Guter Einstieg und kurzfristige Entlastung

9-Euro-Ticket: Alle einsteigen, bitte!

Am 1. Juni ist es soweit: Das 9-Euro-Ticket geht an den Start! Nachdem sich zunächst die Regierungskoalition aus SPD, Grünen und FDP darauf geeinigt hat, das Ticket als Teil des Zweiten Entlastungspakets einzuführen, sprachen sich am 5. Mai auch die Verkehrsminister*innen der Bundesländer dafür aus. Für nur neun Euro pro Monat gilt es bundesweit von Juni bis einschließlich August in allen Bussen und Bahnen im Nahverkehr. Ausgenommen ist der Fernverkehr der Deutschen Bahn, also ICE, IC, EC sowie die Flixbusse und -züge.

| Bahn ÖPNV Soziale Aspekte der Verkehrswende

Das Ziel der Koalition ist es, die Bürger*innen, in Zeiten steigender Energiepreise, mit dem deutlich vergünstigten ÖPNV-Ticket unmittelbar zu entlasten. Außerdem soll es Anreize zum Energiesparen setzen und die Nutzung des ÖPNV langfristig attraktiver machen.

Mit dem Regionalzug in die Sommerferien

In einer Umfrage im Auftrag der Deutschen Presse-Agentur gaben mehr als 50 Prozent der Befragten an, dass sie das 9-Euro-Ticket nutzen oder wahrscheinlich nutzen wollen. 51 Prozent wollen mit dem Ticket vor allem touristische Ausflüge machen. Es ist daher mit einer deutlichen Zunahme von Fahrgästen in Bus und Bahn über den Sommer zu rechnen. Besonders in der Sommerferienzeit kann es somit in einigen Regionalzügen eng werden.

Nach Einschätzung des Deutschen Tourismusverbands ist das Angebot besonders für Tagestourist*innen attraktiv. Es bietet eine gute Möglichkeit, die eigene Umgebung mit Bus und Regionalbahn zu erkunden und auch im Urlaubsort öfter mal das Auto stehen zu lassen.

Guter Einstieg und kurzfristige Entlastung

Es ist begrüßenswert, dass die Ampelkoalition mit ihrem zweiten Entlastungspaket sowohl Nutzer*innen von Bus und Bahn als auch die Gewinnung neuer Fahrgäste im Blick hat. Denn obwohl der Nahverkehr im Alltag von Millionen von Menschen unverzichtbar ist, führte er in der politischen Debatte jahrzehntelang ein Nischendasein. Mit gravierenden Folgen: In vielen Städten wurden Straßenbahnen abgeschafft, auf dem Land Bahnstrecken stillgelegt und das Fahrplanangebot von Buslinien häufig auf einen notdürftigen Schulbusverkehr reduziert – sehr zum Nachteil derjenigen, die auf öffentliche Verkehrsmittel angewiesen sind.

Der ökologische Verkehrsclub VCD ist davon überzeugt, dass das 9-Euro-Ticket den ÖPNV ins Zentrum der Aufmerksamkeit rückt. Die Zeiten, in denen der Nahverkehr – gerade auf dem Land – allenfalls als “Restverkehr” für Schüler*innen, Senior*innen und Geringverdienende abgetan wurde, müssen endlich vorbei sein.

„Das 9-Euro-Ticket macht dabei den Anfang. Es bietet Menschen, die bisher weder Bus noch Bahn nutzen, einen niedrigschwelligen und kostengünstigen Einstieg, um sich vom öffentlichen Verkehr zu überzeugen und auch über den Sommer hinaus öfter in die Bahn zu steigen.“

Bastian Kettner, Sprecher für Bahn und ÖPNV beim VCD

Langfristige Konzepte für Ausbau und Finanzierung

Das allein reicht allerdings nicht. Für eine echte Verkehrswende braucht es Konzepte, die allen Menschen langfristig den Zugang zu öffentlicher Mobilität sichern. Günstige Tickets sind eine wichtige Maßnahme, kommen aber vor allem Menschen zugute, die in städtischen Regionen mit gut ausgebautem ÖPNV-Angebot leben, wo also bereits heute ein Umstieg vom eigenen Auto auf Bus und Bahn leichtfällt.

Außerhalb der Großstädte fehlen hingegen vielerorts nach wie vor regelmäßige und gut vertaktete ÖPNV-Angebote. Wer bisher keine Möglichkeit hat, auf Bus und Bahn umzusteigen, dem hilft auch das 9-Euro-Ticket nicht weiter.

Wir fordern deshalb eine Mobilitätsgarantie, die alle Aspekte einbezieht: Angebot, Bezahlbarkeit und Zugang für alle.  Dazu gehört, dass jeder Ort ab 200 Einwohner*innen mindestens im Stundentakt mit Bus, Bahn und flexiblen Angeboten erreichbar ist.  Auf wichtigen Verkehrsachsen im ländlichen Raum und in Ballungsräumen und Großstädten muss eine engere Taktung erfolgen. Gleichzeitig müssen Tickets für alle bezahlbar sein – und zwar dauerhaft. Damit alle Menschen, unabhängig von körperlichen Einschränkungen, Bus und Bahn nutzen können, muss Barrierefreiheit in allen Verkehrsmitteln und an den Haltestellen konsequent umgesetzt und gewährleistet werden.

Die Verkehrswende braucht mehr als kurzfristige Maßnahmen. Mit dem 9-Euro-Ticket ist den Verkehrsminister*innen ein Vierteljahr Zeit geschenkt worden. Wir erwarten, dass sie die Zeit nutzen und ein Konzept erarbeiten, das den ÖPNV in Deutschland fit für die Mobilitätswende macht und dauerhaft eine stabile finanzielle Basis schafft. Ohne einen attraktiven Nahverkehr als Alternative zum Auto wird weder das Ziel der Bundesregierung erreicht, die Fahrgastzahlen bis 2030 zu verdoppeln, noch schafft der Verkehrsbereich seine Klimaziele.

Zu guter Letzt: Machen Sie mit!

Unterstützen Sie unsere Forderungen, indem Sie sich ein 9-Euro-Ticket kaufen - sofern Sie noch kein ÖPNV-Abo haben. Mit dieser kleinen Investition unterstreichen Sie, wie wichtig Ihnen ein gutes Angebot und bezahlbare Tickets sind.

Die Technische Universität Braunschweig begleitet das 9-Euro-Ticket außerdem wissenschaftlich und befragt Menschen, wie sie im Alltag mobil sind und ob ihnen das Ticket dabei hilft. Die Ergebnisse sollen dazu beitragen aus dem Feldversuch wertvolle Schlüsse zu ziehen und langfristig Strategien für eine Verkehrswende zu entwickeln.
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