrzehnten sind die CO2-Emissionen im Verkehr laut der aktuellen Klima-Bilanz der Bundesregierung deutlich zurückgegangen. Sofortmaßnahmen, wie im Klimaschutzgesetz vorgesehen, bleiben dem Verkehrsministerium damit vorerst erspart. Aus Sicht des VCD liegt der Rückgang aber vor allem an der stark gesunkenen Mobilität während der Corona-Krise, nicht an einer nachhaltigeren Verkehrspolitik.

Prof. Dr. Stefan Bajohr, VCD-Bundesvorsitzender: „Wegen der Lockdowns sind viele Autofahrten zum Büro entfallen, der Flugverkehr blieb fast komplett am Boden, viele Menschen sind auf das Fahrrad umgestiegen. Doch vor allem auf der Straße nimmt der Verkehr längst wieder zu. Viele Menschen werden wieder in den Urlaub fahren oder fliegen, sobald es möglich ist. Da gibt es großen Nachholbedarf. Schon in diesem oder im nächsten Jahr könnten die Emissionen wieder deutlich steigen. Der Verkehrsminister selbst hat herzlich wenig zu der guten Bilanz des vergangenen Jahres beigetragen. Umso wichtiger ist es jetzt, endlich wirksamen Klimaschutz auf den Weg zu bringen.“

Um die Klimaziele zu erreichen, braucht es aus Sicht des VCD auch in den kommenden Jahren einen Rückgang dieser Größenordnung. Werden die nationalen Ziele an das neue, verschärfte EU-Ziel angepasst, steht für den Verkehr eine noch deutlich höhere Reduktion von 50 bis 55 Prozent bis 2030 an.

Michael Müller-Görnert, verkehrspolitischer Sprecher VCD: „Die Bundesregierung muss ihr Klimaschutzprogramm zügig überarbeiten. Für den Verkehr bedeutet das: Die Antriebswende muss beschleunigt und die Alternativen zum eigenen Auto gestärkt werden. Was sich im letzten Jahr bewährt hat, sollten wir weiter ausbauen: Statt neuer Autobahnen lieber Pop-up-Radwege schaffen und verstetigen, statt Dienstwagenprivileg und Entfernungspauschale besser Lastenräder und ÖPNV-Abos fördern.“

Dass auch sehr viele Dienstreisen und damit Fahrtkilometer und CO2 durch Videokonferenzen gespart werden können, haben der VCD und das Borderstep Institut vor kurzem in einer Studie vorgestellt: https://www.vcd.org/artikel/klimaschutzpotenziale-von-videokonferenzen-und-homeoffice/


Pressekontakt
Michael Müller-Görnert, verkehrspolitischer Sprecher • michael.mueller-goernert@vcd.org
Franziska Fischer • Pressesprecherin • 030/280351-12 • presse@vcd.org • www.vcd.org • Twitter: @VCDeV


Der ökologische Verkehrsclub VCD ist ein gemeinnütziger Umweltverband, der sich für eine umweltverträgliche, sichere und gesunde Mobilität einsetzt. Im Mittelpunkt steht dabei der Mensch mit seinen Bedürfnissen und Wünschen für ein mobiles Leben. Seit 1986 kämpft der VCD für ein gerechtes und zukunftsfähiges Miteinander aller Menschen auf der Straße – egal, ob sie zu Fuß, auf dem Rad, mit Bus und Bahn oder dem Auto unterwegs sind. Dafür arbeitet er vor Ort mit zwölf Landesverbänden und rund 140 Kreisverbänden und Ortsgruppen, bundesweit und europaweit vernetzt. Rund 55.000 Mitglieder, Spender und Aktivistinnen unterstützen die Arbeit des VCD für eine zukunftsfähige Mobilität.

 

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