David Grünewald, Radentscheider

Der Student hat eine erfolgreiche Bürgerinitiative initiiert, die für sichere Fahrradinfrastruktur in Darmstadt kämpft.

„Drei Radfahrer sind in den letzten sechs Monaten bei Verkehrsunfällen in Darmstadt gestorben“, sagt David Grünewald, 27, Initiator der Bürgerinitiative „Radentscheid Darmstadt“. „Solche Unfälle passieren auch wegen der mangelhaften Infrastruktur, und das ist für mich politisches Versagen. Ich möchte das Radfahren in Darmstadt sicherer machen und die Lebensqualität in der Stadt verbessern“, erklärt er seine Motivation.

Die Bürgerinitiative fordert von der Stadt unter anderem, dass sie jährlich fünf Kilometer sichere Radwege an Hauptstraßen baut, drei sichere Kreuzungen anlegt, fünf Kilometer Nebenstraßen attraktiv gestaltet und Mängel an der bestehenden Fahrradinfrastruktur beseitigt. Um ihren Forderungen Nachdruck zu verleihen, haben Grünewald und seine Mitstreiter rund 11300 Unterschriften gesammelt und am

4. Mai an Darmstadts Oberbürgermeister Jochen Partsch übergeben. Damit haben sie die Hürde für ein Bürgerbegehren mit Bravour genommen – lediglich 3500 Unterschriften waren nötig. Die Politik muss sich jetzt mit den Forderungen der Bürgerinitiative befassen.

Grünewald lebt seit 2011 in Darmstadt und macht derzeit an der Technischen Universität seinen Master im Fach Maschinenbau. Mit Verkehrs­politik befasst sich der Student schon seit einigen Jahren. In seiner Zeit als Verkehrsreferent beim Allgemeinen Studierenden-Ausschuss (AStA) der Uni hat er daran mitgewirkt, das Leihradsystem der Deutschen Bahn, Call-a-Bike, in die hessische Großstadt zu holen. Er bloggt zur Radverkehrspolitik und engagiert sich seit kurzem im <link https: hessen.vcd.org der-vcd-vor-ort darmstadt-darmstadt-dieburg external-link-new-window external link in new>VCD Darmstadt-Dieburg.

Unter anderem bei der Fahrrad-Veranstaltung Critical Mass hat Grünewald ein Team aus einem Dutzend Gleichgesinnten für den „Radentscheid Darmstadt“ rekrutiert. Gemeinsam haben sie ein Netzwerk aus Helfern und Unterstützern aufgebaut. Die verkehrs­politischen Organisationen VCD (insbesondere das VCD-Projekt »DIY. Dein Mobilitätsprojekt«, ADFC, FUSS e. V. und Changing Cities unterstützen die Bürgerinitiative ebenso wie der AStA der TU Darmstadt und der AStA der Hochschule logistisch, finanziell und mit Sachspenden.

Vorbild für die Darmstädter ist der Berliner „Volksentscheid Fahrrad“. In der Bundeshauptstadt konnte die Volksinitiative ihre Forderungen durchsetzen: Berlin hat als erste deutsche Stadt ein Fahrradgesetz erlassen, in dem der Bau von Radwegen und Fahrradabstellplätzen festgeschrieben ist.

„Wir haben in Darmstadt einen grünen Oberbürgermeister und die Grünen sind die größte Fraktion in der Stadtverordnetenversammlung. Ich erwarte von ihnen, dass sie liefern“, sagt David Grünewald. Die Stadtverordnetenversammlung kann die Forderungen des <link https: radentscheid-darmstadt.de external-link-new-window external link in new>„Radentscheids Darmstadt“ entweder übernehmen oder es kommt zum Bürger­entscheid: Dann stimmen die Darmstädter darüber ab, ob die Stadt ein modernes Radverkehrsnetz bauen soll.

Benjamin Kühne

ist seit 2014 Redakteur beim VCD-Magazin fairkehr.

benjamin.kuehne@fairkehr.de

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