VCD zur Eröffnung der ICE-Strecke Berlin-München: Lücken im Bahnnetz schließen statt Prestigeprojekte bauen

Hochgeschwindigkeitsstrecke bringt Vorteile, eklatante Mängel im Bahnnetz bleiben jedoch bestehen: Regionen jenseits der Metropolen müssen stärker eingebunden, Anschlusszüge besser mit dem Fernverkehr abgestimmt und Engpässe im Netz beseitigt werden.

Berlin. Zur Eröffnung der ICE-Strecke Berlin – München hat der ökologische Verkehrsclub VCD auf eklatante Mängel beim Ausbau der Bahninfrastruktur hingewiesen. Beim Neubau der Hochgeschwindigkeitsstrecke Berlin – München seien die Regionen unzureichend mitgedacht und gute regionale Verbindungen zur Schnellfahrstrecke außen vor gelassen worden. Für Bahnfahrende aus Jena und der Region um Nürnberg hätte sich die Bahnanbindung ins Fernstreckennetz durch die Neubaustrecke sogar verschlechtert. Der Fokus auf das milliardenschwere Großprojekt dürfe zudem den Blick auf ungelöste Probleme wie überlastete Strecken und gravierende Lücken im Schienennetz nicht verstellen, forderte der VCD.

„Nur zehn Prozent der Menschen in Deutschland leben in Metropolen. Das spielte aber beim Bau der neuen ICE-Strecke keine Rolle. Mit Höchstgeschwindigkeit von Berlin nach München war die Maxime. Auf die Bedürfnisse der Menschen in den angrenzenden Regionen wurde kaum Rücksicht genommen. Die Zeit solcher milliardenschweren Großprojekte geht zu Ende. Mit Hochgeschwindigkeitszügen alleine ist keine Verkehrswende zu machen“, sagt Philipp Kosok, Bahn-Referent beim VCD.

Unbestritten ist, dass sich für die Reisenden zwischen Berlin und München deutliche Verbesserungen durch die Hochgeschwindigkeitsstrecke ergeben. Die Züge sind nicht nur schneller unterwegs, sie fahren auch häufiger. Der klimaschädliche Flugverkehr gerät damit zunehmend unter Druck. Doch um noch mehr Menschen und Güter auf die Schiene zu bringen, müssten die Regionen jenseits von Metropolen stärker eingebunden und Zugverbindungen besser aufeinander abgestimmt werden. Engpässe an wichtigen Knotenpunkten wie Köln, Hamburg oder Mannheim müssten schnellstmöglich behoben und chronisch überlastete Strecken wie die Rheintalbahn oder Frankfurt – Mannheim ausgebaut werden.

Matthias Kurzeck, Mitglied im VCD-Bundesvorstand: „Was die Fahrgäste erwarten, sind pünktliche Züge, um auch mit Umsteigen schneller und bequemer Reisen zu können. Ab dem Fahrplanwechsel am 10. Dezember müssen Fahrgäste aus der wachsenden Universitätsstadt Jena für eine Reise nach München künftig erst mit dem Regionalzug nach Erfurt fahren. Anstatt am Erfurter Hauptbahnhof direkt in den ICE steigen zu können, heißt es 23 Minuten warten. Das ist das Gegenteil von schnellem Reisen. Wir fordern den Deutschland-Takt: Strecken sollten so ausgebaut und geplant werden, dass die Anschlüsse passen und alle Menschen von einem verbesserten Bahnangebot profitieren.“

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