Güterverkehr: Effizienz allein ist ein Irrweg

VCD-Magazin »fairkehr« diskutiert die Frage: Wie bekommen wir die zunehmenden Belastungen für Mensch und Umwelt durch den wachsenden Güterverkehr in den Griff?

Berlin, 18. Oktober 2016. Bis zum Jahr 2050 wird laut Umweltbundesamt (UBA) der Güterverkehr auf eine Billion Tonnenkilometer ansteigen, 75 Prozent mehr als noch 2005. Dabei verursacht der Güterverkehr schon heute durch Treibhausgase und Schadstoffe enorme Belastungen für Mensch und Umwelt. Die Emissionen im Güterverkehr zu senken, gilt als schwierig. Dem UBA zufolge ist das nur zu schaffen, wenn Güter konsequent auf die Schiene verlagert werden. Die derzeitige Politik konzentriert sich hingegen darauf, Lkw mit neuen Technologien effizienter und sparsamer zu machen. Doch wird das reichen? Die aktuelle Ausgabe des VCD-Magazins fairkehr ist der Frage auf den Grund gegangen und kommt zum Ergebnis: der Effizienz-Ansatz birgt Gefahren.

Autonom fahrende Lkw in dicht gestaffelten Zügen, die von Oberleitungen oder Brennstoffzellen angetrieben werden, stoßen lokal keine Treibhausgase aus und fahren effizienter. Gleichzeitig aber könnte die Warenbeförderung dadurch so billig, einfach und schnell werden, dass Konsum und Warenaufkommen explodieren. Verbraucher können dann online zahlreiche Beförderungsoptionen buchen und Händler schicken dem Serviceleitbild „Next-Moment-Delivery“ gemäß eine einzelne Zahnpasta-Tube auf die Reise. Dieser sogenannte „Rebound-Effekt“ macht die positiven Auswirkungen effizienterer Lieferfahrzeuge zunichte und kann sie sogar ins Negative umkehren.

Also doch Verlagerung der Güter auf die Schiene? Michael Ziesak, VCD-Bundesvorsitzender, macht in der fairkehr deutlich, dass vorher die Schieneninfrastruktur ausgebaut werden muss: „Wir brauchen mehr Anlagen, um Güter vom Lkw auf die Bahn zu verladen, und es müssen Kapazitätsengpässe im Schienennetz – vor allem an den Knoten – reduziert werden.“ Doch auch, wenn das getan ist, wird die Bahn nicht alle Lieferwege bedienen können.

Wir dürfen Transporte nicht nur verlagern, sondern müssen sie auch vermeiden, argumentiert Thomas Sauter-Servaes, Leiter des Studiengangs „Verkehrssysteme“ an der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften. In seinem Zukunftsszenario des Güterverkehrs beschreibt Sauter-Servaes, dass Waren mit Ersatzteilen aus 3D-Druckern repariert werden könnten, statt sich neue liefern zu lassen. Urbane Gärten auf ehemaligen Parkplätzen könnten helfen, den Bedarf der Städte an Grundnahrungsmitteln zu sichern. Der Transport vom Land könnte dann reduziert werden. Das erfordert aber ein Umdenken der Bürgerinnen und Bürger in ihrem Konsumverhalten und ihrer Lebensweise.

Am Ende ist klar: Mit mehr Effizienz oder Verlagerung allein kann die Politik den Güterverkehr nicht auf ein umweltverträgliches Maß reduzieren. Sie muss eine neue Kultur des Ressourcengebrauchs in der Gesellschaft fördern. Dazu braucht es kluge Maßnahmen und den Willen, sie umzusetzen.

Mehr zum Thema Güterverkehr, inklusive einer Reportage über die Probleme der Binnenschifffahrt auf der Elbe sowie einer zweiseitigen Infografik „Güterverkehr durch Deutschland“, lesen Sie in der aktuellen Ausgabe der fairkehr. Interessierten senden wir ein Rezensionsexemplar der Ausgabe 5/2016 kostenfrei zu. Mehr Informationen auch unter www.fairkehr-magazin.de.

Für Rückfragen: Anja Smetanin, VCD-Pressesprecherin • Fon 030/280351-12 • presse@vcd.org

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