Der Flugverkehr boomt und die CO2-Emissionen des Flugverkehrs wachsen rasant. In Deutschland haben sie sich seit 1990 verdoppelt. Ein weiterer Anstieg wird prognostiziert.
Setzt sich das weltweite Wachstum des Flugverkehrs fort, wird das mögliche Klimaschutzerfolge in anderen Bereichen zu Nichte machen. Deshalb engagiert sich der VCD für eine Verringerung der Klimabelastungen durch den Flugverkehr.
Der Flugverkehr ist seit Beginn des Jahres 2012 in den EU-weiten Emissionshandel einbezogen. Aber bereits ein Jahr später beschloss die EU allerdings, internationale Flüge für das Jahr 2012 rückwirkend aus dem System auszunehmen, um die Chancen für ein globales Abkommen im Rahmen der UN-Organisation ICAO auf den Weg zu bringen. Die zunächst auf ein Jahr befristete Ausnahme wurde allerdings verlängert. Damit gilt der Emissionshandel nur für Flüge innerhalb der EU und deckt damit lediglich ein Viertel der Treibhausgasemissionen des Flugverkehrs in Europa ab. Die ICAO hat angekündigt, bis Ende 2016 ein wirksames Maßnahmenpaket zur Begrenzung der weltweiten Emissionen vorzulegen. Dem ist sie nachgekommen und hat ein globales marktbasiertes System entwickelt, mit dem die CO2-Emissionen des Flugverkehrs ab 2020 kompensiert werden sollen. Hierzu finden derzeit die Abstimmungen zur Ausgesatltung statt.
Die am 1. Januar 2011 eingeführte Luftverkehrsteuer für gewerbliche Passagierflüge betrachtet der VCD als ersten Schritt in die richtige Richtung. Auf Starts in Deutschland werden je nach der Entfernung der Flugstrecke zum Zielflughafen derzeit 12,73 Euro, 32,25 Euro oder 58,06 Euro erhoben. Die Pläne der Bundesregierung sehen nunmehr eine Erhöhung der Sätze ab 1. Mai 2024 um etwa 19% vor. Der VCD schlägt jedoch eine weitere Erhöhung der Sätze vor - außerdem sollte für die besonders klimaschädlichen Extra-Langstreckenflüge (z.B. Australien und Neuseeland) eine zusätzliche neue vierte Distanzklasse eingeführt werden.
Insgesamt belaufen sich diese umweltschädlichen Subventionen auf über 14 Milliarden Euro jährlich. Durch die Luftverkehrsteuer wurde zuletzt dieser Betrag um etwa 1,2 Milliarden Euro verringert. Dennoch wird nach wie vor Kerosin noch immer nicht besteuert und es fällt keine Mehrwertsteuer für Auslandstickets an. Bis zur Gleichheit der Wettbewerbsbedingungen im Verkehrsmarkt ist also noch eine weite Strecke zurückzulegen. Die Luftverkehrsbranche bekämpfte jahrelang die Luftverkehrsteuer, dennoch konnte eine Abschaffung erfolgreich verhindert werden.
Um faire Wettbewerbsbedingungen zwischen den Verkehrsträgern zu erreichen, fordert der VCD die Besteuerung von Kerosin und auch eine Erhebung der Mehrwertsteuer auf Auslandstickets.
Die Kerosinsteuer wird einen starken ökonomischen Anreiz setzen, Kerosin einzusparen und vom Flugzeug auf klimafreundlichere Verkehrsmittel - insbesondere die Bahn - umzusteigen. Der VCD und das Forum Ökologisch-Soziale Marktwirtschaft (FÖS) wollten dazu auch wissen, wie sehen es die Bürger und haben TNS Emnid beauftragt, hierzu das Stimmungsbild in der Bevölkerung abzufragen. Das zentrale Ergebnis: mehr als drei Viertel finden es nicht richtig, dass Fluggesellschaften keine Mineralölsteuer zahlen müssen. 70 Prozent fordern daher von der Bundesregierung, sich stärker für den Subventionsabbau einzusetzen. Die Ergebnisse sehen Sie in der Infografik rechts:
Der Flugverkehr belastet aber nicht nur das Klima, er verursacht auch erheblichen Lärm, von dem sich rund ein Viertel der Menschen in Deutschland belästigt fühlt. Ab einer bestimmten Alltagsbelastung drohen gesundheitliche Schäden durch Lärm, darüber hinaus wird die Lebensqualität Betroffener stark beeinträchtigt. Fluglärm verursacht außerdem enorme volkswirtschaftliche Schäden: Wertverfall von Häusern und Grundstücken fällt darunter ebenso wie die Belastung des allgemeinen Gesundheitssystems durch die Behandlung von fluglärmbedingten Krankheiten.
Bei dem in Deutschland allerorten anzutreffenden Ausbau der Flughäfen stehen die Erwartungen an Wachstum und Beschäftigung in krassem Missverhältnis zu den tatsächlichen Gegebenheiten. Die Flughafenbesitzer, häufig Bundesländer und Kommunen, erhoffen sich von den Flughäfen einen Schub für die wirtschaftliche Entwicklung ihrer Region und die Schaffung von neuen Arbeitsplätzen. Hierfür stecken sie Millionen an Steuergeldern in deren Erweiterung. Doch die Realität ist ernüchternd: Wachstum und Beschäftigung treten nur in den seltensten Fällen wie vorhergesagt ein. Viele Projekte sind von vornherein unrentabel und verschwenden so Gelder, die an anderer Stelle sinnvoller und nachhaltiger eingesetzt werden könnten. Neben steigender Belastung der Anwohner mit Lärm und Schadstoffen bleibt die Zahl der neuen Stellen zumeist weit hinter den Erwartungen zurück. Viele Flughäfen lassen sich bei weitem nicht kostendeckend betreiben, dadurch werden die öffentlichen Haushalte dauerhaft belastet.
Neben den öffentlichen Haushalten belastet der Flugverkehr maßgeblich das Weltklima. Beim Verbrennen von Kerosin entstehen klimaschädliche Abgase. Sie bestehen überwiegend aus Wasserdampf, Kohlendioxid und Stickoxiden. Die Auswirkungen dieser Stoffe sind in luftiger Höhe rund dreimal größer als am Boden und vergrößern so den Treibhauseffekt entsprechend. Bis zu 100 Jahre bleiben die Schadstoffe in der Atmosphäre und bewirken Umweltschäden, die niemand mehr ungeschehen machen kann. Die von Flugzeugen erzeugten Kondensstreifen und Schleierwolken verstärken das Aufheizen unserer Atmosphäre zusätzlich, weil sie die Rückstrahlung der Wärme vom Erdboden in den Weltraum vermindern. Der Gesamtanteil des Flugverkehrs an der globalen Erwärmung beträgt daher etwa 5 Prozent. Wichtig sind jedoch nicht nur die absoluten Zahlen, sondern vor allem die Wachstumsraten. In Deutschland haben sich die CO2-Emissionen des Flugverkehrs seit 1990 etwa verdoppelt. Wenn sich das weltweite Wachstum sich so fortsetzt, hat das fatale Folgen für das Klima.
Für viele Menschen ist es heute selbstverständlich, mit dem Flugzeug in den Urlaub zu fliegen. Dabei sind Urlaubsziele in Europa bequem mit dem Zug zu erreichen. Aber nicht selten werden Reiseziele auf der anderen Seite der Erdkugel angesteuert. So gehören Australien, Neuseeland, USA oder die kanarischen Inseln zu den beliebten Reiseländern. Dazu kommt ein Anstieg der Kurzzeitreisen, bedingt durch die Angebote der Billigairlines. Es ist heute gängig, einen Wochenendausflug in eine der europäischen Metropolen oder gar nach New York zu machen oder mal eben für zwei Tage nach Mallorca zu jetten. Einen Großteil macht zudem der Frachtverkehr aus. Weil Kunden das ganze Jahr über Früchte aus Übersee kaufen möchten, werden jährlich rund 30 Millionen Tonnen Fracht mit dem Flugzeug von A nach B befördert.
Wie klimaschädlich der Flugverkehr ist, wird anhand eines Beispiels deutlich: Bei einem Flug von Frankfurt in die Dominikanische Republik entstehen pro Passagier rund 2,8 Tonnen CO2. Zum Vergleich: Um die Klimaerwärmung in verträglichen Maßen zu halten, dürfte jeder Mensch im Schnitt nur drei Tonnen CO2 pro Jahr ausstoßen, davon eine Tonne für Mobilität. Wer einmal in die Karibik und zurück fliegt, hat sein klimaverträgliches Jahresbudget somit schon deutlich überschritten.
Die Attraktivität der Reise mit dem Flieger hat ihre Ursache in den Schleuderpreisen der Billigflieger. So ist es oftmals günstiger, nach Spanien zu fliegen, als mit der Bahn innerhalb Deutschlands zu reisen. Reisen ins benachbarte europäische Ausland sind aber durchaus preislich günstiger per Zug, wie der VCD Bahntest 2013/2014 ergeben hat.
August 2015 (pdf, 8 MB)
Oktober 2014 (pdf, 448 KB)
Verkehrspolitischer Sprecher
Fon 030/28 03 51-19
michael.mueller-goernert@vcd.org