Die Folgen der derzeitigen Verkehrspolitik sind für uns alle jeden Tag spürbar: Lärm, schlechte Luft, Staus, Unfälle mit Getöteten und Verletzten, schlechte Bus- und Bahnanbindungen auf dem Land, Stress und Enge in der Stadt. Der zunehmende Lkw- und Pkw-Verkehr heizt das Klima immer weiter auf.
Doch immer mehr Menschen haben die Nase voll davon. Immer mehr Menschen setzen sich für sichere Fuß- und Radwege, gesunde Luft, mehr Lebensqualität in ihren Städten und eine umweltschonende und bezahlbare Mobilität ein.
Der VCD stärkt diese Menschen. Gemeinsam mit ihnen machen wir Druck auf die Politik, endlich die Weichen für die Verkehrswende zu stellen: weg vom Auto, hin zu mehr Fuß-, Rad-, Bus-, und Bahnverkehr, weg von fossilen Treibstoffen, hin zum CO2-freien Verkehr.
Die Verkehrswende ist ein Prozess. Ein Prozess der - ähnlich wie die Energiewende - bedeutet, dass wir den Verkehr und unsere Mobilität nachhaltig und zukunftsfähig aufstellen. Damit dies geschehen kann, muss die Politik die Rahmenbedingungen dafür schaffen. Was getan werden muss, haben wir in unseren sechs Kernforderungen formuliert.
Wir brauchen ein dichtes, bundesweit ausgebautes Fuß- und Radwegenetz, auf dem Menschen jeden Alters komfortabel, sicher und barrierefrei unterwegs sein können. Jeder Mensch sollte eine gute Rad- und Fußverkehrsinfrastruktur vor der Haustür haben, die das angenehme und schnelle Erreichen aller Ziele ermöglicht. Das geltende Straßenverkehrsrecht muss so reformiert werden, dass Fußgänger*innen und Radfahrer*innen mehr Raum und Sicherheit im Verkehr bekommen.
Die Zahl der Nutzer*innen des öffentlichen Verkehrs muss bis 2030 verdoppelt werden. Dafür sollte ein Bus- und Bahnangebot geschaffen werden, das kurze Wartezeiten und unkompliziertes Reisen ermöglicht. In ländlichen Regionen brauchen wir Busverbindungen mindestens im Stundentakt. Bundesweit brauchen wir den Deutschland-Takt: einen Bahn-Fahrplan, den jeder versteht, mit Zügen, die im Stunden- oder Halbstundentakt fahren und bundesweit aufeinander abgestimmt sind. Dazu passende Anschlüsse im Nahverkehr sowie ein verständliches Tarifsystem mit bezahlbaren Preisen. Das Schienennetz muss so ausgebaut werden, dass ein reibungsloser Güterverkehr darauf möglich ist. Der klimaschädliche Lkw-Verkehr muss deutlich verringert werden.
Alle Autos müssen viel sparsamer werden; die Elektromobilität soll gemeinsam mit den erneuerbaren Energien schnell ausgebaut werden. Ab 2030 darf in Deutschland kein Pkw mit Verbrennungsmotor mehr neu zugelassen werden. Gleichzeitig sollte durch den Ausbau alternativer Mobilitätsangebote die derzeitige Zahl von 46,5 Millionen Pkw um rund zwei Drittel auf 17 Millionen im Jahr 2050 sinken. Weniger Autos und emissionsfreie Antriebe schonen das Klima und führen zu mehr Lebensqualität: Es gibt bessere Luft, weniger Lärm, weniger Unfälle und mehr Raum für Menschen.
Kein Mensch darf mehr im Verkehr sein Leben verlieren. Für dieses Ziel – die Vision Zero – braucht es kurzfristig auch neue Tempolimits: eine Höchstgeschwindigkeit von 120 Kilometer pro Stunde auf Autobahnen, von 80 Kilometer pro Stunde auf Landstraßen und eine Regelgeschwindigkeit von 30 Kilometer pro Stunde in der Stadt.
Tempolimits helfen auch dem Klima. Allein durch 120 km/h auf Autobahnen könnten jährlich rund drei Millionen Tonnen CO2 eingespart werden.
Wir brauchen eine ökologische Steuerreform, die klimafreundliche Verkehrsmittel im Wettbewerb stärkt und sozial gerecht ist. Wer sich umweltschonend fortbewegt, sollte entlastet werden. Die Nutzung umweltschädlicher Verkehrsmittel muss teurer werden. Schluss also mit Dieselsteuer-Rabatten, Dienstwagenprivilegien und steuerfreiem Flugzeugtreibstoff. So bleibt auch mehr Geld für die Förderung von Bus, Bahn, Rad- und Fußverkehr. Die Basis für Steuern und Abgaben im Verkehr muss der CO2-Ausstoß sein.
Mobilitätsbildung muss vom Kindergarten über Grund- und weiterführende Schulen sowie Ausbildung oder Studium bis ins hohe Alter verankert und umgesetzt werden. Menschen sollen frühzeitig und lebenslang über die Vorteile und Möglichkeiten der nachhaltigen Mobilität informiert werden. So erfährt jeder und jede Einzelne immer wieder, dass und auf welche Weise ein mobiles Leben umweltschonend und mit hoher Lebensqualität möglich ist.
Februar 2019, pdf, 3,3 MB
Verkehrspolitischer Sprecher
Fon 030/28 03 51-19
michael.mueller-goernert@vcd.org