Nordrhein-Westfalen

Projektregion Nordrhein-Westfalen

Mit knapp 18 Mio. Einwohner*innen ist Nordrhein-Westfalen das mit Abstand bevölkerungsreichste Bundesland Deutschlands – zugleich wohnen, arbeiten und leben in keinem anderen Flächenland so viele Menschen so dicht aufeinander. Der begrenzte öffentliche Raum und die hohe Auslastung der Verkehrswege stellen Stadt- und Raumplaner*innen in NRW vor besondere Herausforderungen – andererseits können hier mit intelligenten Mobilitätsangeboten direkt am Wohnort auch besonders viele Menschen erreicht werden.

Die Projektregion Nordrhein-Westfalen

Wo viele Menschen zusammenkommen, fallen auch viele Wege an – in ganz NRW sind es 50 Millionen am Tag. Sichtbar und wortwörtlich „erfahrbar“ wird dies vor allem im Ruhrgebiet, das mit über fünf Mio. Einwohner*innen auf knapp 4.500 km² den größten Ballungsraum Deutschlands und den fünftgrößten Europas bildet. Ein engmaschiges Bebauungs- und Verkehrswegenetz verbindet zahlreiche Großstädte miteinander. Mobilität ist hier gelebter Alltag und unabdingbare Voraussetzung für gesellschaftliche Teilhabe zugleich.

Die starke Inanspruchnahme der vorhandenen Verkehrsinfrastruktur und die geografisch bedingte begrenzte Möglichkeit der Ausweisung neuer Wohn- und Verkehrsflächen unterstreichen allerdings den zunehmenden Bedarf nach innovativen, nachhaltigeren und flächeneffizienteren Mobilitätskonzepten.

Die Stadt Bochum

Die Stadt Bochum zählt mit ihren knapp 371.000 Einwohner*innen zu den größten Städten Deutschlands. Durch ihre zentrale Lage im Herzen des Ruhrgebiets sind die Distanzen zu den Nachbargemeinden kurz, so sind andere Großstädte wie Dortmund, Essen und Gelsenkirchen gut mit Auto, Regionalbahn, Tram und auch Fahrrad zu erreichen. Darüber hinaus ist Bochum an das Fernverkehrsnetz der Deutschen Bahn angeschlossen. Die lange Zeit von Bergbau und Stahlindustrie geprägte Stadt hat sich in den vergangenen Jahrzehnten stark gewandelt: Sie ist Heimat für 56.000 Studierende und zahlreiche Forschungsinstitute, verfügt über eine lebendige Kulturszene und Grünflächen machen 40% des Stadtgebiets aus.  

Auch im Klimaschutzbereich zeigt sich die Stadt ambitioniert und hat sich bis 2030 eine Senkung des CO2-Ausstoßes um 65% (vgl. mit 1990) zum Ziel gesetzt. Das Leitbild Mobilität 2030 und das städtische Mobilitätskonzept sehen explizit die Förderung umweltfreundlicher Mobilitätsangebote vor. So wurden bereits erste Mobilitätsstationen errichtet und Konzepte für autoreduzierte Quartiere bei aktuellen Neubauprojekten entwickelt. Derzeit wohnen ca. 75% der Bochumer*innen zur Miete. In der Stadt sind zahlreiche und diverse Wohnungsmarktakteure aktiv, die von kommunalen und privatwirtschaftlichen Wohnungsunternehmen bis hin zu Wohnungsgenossenschaften reichen. Somit bietet Bochum sehr gute Voraussetzungen, um mit intelligenten Mobilitätsangeboten am Wohnort im Bestand und im Neubau große Hebelwirkung zu erzielen.

Die Stadt Witten

Die Stadt Witten ist mit knapp 100.000 Einwohnern die größte Stadt des Ennepe-Ruhr-Kreises, der die südöstliche Grenze des Ruhrgebiets bildet. In direkter Nachbarschaft liegen sowohl die beiden Großstädte Bochum und Dortmund als auch das Sauerland und das Bergische Land südlich der Ruhr. Das Stadtbild der ehemals hochindustrialisierten Zechenstadt ist heute von einer Mischung aus spezialisierten mittelständischen Betrieben, 60% Grün-, Wasser- und Landwirtschaftsflächen sowie der Universität Witten-Herdecke geprägt.  

Dass sich Witten im Handlungsfeld „Nachhaltige Mobilität“ nicht hinter den umliegenden Großstädten verstecken muss, davon zeugen gleich mehrere kommunale Projekte und Vorhaben: durch eine gezielte Stärkung des Radverkehrs soll der Radverkehrsanteil in zehn Jahren von 5% auf 13% erhöht werden und ein integriertes Parkraum- und Mobilitätskonzept hat ein gleichberechtigtes Miteinander aller Mobilitätsformen in der Wittener Innenstadt zum Ziel. Durch Investitionen in die Infrastruktur des Umweltverbundes wird dessen Nutzung für alle Menschen deutlich attraktiver.

Bisherige Erfolge

Die Stadt Bochum hat sich gemeinsam mit dem kommunalen Wohnungsunternehmen VBW Bauen und Wohnen GmbH und dem kommunalen Verkehrsunternehmen BOGESTRA AG erfolgreich um landesweite Fördermittel für das Modellprojekt Havkenscheider Höhe in Bochum-Laer beworben. Dort entsteht bis 2026 das erste autoreduzierte Quartier Bochums samt Quartiersgarage, Mobilitätszentrale und Sharing-Angeboten. Darüber hinaus hat der Gemeinnützige Wohnungsverein zu Bochum eG in Kooperation mit der BOGESTRA AG und der sigo GmbH in fünf Wohnquartieren E-Lastenradstationen errichtet. Dort stehen den Mieter*innen insgesamt zehn E-Lastenräder zur Verfügung, es handelt sich damit deutschlandweit um eines der größten zusammenhängenden E-Lastenradverleihangebote. Die beiden E-Mobilstationen des zweijährigen Pilotprojektes der VBW Bauen und Wohnen GmbH in Kooperation mit der BOGESTRA AG und den Stadtwerken Bochum werden mit leicht verändertem Angebot für weitere zwei Jahre betrieben. Die Vivawest Wohnen GmbH und der Gemeinnützige Wohnungsverein zu Bochum eG haben zusammen mit der BOGESTRA AG ein Mieterticket auf den Weg gebracht und ermöglichen damit ihren Mieter*innen, die Kosten für Ticketabonnements für Bus und Bahn um 7 Euro monatlich zu reduzieren.

In Witten wurde gemeinsam mit Wohnungsunternehmen und -genossenschaften eine geografische Übersicht über die Verteilung der Wohnungsbestände im Stadtgebiet erstellt. Dabei wurden drei bestandsübergreifende Quartiere identifiziert. Im Rahmen eines gemeinsamen Quartiersspaziergangs haben die Akteure die wohnstandortnahe Mobilität in den drei Quartieren genauer untersucht und den Handlungsbedarf in den Bereichen Fußverkehrsfreundlichkeit, Radverkehrsfreundlichkeit und Sharing-Angebote ermittelt. Zudem haben mit den Stadtwerken und der Stadt Witten, der Universität Witten/Herdecke und der Wohnungsgenossenschaft Witten-Mitte eG mehrere Netzwerkakteure gemeinsam ein neues E-Carsharing-Angebot entwickelt. Zusammen mit dem Carsharing-Anbieter wuddi GmbH wurde das Modell über drei Monate erfolgreich getestet und startete offiziell im September 2022. Die Witten-Mitte eG hat für ihre Mieter*innen in Witten-Dieckhoffsfeld eine Fahrradgarage installiert, die eine diebstahl- und wettergeschützte Abstellmöglichkeit bietet. Zudem hat die Arbeitsgemeinschaft der Wittener Wohnungsunternehmen eine Teilfinanzierung für ein einjähriges Bikesharing-Pilotmodell zugesagt, dessen Start im Frühjahr 2023 geplant ist. Darüber hinaus profitieren die Mieter*innen der Vivawest Wohnen GmbH auch in Witten von der mit der BOGESTRA AG geschlossenen Mieterticketvereinbarung. Die Wittener Netzwerkakteure möchten den Austausch und die Zusammenarbeit auch nach Projektende in Form von selbstorganisierten halbjährlichen Treffen fortführen.

Unsere Projektpartner

Neben den beiden Kommunen Bochum und Witten haben wir mit weiteren Projektpartnern intensiv und vertrauensvoll zusammengearbeitet. So hat uns der Verband der Wohnungs- und Immobilienwirtschaft Rheinland Westfalen e.V. (VdW RW) mit seinem Netzwerk aus über 470 Mitgliedern dabei unterstützt, den für die Umsetzung essentiellen direkten Kontakt zu einer großen Bandbreite an Akteuren der Wohnungswirtschaft zu pflegen. Das Zukunftsnetz Mobilität NRW hat als Netzwerk von 235 Mitgliedskommunen seinen großen Erfahrungsschatz in der gezielten Förderung nachhaltiger Mobilitätsentwicklung vor Ort eingebracht.