VCD: Gesundheit geht vor Profit

Der Diesel-Gipfel muss ein Signal geben für saubere Luft und Kompensationszahlungen der Autoindustrie ins Gesundheitssystem. VCD fordert echte Nachrüstung statt Fake-Software: Nur ein Teil der Diesel mit SCR-Technik kann korrekt für Abgassäuberung programmiert werden. VCD Aktionen zum Diesel-Gipfel vor dem Bundesverkehrsministerium am 2. August: Ab 10.30 Uhr Interviewpartner vor Ort, Flash-Mob von VCD-UnterstützerInnen um 12.30 Uhr.

Berlin, 1. August 2017. Reine Software-Updates für Euro 5 und 6 Diesel-Pkw reichen bei den meisten Modellen nicht aus, damit die Autos die Grenzwerte für die Luftreinhaltung einhalten. Nur ein Teil der Diesel-Fahrzeuge mit SCR-Technik kann über die korrekt programmierte Bordsoftware so eingestellt werden, dass sie ausreichend Harnstoff in die Dieselabgase sprühen und damit die Grenzwerte einhalten. SCR steht für Selective Catalytic Reduction und bedeutet, dass eine Art Chemo-Reaktor im Auto wirkt. Zum SCR gehören neben dem Tank für die Harnstoff-Lösung (Markenname AdBlue) ein Rechner, eine Einspritzvorrichtung und ein Katalysator. Diese aufwendige Technik wurde bislang nur in einigen Modellen mit Abgasnorm Euro 6 eingebaut.

So hat der meistverkaufte VW-Golf Diesel bisher keine SCR-Technik, sondern nur einen NOx-Speicher-Kat. Damit kann der Golf-Diesel die gesetzlichen Grenzwerte für gesundheitsschädigende Stickoxide (NOx) auf der Straße nicht erreichen.

In alle Diesel-Autos ohne SCR müssen also Hardware-Systeme mit Tanks für den Harnstoff und der notwendigen Software eingebaut werden. „Die technische Umrüstung der Diesel-Pkw ist der erste Schritt, um die Menschen vor den Schadstoffen aus den Diesel-Pkw zu schützen, allerdings existieren die Nachrüstsysteme nur als Prototypen. Die Zulieferer brauchen ein eindeutiges Startsignal vom Diesel-Gipfel, um in die Produktion zu gehen“, sagt Gerd Lottsiepen, verkehrspolitischer Sprecher des VCD.

„Die Autohersteller müssen die Kosten für die Nachrüstung bezahlen, denn die Konzerne haben die Kunden und alle Menschen, die atmen, betrogen“, sagt Lottsiepen. „Porsche und VW haben allein im ersten Halbjahr 2017 ihren Nettogewinn verdoppelt. Die Nachrüstung kostet weniger als die 20 Milliarden Euro, die VW in den USA nach dem Abgasbetrug zahlen muss.“

Vom Diesel-Gipfel fordert der VCD „ein klares Signal für den Schutz von Bürgern und Verbrauchern“. Die Autohersteller sollen daher Strafzahlungen in Milliardenhöhe in das Gesundheitssystem leisten. Mindestens 38.000 Menschen sterben in der EU vorzeitig wegen der Luftverschmutzung durch NOx. Stickoxide schädigen die Atemorgane, verringern die Lungenfunktionen und schädigen damit auch das Immunsystem. NOx schaden auch Tieren, Pflanzen, Gewässern und dem Boden.

Der VCD fordert vom Diesel-Gipfel folgende Maßnahmen, um ein Mindestmaß an Vertrauen in die Politik wiederherzustellen. Gesundheit muss vor Profit gehen. Die Autohersteller müssen sich von allen betrügerischen Machenschaften lösen und wie in den USA Kompensation an Kunden und die Gesellschaft leisten.

  • Ab sofort wird kein Diesel mehr zugelassen, der den Euro 6-Grenzwert auf der Straße nicht einhält
  • Einführung der Blauen Plakette
  • Nachrüstung von Diesel-Fahrzeugen (Euro 5 und Euro 6) mit SCR-Technik und ausreichend großem Tank. Kosten übernehmen die Autohersteller
  • Dem Kraftfahrtbundesamt muss die Kontrolle über die Überwachung von Fahrzeugen im Realverkehr entzogen werden.
  • Kompensationszahlungen in das Gesundheitssystem
  • Eine Offensive für den Öffentlichen Verkehr, Nachrüstung von Bussen und Bahnen
  • Ausbau der Elektromobilität

Gerd Lottsiepen: „Aber es ist Vorsicht geboten. Die Versprechungen in Wahlkampzeiten müssen in den Koalitionsvertrag einfließen und schnell umgesetzt werden. Die Autoindustrie hat gezeigt, dass sie nur auf Druck und auf Gerichtsurteile reagiert. Die Kungelei zwischen Politik und Autoindustrie muss ein Ende finden.“

VCD-Aktionen vor dem Bundesverkehrsministerium

VCD-Verkehrsexperte Gerd Lottsiepen und VCD-Vorstand Wasilis von Rauch sind ab 10.30 Uhr vor dem Bundesverkehrsministerium und stehen für Interviews zur Verfügung.

12.30 Uhr beginnt der Flash-Mob in der Invalidenstraße und zieht als Demo mit Die-In vor das Bundesverkehrsminiserum, Ankunft ca. 12.45 Uhr.

Für Rückfragen und Interviewwünsche:
Ulrike Fokken, VCD-Pressesprecherin • Telefon  030/280351-12 • <link>presse@vcd.org • <link http: www.vcd.org>www.vcd.org
Mobilnummer für Presse während dieser Aktion: 0173 – 29 44 44 7

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