USEmobility Studie

Multimodales Verkehrsverhalten in Europa weit verbreitet

Die Studie "USEmobility - Understanding Social behaviour for Eco-friendly mulitmodal mobility“ untersuchte das Mobilitätsverhalten der Menschen in zehn Regionen Europas.

Die USEmobility-Studie hat zum Ziel, die Gründe für die Verhaltensänderung hin zu einer umweltfreundlichen multimodalen Mobilität in Erfahrung zu bringen und künftige Potenziale aufzudecken, den Verkehr innerhalb Europas energieeffizienter und umweltfreundlicher zu gestalten und zukunftsfähige Verkehrspolitik in Europa zu unterstützen.

USEmobility will mit der Umfrage das ausschlaggebende Verhalten der Menschen für einen Wechsel des Verkehrsmittels zu ermitteln und stellte dann diese Daten als Grundlage zur Entwicklung eines Leitbildes zur Verfügung.

Umfrage unter Wechselnutzenden

Im Zuge des Projekts wurde im Jahr 2011 eine, in zwei Phasen geteilte, Umfrage in Deutschland, Belgien, Niederlande, Kroatien, Österreich und Ungarn durchgeführt. Dem Fragebogen ging eine Filterfrage voraus, die sogenannten Wechselnutzende identifizierte, also Menschen, welche innerhalb der letzten fünf Jahre ihr hauptsächlich genutztes Verkehrsmittel geändert haben.

Von diesen wurden in der ersten Phase pro Land 1.000 Personen interviewt. Die zweite Phase umfasste Befragungen mit jeweils 400 Wechselnutzer/innen in zehn ausgewählten Regionen bzw. Nahverkehrsverbünden.

Hohe Dynamik bei der Verkehrsmittelwahl

Die Auswertung der Befragung gab Rückschlüsse auf eine große Dynamik bei der Wahl des Verkehrsmittels. Knapp die Hälfte der Befragten hatte im Zeitraum der letzten fünf Jahre die Wahl des bevorzugten Transportmittels verändert. Zudem ist ein Umbruch im Leben, beispielsweise ein Wohnort- oder Arbeitsplatzwechsel, ein Ereignis, welches viele Menschen häufig zu einer Änderung ihres Mobilitätsverhaltens bringt. Zusätzlich wird das Verhalten durch harte Einflussfaktoren am stärksten geleitet. Dazu zählen u.a. die Erreichbarkeit der Ziele, Kosten und Fahrtdauer. Bei den weichen Faktoren hat die Atmosphäre in den Bussen und Bahnen mit 27% einen relativ hohen Wert als „push-out“-Faktor.

Weiterhin konnte bei der Wahl des Transportmittels eine Abhängigkeit vom Alter bzw. der Lebensphase festgestellt werden. Berufstätige unterliegen zwar aufgrund ihrer Arbeitsstätte bereits einer Determination, wechseln in diesem Lebensabschnitt aber vergleichsweise häufig ihr Hauptverkehrsmittel. Personen im Rentenalter hingegen besitzen theoretisch mehr Wahlfreit, verändern ihr habitualisiertes Mobilitätsverhalten aber kaum noch und sind schwerer als andere Gruppen mit Maßnahmen zu erreichen.

Multimodalität bereits weit verbreitet

Mit Ausnahme der Niederlande, wo die monomodale Nutzung (43 %), vor allem durch einen hohen Anteil monomodaler Radfahrer, am beliebtesten ist, ist in allen befragten Ländern die multimodale Nutzung (70 %) von Verkehrsmitteln weiter verbreitet als die monomodale Nutzung (30 %). Dabei wird die multimodale Nutzung nochmals unterschieden in Intermodalität (35 %) und Multimodal parallel (35 %). Intermodalität zeichnet sich durch eine Kombination aus Verkehrsmitteln für eine Wegstrecke aus, während Multimodal parallel die Verwendung verschiedener Transportmittel je nach Fahrtzweck meint. In Deutschland verteilen sich 23 % auf die monomodale Nutzung eines Verkehrsmittels, 35 % auf Multimodal parallel und 42 % auf Intermodalität.

Wie häufig werden Verkehrsmittel in Deutschland kombiniert?

Handlungsempfehlungen

Auf Grundlage der aus der Umfrage gewonnenen Erkenntnisse können Verkehrsunternehmen, Politik sowie Verbände und Organisationen Handlungskonzepte und Instrumente entwickeln, welche die Nutzer/innen im Idealfall für längere Zeit an den öffentlichen Nahverkehr binden.

  • Eine proaktive Ansprache der Neubürger/innen mit einem Willkommens- und Informationspaket („Neubürgerpaket“) oder die Kooperation mit Arbeitgebern kann nicht nur eine längerfristige Kundenbindung an den ÖPNV bedeuten, sondern auch eine Verlagerung des MIV auf den Umweltverbund.
  • Ergänzende Instrumente sind Beratungsangebote oder aber Kooperationen mit Kommunen, Wohnungsanbietern oder Sportvereinen. Zusätzlich muss die Gruppe der Nicht-Nutzer/innen des öffentlichen Verkehrs angesprochen werden. In der Umfrage stellen die ÖV/MIV-Pragmatiker mit 26 % die größte Gruppe der Verkehrsteilnehmer unter den Wechselnutzern dar. Aus dieser Gruppe nutzen wiederum 40% selten oder nie den öffentlichen Nahverkehr. Hieraus ergibt sich ein großes, bisher nicht erreichtes, Kundenpotential.
  • In diesem Zusammenhang muss auch an einer Aufwertung des Images für umweltverträgliche Verkehrsmittel gearbeitet werden. Sogenannte „Schnuppertickets“ bieten sich für den Abbau etwaiger Vorteile an und könnten zusätzlich Zugezogenen einen leichten Zugang zum ÖPNV ermöglichen. Die Verkehrsunternehmen müssen für potenzielle Wechsler sichtbar und einfach zugänglich sein.
  • Für die Kommunalpolitik ergeben sich Handlungsansätze im Bereich der Stadt- und Raumplanung, die umweltfreundliche Verkehrsmittel und passende Siedlungsstrukturen bevorzugen kann und muss. Städtische Mobilitätskonzepte sollen klare zeitliche Ziele für mehr Fuß-, Rad- und öffentlichen Verkehr, sowie eine vorausschauenden Kapazitätsplanung im Nahverkehr beinhalten.
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