mobil.punkt Bremen

mobil.punkte und mobil.pünktchen für Bremen

Mit dem Projekt mobil.punkt wurden in Bremen mehrere zentrale (mobil.punkt) und kleine, dezentrale Mobilstationen (mobil.pünktchen) aufgestellt. Sie überzeugen durch ein intuitives Carsharing-System und schaffen neue Qualität im städtischen Raum.

Das Projekt mobil.punkt wurde ins Leben gerufen, da Untersuchungen gezeigt haben, dass die Straßen im Innenstadtbereich und das Klima entlastet werden, wenn Carsharing als Ergänzung zu anderen umweltfreundlichen Verkehrsmitteln eingesetzt wird. Frei nach dem Motto „Use it, don’t own it!“ wurde viel Werbung und Überzeugungsarbeit für das Konzept der Mobilstationen innerhalb der Stadt geleistet. Seit 2003 zeigen inzwischen 24 Bremer „mobil.punkte“, dass der Straßenraum und Parkraum  stark entlastet wurde.

Aus der Kooperation der Kommune mit dem Carsharing-Dienstleister cambio entwickelte sich ein preisgekröntes Projekt. Das Prinzip mobil.punkt integriert das Carsharing infrastrukturell in den Straßenraum, unter anderem dank einheitlicher Ausendarstellung. Die mobil.punkt Stationen sind sichtbar im öffentlichen Raum und gut zu Fuß, mit dem Fahrrad und mit Bus und Bahn erreichbar. Über 11.000 Bremerinnen und Bremer nutzen inzwischen das Carsharing Angebot, Tendenz steigend. Statistisch haben die Carsharing Nutzerinnen und -Nutzer damit bereits 4.000 Privat-PKW ersetzt. Neben den 10 mobil.punkten - größere Mobilitätsstationen auf öffentlichem Straßenraum - gibt es seit 2013 14 mobil.pünktchen, kleinere Stationstypen, die sich hauptsächlich in engeren Straßen befinden.

Die meistens genutzte Längsanordnung ist für die dicht bebauten Innenstadtquartiere gut geeignet. Der Zugang zu den Fahrzeugen wird an den mobil.pünktchen nicht per Schlüsseltresor, sondern über einen direkten smart-card-Zugang gewährleistet. Insbesondere die kleinen Mobilitätsstationen tragen in ihrer Gestaltung dazu bei, dass Kreuzungen für Müllabfuhr und Feuerwehr durch "Gehwegnasen" von parkenden Autos freigehalten werden. Problemzonen werden bewusst in die Standortauswahl einbezogen. Die mobil.punkte haben sich mittlerweile zu einem Selbstläufer entwickelt. Die Stadtteilbeiräte kommen auch auf die Stadtverwaltung zu und schlagen Standorte für weitere Carsharing-Stellplätze vor.

Auf der mobil.punkt-Website wird deutlich, dass das Modellvorhaben auch international punktet und in vielen Ländern präsentiert wurde. Als erster kommunaler Fachplan für Carsharing wurde der Bremer Car-Sharing Aktionsplan bereits mehrfach ausgezeichnet. Der Aktionsplan zielt darauf ab bis 2020 über 20.000 Nutzer/innen zu generieren und legt eine Strategie zur Umsetzung dieses Ziels dar.

Bürgerschaftsbeschluss für mobil.punkte auch am Stadtrand

Die vielen mobil.punkte stehen gut erreichbar nahe Bus- und Bahnhaltestellen und sind mit Carsharing-Fahrzeugen und Fahrradbügeln für Privaträder  ausgestattet. Der Anbieter cambio betreibt in Bremen ca. 240 stationsgebundene Fahrzeuge, Move About ist mit ca. 15 Fahrzeugen an neun Stationen und Flinkster mit drei Autos am Bahnhof  vertreten. Insgesamt stehen die Stationen vorrangig im Innenstadtbereich, wo man teilweise schon alle 300m eine Station findet. An innenstadtfernen Lagen gibt es derzeit nur vereinzelte Standorte, allerdings wünscht die Bremer Bürgerschaft mit Beschluss vom November 2013, das Carsharing-Angebot im Sinne der sozialen Gerechtigkeit auch vermehrt in den Randgebieten auszuweiten. Carsharing-Anbieter handeln marktwirtschaftlich orientiert und ziehen daher Standorte vor, die sich finanziell tragen. Es gibt bereits Überlegungen, wie man zukünftig mit den ggf. anfangs weniger wirtschaftlichen Standorten am Stadtrand umgehen kann, eine Bezuschussung des Car-Sharing-Betriebs ist jedoch nicht vorgesehen.

Bevor die Bauarbeiten für einzelne Stationen beginnen, werden die zuständigen Ortsämter und Stadtteilbeiräte sowie in der Nachbarschaft lebenden Haushalte mit Hauswurfsendungen über das Bauvorhaben informiert.  Im Regelfall werden die mobil.punkte von der Bevölkerung sehr gut akzeptiert. Ein Carsharing-Fahrzeug wird in Bremen im Schnitt von 45 Menschen genutzt.

Die Carsharing-Plätze im öffentlichen Straßenraum werden per Sondernutzung gebührenpflichtig einem Carsharing-Anbieter überlassen. Bei der  Standortauswahl  wird ein umfangreicher Beteiligungsprozess angestoßen: die zuständigen Stadtteilbeiräte und Ortsämter, die Feuerwehr und Müllabfuhr, das Amt für Straßen und Verkehr, die Abwasserentsorgung und die Carsharing-Anbieter werden involviert. Danach folgt erst die Detailplanung und Umsetzung einer Station.

Anforderungen für die mobil.punkt-Nutzung

Die mobil.punkte befinden sich alle im öffentlichen Straßenraum. Die Sondernutzung die den Gebrauch auf Casharing-Fahrzeuge einschränkt, wird an die Bremer Parkraumbewirtschaftungs- und Management-GmbH (BREPARK) erteilt, die die Nutzung dann Carsharing-Anbietern gegen Nutzungsgebühr überlässt. Die Reinigung der Stelen, der Winterdienst, die Finanzierung der Schlüsseltresore und der Klappbügel obliegen dem Carsharing-Unternehmen. Wenn diese in Bremen einen mobil.punkt nutzen wollen, müssen sie die Kriterien des „Blauen Engels“ erfüllen (RAL-UZ 100 oder RAL-UZ 100b; bei cambio und Move About der Fall). Ebenso ist im Bremer Aktionsplan Carsharing festgelegt, dass die Carsharing-Anbieter eine jährliche Umfrage zu Nutzerzahlen und -verhalten durchführen müssen. Der Carsharing-Anbieter muss den Nachweis erbringen, dass er den öffentlichen Straßenraum durch seine Dienstleistung entlastet in dem er nachweist, dass seine Nutzer ihre persönlichen Autos abschaffen. Nur durch eine Ersatzquote von mindestens 1:6  können sie die öffentlichen Flächen nutzen. Aktuell liegt die Entlastungsquote der Anbieter in Bremen zwischen 10 und 15 Privatautos, die durch ein Carsharing-Fahrzeug ersetzt werden.

Die Bremer Straßenbahn AG (BSAG) kooperiert mit Move About in dem Vorhaben „Vahr vernünftig“, mit Carsharing-Stationen nahe des ÖPNV (Stationen Vahr, Osterholz und dem BSAG Zentrum). Die BSAG nutzt zudem tagsüber Carsharing-Fahrzeuge als Dienstwagen, die am Abend wieder der breiten Öffentlichkeit zur Verfügung stehen.

Ladeinfrastruktur für E-Bikes an erweiterten Mobilitätsstationen

In Zukunft soll auch sicheres Parken für E-Bikes an einer Pilotstation geschaffen werden. Vorerst sollen 1- 2 Pilotstationen an innenstadtferneren Standorten als erweiterte mobil.punkte aufgebaut werden. Diese Stationen sollen in Zukunft besonders Ein- und Auspendler ansprechen und ein Mobilitätsangebot für die Stadt-Umland-Beziehung darstellen. Das Carsharing am Stadtrand soll in Bremen genauso wie in den Innenstadtbereichen als Ergänzung zum privaten Fahrrad und dem Fuß- und ÖPNV-Verkehr dienen.

ÖV-Stammkundschaft und Neubürger/innen bekommen Vergünstigungen

ÖPNV-Abonenten werden bei cambio und Move About 30 Euro Anmeldegebühr erlassen. Studierende und junge Erwachsene unter 25 Jahren erhalten weitere Rabatte bei beiden Anbietern. Bremer Neubürger/innen wird im Zuge der Neubürgerberatung ein Schnupperangebot beim städtischen ÖPNV und beim Carsharing angeboten. Neben diesem kostenlosen 7-Tage-Tickets und der erlassenen Anmeldegebühr beim Carsharing gibt es eine telefonische Beratung und Fahrradkarten.

Integrierte Kommunikation und hohe Akzeptanz für die mobil.punkte

Die mobil.punkte in Bremen verfolgen einen ganzheitlichen Ansatz und integrieren Organisation, Tarif, Gestaltung und Kommunikation. Beispielsweise wird auf den Straßenbahnen Werbung für das Carsharing gemacht.  Sowohl die mobil.punkte als auch die mobil.pünktchen haben die das Carsharings in die öffentliche Wahrnehmung gerückt. Das bereits 2003 gestartete Projekt hat inzwischen Vorbildwirkung entfaltet. In Nürnberg, Leipzig oder Bergen (Norwegen) entstehen Mobilitässtationen nach Bremer Muster. Die Hansestadt Bremen hat das Namensrecht auf den Begriff „mobil.punkt“, erlaubt seine Nutzung aber auch anderen Städten, sofern die Bremer Qualitätsanforderungen erfüllt werden.

Finanzierung durch diverse Fördermittelgeber

Finanziert haben sich die mobil.punkte hauptsächlich aus Drittmitteln wie Bundesmitteln, Mittel der Region und europäischen Fördergeldern aus verschiedenen Programmen wie z.B. CIVITAS, dem europäischen Städtenetzwerk für nachhaltige Mobilität,  dem INTERREG-Programm für Europäische territoriale Zusammenarbeit, dem Europäischer Fonds für regionale Entwicklung EFRE und dem LIFE-Fördermitteltopf (Financial Instrument for the Environment). Die Kosten für einen mobil.punkt, bzw. ein mobil.pünktchen liegen zwischen 5.000 Euro für eine einfache Ausführung bis zu 40.000 Euro für einen aufwendigeren Auf- und Umbau. Die erweiterten mobil.punkte am Stadtrand sind Bestandteil des EU-Projekts SHARE-North, das bis 2019 läuft.

Trotz Hürden eine erfolgreiche Umsetzung

In der Anfangszeit (2003) bestand Unsicherheit, welcher rechtliche Weg der Geeignete ist, um Carsharing-Stationen im öffentlichen Straßenraum anzulegen. Das Carsharinggesetz (CsgG) soll allgemeingültige Rahmenbedingungen für Carsharing Stellplätze im öffentlichen Straßenraum einrichten. Auch in 2016 ist die Nutzung des Straßenraums für Stellplätze nur mit einer Sondernutzungsgenehmigung möglich. 

Gerade in den innerstädtischen Wohnquartieren bestehen große Nutzungskonkurrenzen im Straßenraum. Die Anlage von mobil.punkten ist daher immer Gegenstand intensiver Diskussionen vor Ort. Eine umfangreiche Beteiligungsarbeit bei der Standortwahl, Vorplanung und Umsetzung ist essentiell und fordert Zeit und Personal. Mit der jährlichen Auswertung zum Stellplatz-Entlastungseffekt können wichtige Beiträge zu einer sachlichen Diskussion geleistet werden.

    Steckbrief mobil.punkt Bremen

    Bremen: 557.400 Einwohner/innen (Stadt Bremen, 2015)

    Wegeanteil Umweltverbund: 63,9 % (SrV 2013)

    Elemente: Große und kleine Mobilitätsstationen

    Start:  April 2003

    Akteure: Stadt Bremen, BREPARK GmbH, cambio, Flinkster und moveabout

    Nutzergruppe: Alle registrierten Nutzer/innen

    Kosten: 5.000 – 40.000 Euro je Mobilitätsstation

    Finanzierung: CIVITAS, INTERREG, EFRE und SHARE NORTH

    Besonderheit: Das „Bremer Modell“ wird national und international kopiert; Nürnberg, Leipzig und  Bergen in Norwegen setzten es bereits um.

    Ansprechpartner/innen:

    Rebecca Karbaumer

    Freie Hansestadt Bremen

    Der Senator für Umwelt, Bau und Verkehr

    Referat 22 – Immissionsschutz und nachhaltige Mobilität

    Tel: 0421 361-59427

    rebecca.karbaumer@bau.bremen.de

     

    Michael Glotz-Richter

    Freie Hansestadt Bremen

    Der Senator für Umwelt, Bau und Verkehr

    Referat 22 – Immissionsschutz und nachhaltige Mobilität

    Tel:0421-361 6703

    michael.glotz-richter@umwelt.bremen.de

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