Die Mär vom Diesel als Klimaretter. Künftige Bundesregierung muss Dieselsubventionen abschaffen

Kfz-Zulassungszahlen zeigen: Neue Benziner stoßen im Schnitt gleich viel CO2 aus wie neue Diesel-Pkw. VCD: Mythos vom Diesel als Klimaretter begraben, Dieselprivileg abschaffen, Steuern und Abgaben im Verkehr am CO2-Ausstoß ausrichten.

Berlin. Der ökologische Verkehrsclub VCD fordert die Spitzen von CDU, CSU und SPD auf, in den Sondierungsgesprächen den Mythos vom Diesel als Klimaretter zu begraben und das Dieselprivileg abzuschaffen. Vom VCD ausgewertete Vergleichsdaten der deutschen Kfz-Neuzulassungen der Jahre 2016 und 2017 zeigen, dass sich die durchschnittlichen CO2-Emissionen von neuzugelassenen Benzinern und Dieseln so gut wie angeglichen haben. In einigen Monaten des vergangenen Jahres schnitten die neu zugelassenen Benziner bei den CO2-Werten sogar besser ab als die verkauften Diesel-Pkw. Obwohl weniger Diesel und mehr Benziner verkauft wurden, ist der CO2-Ausstoß der Neuwagenflotte konstant geblieben. Dies widerlegt gegenteilige Behauptungen der Automobilindustrie sowie von Bundeskanzlerin Angela Merkel, sinkende Dieselverkäufe würden zu einem Anstieg der CO2-Emissionen von Neuwagen führen. Vielmehr wirkt sich der wachsende Anteil von SUV und Geländewagen negativ auf die Klimabilanz der Neuwagenflotte aus.

Michael Müller-Görnert, VCD-Verkehrsexperte: „Wie ein Mantra bekräftigen die Autoindustrie und Bundeskanzlerin Merkel seit Jahren den angeblichen Klimavorteil des Diesels. Doch für den CO2-Ausstoß der Neuwagenflotte spielt es keine Rolle, wie hoch der Anteil von Diesel-Pkw ist. Der Diesel als Klimaretter ist eine Mär. Will sich Bundeskanzlerin Merkel noch ein Fünkchen Glaubwürdigkeit in Sachen Klimaschutz erhalten, muss sie sich dafür einsetzen, dass das Dieselprivileg endlich abgeschafft wird. Gleichzeitig müssen die Energie-, Kfz- und Dienstwagensteuer künftig konsequent nach dem realen CO2-Ausstoß der Fahrzeuge bemessen werden. Emissionsarme Fahrzeuge wie Hybride und Elektroautos würden so attraktiver, spritfressende SUVs hingegen deutlich teurerer.“

Derzeit fließen dem Staat für einen Liter Benzin 65,45 Cent zu, für einen Liter Diesel jedoch nur 47,04 Cent. Würde auf Dieselkraftstoff derselbe Steuersatz wie auf Benzin angewendet, könnte der Fiskus jährlich mehrere Milliarden Euro mehr an Steuern einnehmen. Diese könnten den Kommunen für den dringend benötigten Ausbau einer klima- und gesundheitsschonenden Verkehrsinfrastruktur bereitgestellt werden. Inzwischen fordern nicht nur Umweltverbände wie VCD, BUND, Greenpeace oder NABU die Abschaffung des Dieselprivilegs, sondern unter anderen auch VW-Chef Matthias Müller, der Bundesrechnungshof, das Umweltbundesamt, der Sachverständigenrat für Umweltfragen und der Fernbusanbieter FlixBus.

Die Neuzulassungen von Diesel-Pkw sanken von 2016 auf 2017 deutlich – im Januar 2016 betrug ihr Anteil 48,7 Prozent, im Dezember nur noch 33 Prozent – gleichzeitig blieb der CO2-Ausstoß der gesamten Neuwagenflotte mit leichten Schwankungen konstant. Wie eine VCD-Analyse der Kfz-Zulassungszahlen zeigt, betrug der CO2-Ausstoß aller neuzugelassenen Pkw im Januar 2016 im Schnitt 128 Gramm pro Kilometer, im  November 2017 lag er bei 127 Gramm. Im Durchschnitt lag der CO2-Ausstoß der neuen Benziner im Januar 2016 bei 129 Gramm pro Kilometer, bei Dieseln bei 128 Gramm. Im November 2017 lag der durchschnittliche CO2-Ausstoß von Dieseln mit 131 Gramm pro Kilometer sogar um ein Gramm höher als der von Benzinern (130 Gramm). Zur Jahrtausendwende hatte der Unterschied zwischen den beiden Antriebsarten noch bei 20 Gramm CO2 pro Kilometer zugunsten des Diesels gelegen. Benziner wurden jedoch immer effizienter, was sich gut an Deutschlands meistverkauftem Auto zeigt, dem VW Golf. Bei gleicher Motorisierung und Ausstattung liegen hier Benziner und Diesel beim CO2-Ausstoß gleichauf.

Die Verkaufszahlen von SUV und Geländewagen nahmen in 2017 um mehr als 22 Prozent im Vergleich zu 2016 zu, inzwischen stellen sie rund ein Viertel aller Neuzulassungen. Der CO2-Ausstoß von SUV (133 Gramm pro Kilometer in 2017) und vor allem von Geländewagen (159 Gramm) liegt deutlich über dem Durchschnittswert der Neuwagenflotte.

Müller-Görnert: „Den deutschen Autoherstellern drohen hohe Strafzahlungen an die EU, da sie die Klimaziele für ihre Pkw-Flotten nicht erreichen. Doch anders als von der Industrie behauptet, sind daran nicht die sinkenden Absatzzahlen beim Diesel Schuld. Die Autohersteller heizen das Klima vor allem mit dem von ihnen forcierten Verkauf spritfressender SUV weiter auf. Will die Autoindustrie die Klimaziele erreichen und Strafen verhindern, muss sie sich endlich von diesem Geschäftsmodell verabschieden.“

Mehr Informationen:

VCD-Analyse zum Einfluss des Dieselrückgangs auf den durchschnittlichen CO2-Ausstoß von Neuwagen:<link http: bit.ly> bit.ly/2Dcy3hL

Für Fragen und Interviewwünsche:

Michael Müller-Görnert, VCD-Verkehrsreferent • Telefon  030/280351-19 • <link>michael.mueller-goernert@vcd.org • VCD-Pressestelle • Telefon  030/280351-12 • <link>presse@vcd.org • <link http: www.vcd.org>www.vcd.org

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