Baden-Württemberg

Projektregion Baden-Württemberg

Mit den Städten Karlsruhe und Pforzheim sind im Heimat-Bundesland von Fahrrad und Automobil zwei Kommunen an den Start gegangen, die sehr unterschiedliche Voraussetzungen und Fragestellungen in das Netzwerk einbringen: Fahrradstadt trifft Autostadt, flach trifft hügelig, die »Stadt der kurzen Wege« trifft auf das »Lebensgefühl auto-mobil«. Bei genauerem Hinschauen verbirgt sich jedoch jedes dieser Gegensatzpaare in den aktuellen Handlungsfeldern beider Städte – als alltägliche Herausforderung auf dem Weg hin zu integrierten Mobilitätskonzepten im Neubau sowie im Bestand.

Die Stadt Karlsruhe

Die amtierende deutsche Fahrradhauptstadt (ADFC-Fahrradklimatest 2018) verfolgt seit 2005 ein Radförderkonzept, welches Fahrradinfrastruktur konsequent fördert und ausbaut. Das hat Karlsruhe die beachtliche Zahl von derzeit 31% Radverkehrsanteil am Gesamtverkehr beschert. Auf die 300.000 Einwohner*innen entfallen zudem ca. 2.000 Carsharing-Fahrzeuge, die größte Flotte in Deutschland. Die Förderung des Zufußgehens und der Attraktivität des ÖPNV ist schon seit langer Zeit im sogenannten »Karlsruher Modell« angelegt – die Bahnen verkehren als sogenannte Zweisystem-Fahrzeuge bis weit in die Region.

Nachhaltige Mobilität ermöglicht auch die Ende 2021 in Betrieb genommene U-Strab –  die inzwischen bahnfreie Ost-West-Verbindung entlang der Innenstadt-Einkaufsmeile einschließlich Südabzweig Richtung Hauptbahnhof. Mit dem „Karlsruher Programm für Aktive Mobilität« und dem integrierten Planungsprozess »Öffentlicher Raum und Mobilität Innenstadt« wurden zudem erstmals integrierte Mobilitätskonzepte erarbeitet, bei denen eine Fußverkehr-Policy verstärkt in den Blick genommen wird.

Die Stadt Pforzheim

Die Drei-Flüsse-Stadt gehört zu den berühmten Beispielen eines Wiederaufbaus nach hoher Zerstörungsrate durch einen Luftangriff der Alliierten – nach dem damals aktuellen Leitbild der »gegliederten und aufgelockerten Stadt«. Es war der Karlsruher Stadtplaner und Architekt Ernst Otto Schweizer, der den Pforzheimern damals die Autogerechtigkeit als städtebauliches Primat an die Hand gab – die Achsen dieser Planung prägen Pforzheim bis heute: Die wichtigste Durchgangsstraße vom Schwarzwald in den Enzkreis, die Zerrennerstrasse, heisst im Volksmund »Zertrennerstrasse«.

Mit gut 120.000 Einwohnern gehört Pforzheim zur prosperierenden Gruppe der Oberzentren Baden-Württembergs, die in starker struktureller Wechselbeziehung zu ihrem ländlichen Umland stehen. Je eine gut 20-minütige Zug- und Autofahrt von Stuttgart im Osten und von Karlsruhe im Westen entfernt, gerät die Kommune jedoch zunehmend auf den Radar von bau- und wohnwilligen Großstädtern, welche die Halbhöhenlage mit Blick auf Nagold, Enz und Würm zu schätzen wissen. »Pforzheim leben« lautet darum auch der Slogan einer gesamtstädtischen Kampagne, die das Wohnen und Arbeiten ins »Leben« zusammenfasst – auch mit dem Anspruch einer Agenda für urbane Mobilität.

Bisherige Erfolge

Um die räumliche Verknüpfung und das Branding der vorhandenen Dezentral- und Quartiers-Hubs in Karlsruhe zu fördern, hat das Netzwerk gemeinsam mit dem Stadtplanungsamt zwei operative Hilfen für die Kommunikation mit den Wohnungsunternehmen entwickelt: zum einen den »Karlsruher REAL-Kompass Mobilstationen« und sein zukunftsgerichtetes Gegenstück, den IDEAL-Kompass. Zum anderen hat uns das Tiefbauamt mit einer GIS-basierten Bestandskarte der Liegenschaften Karlsruher Wohnungsunternehmen unterstützt. Ein großer Gewinn dieser Karte, auf der alle Datensätze vorhandener Mobilitätsbausteine im Umweltverbund zusammengeführt werden, ist die augenfällige Erkennbarkeit von deren Einzugskreisen sowie der Nachbarschaftslagen. Es lassen sich so einerseits Ergänzungsbausteine, andererseits deren kooperative Entwicklung auf den ersten Blick gut einschätzen.

Eines von mehreren Leuchtturmprojekten in Pforzheim ist der Bebauungsplan Kallhardtstraße. Er beinhaltet ein integriertes Mobilitätskonzept, mit dem eine Stellplatzreduktion auf 0,8 einhergeht. Für große Aufbruchstimmung im umgebenden Quartier hat ein vom Planungsamt initiiertes Mobilitätsexperiment im Sommer 2021 gesorgt, bei dem wichtige künftige Elemente für umweltfreundliche Mobilität getestet wurden – darunter Parklets , eine Radstelle (Reparaturstation für Fahrräder) und Urban Gardening-Aktionen mit den Anwohner*innen. Außerdem wurde eine quartiersübergreifende Fußwegeverbindung von der Stadt in die attraktiven Naherholungsgebiete thematisiert. Zusammen mit der ARGE der Wohnungswirtschaft arbeiten wir – in den kommenden Monaten an konkreten Rahmenvereinbarungen für Bike- und Carsharing, ein Mieterticketmodell und ein noch aufzubauendes Lastenrad-Sharing-Businessmodell für die Wohnungswirtschaft.

Veranstaltungen

Derzeit sind keine Veranstaltungen geplant.