Schweiz

Burgunderstrasse in Bern-Bümpliz

Wenn ohnehin jeder zweite Haushalt der Stadt Bern kein Auto besitzt, liegt es nah, eine Wohnsiedlung autofrei zu denken und zu konzipieren. Diesem Grundsatz ist die Siedlung Burgunder im schweizerischen Bern konsequent und erfolgreich gefolgt – und das trotz bürokratischer Hürden.

Per Sonderregelung zur Wohnsiedlung mit lauter Mieter*innen ohne eigenen PKW

Wo bis vor wenigen Jahren noch Fabrik- und Gewerbebetriebe standen, konnte 2010 ein Wohnprojekt mit wegweisenden Alleinstellungsmerkmalen Wirklichkeit werden. Als erste autofreie Siedlung der Schweiz leisteten die Planer*innen hierbei auf ganzer Linie Pionierarbeit. Der Weg dorthin war allerdings nicht leicht.

Nicht einfach autofrei…

Erst durch eine bis dahin einmalige Sonderregelung mit der Stadt Bern konnte das Mietobjekt von der Erstellung der gesetzlich vorgeschriebenen Parkplätze befreit werden. Im Gegensatz dazu musste sich das Wohnungsunternehmen dazu verpflichten, ein geringes Verkehrsaufkommen aus der Siedlung heraus durch entsprechende Maßnahmen, die den nicht-motorisierten Verkehr fördern, zu gewährleisten. Eine besondere Vereinbarung das „autofeie Wohnen“ betreffend wird daher zwischen dem*der Vermieter*in und der Mietpartei geschlossen. Diese verbietet den Mieter*innen, Pkw auf den – ohnehin wenigen – Abstellplätzen der Liegenschaft zu parken. Die vorhandenen Abstellplätze dürfen grundsätzlich nur als Gastparkplätze genutzt werden.

… und trotzdem gut angebunden

Bei der Siedlung Burgunder sind die Rahmenbedingung für eine autofreie Siedlung eindeutig gegeben: Mitten im aufblühenden Westen Berns gelegen und nur einen Steinwurf vom S-Bahnhof, einer Tramstation und Einkaufsmöglichkeiten entfernt, stellt ein urbanes Leben ohne Auto keine Einschränkung dar.

Grundstein für die Mobilität der Bewohner*innen bildet neben dem ÖPNV das Fahrrad. Die Innenstadt Berns lässt sich auf dem Rad in nur 20 Minuten komfortabel erreichen, sodass mit 200 neu geschaffenen Fahrradabstellplätzen im Quartier Anreize geschaffen wurden, diese Möglichkeit auch zu nutzen. Ein zusätzliches Angebot sind die drei Car-Sharing Autos, die im Umkreis von 300 Metern zu finden sind. Besucher*innen können dafür auf einen der 13 Parkplätze zurückgreifen.

Trotz dieses umfangreichen und schlüssigen Mobilitätskonzeptes mussten die Bauträger den Behörden nachweisen, dass die Fläche für die sonst übliche Anzahl von Abstellplätzen grundsätzlich auf dem Grundstück vorhanden wäre. Eine Tiefgarage müsste demnach im Falle von Nichteinhalten der Vereinbarung nachträglich errichtet werden.

Steckbrief Burgunderstrasse in Bern-Bümpliz

  • Projektträger: npg AG für nachhaltiges Bauen, Wok Burgunder AG
  • Anzahl Wohneinheiten: 80
  • Bewohner*innen: 180
  • Mobilitätsangebote: Carsharing, ÖPNV-Anbindung, komfortables und sicheres Fahrradparken
  • Mobilitätskonzept: npg AG für nachhaltiges Bauen, Wok Burgunder AG, Stadt Bern, BSR Bürgi Schärer Raaflaub Architekten
  • PKW-Stellplatzschlüssel: 0,175 PKW/Wohneinheit
  • Zeitlicher Rahmen: Erste Einzüge Frühling 2011
  • Bestand oder Neubau: Alt- und Neubau
  • Ort: Bern-Bümpliz, Schweiz

Wir bedanken uns beim Verkehrsclub der Schweiz (VCS) für die freundliche Unterstützung bei der Erstellung des Artikels. Weitere Informationen zu intelligenter Mobilität im Wohnquartier und guten Beispielen in der Schweiz finden Sie unter: https://wohnbau-mobilitaet.ch/.