Fliegen mit dem Flugzeug belastet Klima und Umwelt aktuell immens, verursacht Lärm und Luftverschmutzung. Daher gibt es Pläne, das in Zukunft zu ändern. Wir vom VCD fragen uns: Nachhaltig Reisen und Fliegen – Passt das zusammen?
Kein anderes Verkehrsmittel verursacht pro Personenkilometer so viel CO2. Beim Verbrennen von Kerosin gelangen aber nicht nur direkte CO2-Emissionen in die Atmosphäre. Viel schädlicher fürs Klima sind die sogenannten Non-CO2-Effekte, insbesondere die Bildung von Kondensstreifen und Ozon, die in großen Flughöhen entstehen. Diese belasten das Klima doppelt so stark wie die direkten CO2-Emissionen.
Fliegen ist daher die klimaschädlichste Art des Reisens und dementsprechend natürlich auch nicht nachhaltig. Trotzdem fliegen immer mehr Menschen und zwar immer häufiger. Der Flugverkehr wächst immens und mit ihm die klimaschädlichen CO2-Emissionen. Derzeit beträgt der Anteil des Flugverkehrs am globalen Treibhauseffekt rund 5%. Wer nachhaltig Reisen möchte, sollte daher Flugreisen weitestgehend meiden und lieber auf das Angebot der Bahn setzen. Um die längere Fahrzeiten zu kompensieren, bieten sich nämlich zahlreise Nachtzugverbindungen durch Europa an.
Angesichts der hohen Klimaschädlichkeit des Fliegens ist es unverständlich, dass der Luftverkehr nach wie vor zahlreiche Steuerprivilegien genießt. Weder wird Energiesteuer auf Kerosin erhoben, noch Mehrwertsteuer auf Auslandsflüge. Deutschland entgehen allein dadurch rund 12 Mrd. Euro jährlich. Die Luftverkehrsteuer gleicht dies nur in geringem Umfang aus.
Der Einwand, dass höhere Steuersätze den Luftverkehrsstandort Deutschland gefährdeten, ist unbegründet. Würden die entsprechenden Steuern auf die Flugtickets aufgeschlagen, würden sich Flüge innerhalb Europas lediglich um 2,70 Euro verteuern – ein Kaffee am Flughafen kostet da schon deutlich mehr. Selbst Langstreckenflüge ab 6.000 km wären gerade einmal um 12 Euro teurer. Da solche Flüge mehrere hundert Euro kosten, ist das ein zu vernachlässigender Aufschlag.
Bis 2050 soll der Flugverkehr klimaneutral sein. Die Branche setzt dabei vor allem auf den technischen Fortschritt, um die Effizienz zu verbessern, und auf nachhaltige Kraftstoffe. Diese Maßnahmen greifen allerdings zu kurz und sind Augenwischerei. Zum einen frisst das Wachstum an Flügen sämtliche Effizienzgewinne wieder auf, zum anderen stehen wirklich nachhaltige Kraftstoffe wie PtL auf Basis von grünem Wasserstoff absehbar nicht ausreichend zur Verfügung, um den gesamten Flugverkehr klimaneutral zu machen. Zudem verursachen auch strombasierte, CO2-neutrale Kraftstoffe klimaschädliche Non-CO2-Effekte, weshalb andere Lösungen gefragt sind.
Es braucht ein ganzes Bündel von Maßnahmen, um den Flugverkehr klimaverträglicher zu machen.
Auch langfristig wird grüner Wasserstoff knapp und teuer bleiben – es ist also unrealistisch auf klimaneutrales Fliegen mit E-Kerosin zu setzen. Wir müssen in Zukunft weniger fliegen, denn das verringert die Emissionen direkt.
Weniger Fliegen heißt aber keinesfalls Verzicht. Geschäftsreisen können in den meisten Fällen durch Videokonferenzen ersetzt werden. Bei touristischen Reisen sind das Ziel und das Transportmittel entscheidend. Die Reiseziele können bewusst nach der Erreichbarkeit mit Bus und Bahn ausgewählt werden – das verringert deutlich die CO2-Emissionen: Eine Fahrt mit der Bahn verursacht nur 1/6 des CO2-Ausstoßes eines Flugs auf derselben Strecke.
In Europa gibt es inzwischen immer mehr Nachtzugverbindungen, die einen Urlaub mit der Bahn ermöglichen. Die Reise über Nacht gleicht den Nachteil längerer Reisezeiten größtenteils wieder aus und möglicherweise höhere Kosten fürs Zugticket stehen Einsparungen bei Hotelübernachtungen gegenüber. Aber auch tagsüber lassen sich viele attraktive Ziele mit der Bahn erreichen. Außerdem: Im Gegensatz zum Flugzeug lässt sich mit dem Zug auch in Etappen reisen. Zugreisen bieten die ideale Gelegenheit, unterwegs auszusteigen und spannende Zwischenziele en passant zu erleben. Dann beginnt der Urlaub schon mit der Fahrt. Es geht also nicht darum weniger, sondern (umwelt-)bewusster zu reisen.
Verkehrspolitischer Sprecher, Klima, Luft, Auto
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