Niedersachsen

Projektregion Niedersachsen

Eine Metropolregion zwischen Klimaschutzzielen und Mobilitätswirtschaft – wie kann eine nachhaltige Mobilitätswende im Wohnquartier unter diesen Voraussetzungen gelingen? Im Vorgängerprojekt »Wohnen leitet Mobilität« ließen sich schon deutliche Erfolge verzeichnen. An sie wurde nun angeknüpft.

Die Projektregion Niedersachsen

Niedersachsen ist mit etwa 47.600 km² das zweitgrößte Flächenland in Deutschland. Der Siedlungs-, Wirtschafts- und infrastrukturelle Schwerpunkt liegt im Bereich der Region Hannover und den Städten Braunschweig, Wolfsburg, Hildesheim, Salzgitter sowie Göttingen. Dieser Ballungsraum bildet das Zentrum der Metropolregion Hannover-Braunschweig-Göttingen-Wolfsburg. Entsprechend der Bevölkerungsverteilung befindet sich hier auch ein Schwerpunkt der niedersächsischen Verkehrswege. Da etwa 80 Prozent aller Wege am Wohnort beginnen oder enden, stellt das Thema »Wohnen« ein zentrales Handlungsfeld für Klimaschutzmaßnahmen dar.

Die Stadt Hannover

Laut amtlicher Statistik leben in der Landeshauptstadt Hannover etwa 540.000 Menschen, in der gesamten Region Hannover (Stadt und Umlandkommunen) etwa 1,2 Millionen Einwohner.
Das Thema »Wohnen« spielt für Hannover aufgrund der Bevölkerungszunahme in der größten Stadt Niedersachsens eine immer wichtigere Rolle. Allein in Niedersachsens größtem Neubaugebiet Kronsrode nahe des Messegeländes entstehen 3.500 Wohneinheiten. Weiterhin erfährt die Innenstadt eine umfangreiche Nachverdichtung.

Vor diesem Hintergrund hatte sich die Stadt als Standort des VCD-Projekts »Wohnen leitet Mobilität« beworben. Als besonders wichtige Bereiche konnten die Themen »Stellplatzsatzung« und »(E-)Radverkehr« identifiziert werden. Die Behandlung in einem Dialogforum gab wichtige fachliche Impulse für die politische Meinungsbildung und letztendlich für die Umsetzung. Durch eine weitere Ausgestaltung und Verbesserung der Bedingungen für den (E-)Radverkehr soll sein Anteil am Modal Split kontinuierlich gesteigert werden. Im Leitbild Radverkehr verfolgt die Stadt das Ziel, das Radverkehrsnetz auszubauen und somit den Radverkehrsanteil bis zum Jahr 2025 auf 25 Prozent zu steigern. Der Zuwachs soll hauptsächlich durch Verlagerungen vom motorisierten Individualverkehr gewonnen werden.

Im Bereich des ÖPNV erweitert Hannover sukzessive sein Stadtbahnnetz. Aktionen zur Förderung des Bewusstseins für eine umweltfreundliche Mobilität sind das alle zwei Jahre stattfindende Klimafest »Autofreier Sonntag« und der jährliche Regionsentdeckertag mit vielen ökologischen Angeboten und zahlreichen Tourenzielen rund um Hannover, die mit preiswerten ÖPNV-Tickets erfahren werden können.

Die Stadt Hameln

Das Mittelzentrum Hameln mit etwa 60.000 Einwohnern liegt 50 Kilometer in südwestlicher Richtung von Hannover entfernt. Es bestehen sowohl über die Straße als auch auf der Schiene (S-Bahn) ausgeprägte Pendlerbeziehungen. Die »Rattenfängerstadt« engagiert sich bereits vermehrt im Klimaschutz. Mit dem Hamelner Klimaschutzkonzept 2010-2020 wurde ein Handlungskonzept unter Einbeziehung vieler Akteure aus Wirtschaft, Politik, Schulen und Vereinen, Umweltverbänden und Bürger*innen erstellt.

Der vom Bund (BMVI) geförderte Masterplan »Nachhaltige Mobilität« sieht die Schaffung klimafreundlicher und zukunftsweisender Mobilitätsangebote vor. Er fokussiert sich stark auf die Förderung des Fahrradverkehrs als Anfang für eine weitgehend autofreie Innenstadt. Neben Planungen für weitere Fahrradstraßen, der Ausweitung des Radverkehrsnetzes und der Anlage von Velorouten verfolgt die Stadt das Projekt »Wohnortnahes Fahrradparken«. Es sieht ein flächendeckendes, komfortables und sicheres Abstellsystem für Fahrräder im direkten Wohnumfeld vor. Hauptsächlich auf privatem Grund sollen 565 Abstellflächen für Einzelboxen entstehen, davon 450 bei Wohnungsbaugesellschaften. Die ersten Boxen sollen im Oktober aufgestellt werden. Zudem sind Park&Bike-Anlagen und doppelstöckige Fahrradabstellanlagen geplant. Bei der Umsetzung werden innenstadtnahe PKW-Parkplätze entfallen. Die Verkehrsgesellschaft Hameln-Pyrmont (VHP) denkt über weitere Angebote wie einen Pedelecverleih nach.
Carsharing existiert in Hameln nicht. Es hat mehrere Versuche gegeben, aber es scheint in der ländlichen Region nicht angenommen zu werden. Es gibt jedoch privat organisierte Nachbarschafts-Auto-Initiativen.

Bisherige Erfolge

2020 hat Hannover eine Stellplatzsatzung erhalten, die je nach Zone 0,5 oder 0,6 beziehungsweise 0,8 Stellplätze je Wohneinheit vorsieht. Mit nachhaltigen Mobilitätskonzepten kann der Stellplatzschlüssel noch weiter reduziert werden. Seit Frühjahr 2022 vermietet »stadtmobil Hannover« 50 (E-)Lastenräder und ist damit der erste Carsharing-Anbieter Deutschlands mit einem kombinierten Angebot von Autos und Lastenrädern in diesem Umfang. Zudem ist Hannover derzeit die am besten mit öffentlichen Lademöglichkeiten für Elektrofahrzeuge ausgestattete deutsche Großstadt. Der Großraumverkehr Hannover (GVH) hat aus dem Großkundenrabattmodell ein Mieterticket entwickelt, das Mitte des Jahres 2021 erfolgreich umgesetzt wurde. Weitere Wohnungsunternehmen planen die Einführung.

Im Rahmen des Projekts »Fahrradparken in Hameln« werden bis Oktober 2022 stadtweit rund 565 gesicherte und nutzerfreundliche Fahrradabstellanlagen geschaffen – vor allem Fahrradboxen für das wohnortnahe Fahrradparken »vor der Haustür«. Zudem entstehen Fahrradboxen in der Innenstadt und Doppelstockboxen an touristisch interessanten Orten wie dem Weserradweg. An Orten mit hohem Publikumsverkehr werden doppelstöckige Sammelschließanlagen für Kurz- und Langzeitmiete gebaut. Insgesamt möchte die Stadt die Radverkehrsinfrastruktur ausbauen und plant dazu auch Vorzugsrouten für Fahrradfahrer*innen.

Weitere Projektpartner

Die Wirtschaftsförderungsgesellschaft hannoverimpuls GmbH setzt sich dafür ein, Ökologie und Wirtschaft zusammenzubringen. Sie engagiert sich unter anderem mit dem monatlichen »Akteursforum E-Mobilität« sowie auf Veranstaltungen und Messen für die Elektromobilität und bot damit bereits dem Vorgängerrojekt eine wichtige Plattform.

Die Metropolregion arbeitet an der Entwicklung der Elektromobilität in ihrem Gebiet und war bereits im Vorgängerprojekt ein bedeutender Partner.

Außerdem unterstützte bisher die Hochschule Hannover bezüglich des städtischen Pedelec-Verleihsystems »PedsBlitz« und der Einbindung von Wohnungsunternehmen.