Der VCD protestierte mit der Aktion "Warten auf Grün" gegen die Benachteiligung von Fußgänger*innen

Das natürliche Bedürfnis der Menschen ist das Gehen. Und es ist ziemlich einfach: Schuhe an, raus aus der Haustür, los geht’s. Es kostet nichts, steht jeder und jedem zur Verfügung - und das jederzeit.

Menschen sollten sich frei zu Fuß durch die Stadt bewegen können. Doch das sichere, komfortable und vor allem fließende Zufußgehen wird durch den Autoverkehr erheblich eingeschränkt. Es sind nicht die Fußwege, die die breiten Kfz-Fahrbahnen in kleine Abschnitte zerteilen, sondern genau andersherum:  Fahrbahnen durchschneiden förmlich Gehwege und ganze Nachbarschaften und trennen sie voneinander. Mit fatalen Folgen: Im vergangenen Jahr verloren 483 Fußgänger*innen im Straßenverkehr ihr Leben. Die meisten davon verunglückten innerorts beim Überqueren einer Straße.

Das Problem: Tempo 50 in der Stadt erhöht die Unfallgefahr. Es ist unmöglich für Fußgänger*innen, einfach und sicher über eine Straße ohne Querungsanlage zu kommen. Und die in den Städten deswegen aufgestellten Ampeln machen den Verkehr nicht unbedingt sicherer und vor allem nicht komfortabler für Menschen zu Fuß: die Grünphasen sind zu kurz und die Wartezeit zu lang. Für ältere Menschen, Kinder oder Rollstuhl- und Rollatornutzer*innen ist das Kreuzen einer Straße bei knapp bemessenen Grün- und Räumphasen gefährlich. Die Räumphase ist die Zeit zwischen Fußgängerrot und dem Grün des querenden Verkehrs. Das Warten, besonders an breiten Fahrbahnen mit viel Verkehr, Abgasen und Lärm ist zudem sehr unangenehm.

Mit unserem symbolischen Wartesaal haben wir am Dienstag, den 18. September 2018 auf die Benachteiligung von Fußgänger*innen im Straßenverkehr aufmerksam gemacht. Menschen, die hier „auf Grün" gewartet haben, konnten sich hinsetzen und verweilen. In diesem Fall: nur 15 Sekunden Grün gegenüber 60 Sekunden Rot. So schaffen es viele Menschen nicht, über die insgesamt sechsspurige Straße zu kommen und stranden auf der Mittelinsel. Dort müssen sie 75 Sekunden auf Grün warten. Vor und hinter den Wartenden rasen Autos in extremem Tempo an ihnen vorbei, es ist so laut, dass man sich kaum unterhalten kann und es stinkt - ein sehr unangenehmes Warte-Ambiente. Und noch schlimmer: Menschen, die langsamen gehen, befinden sich noch auf der Spur, wenn Autos Grün erhalten. Das ist gefährlich und verursacht Unfälle.

Wir wollen lebenswerte Städte, in denen einfach sicher und fließend gegangen, in denen gespielt und entspannt werden kann. Das heißt: Ampel nur dort, wo es keine bessere Alternative gibt. Und dann mit fußgänger*innenfreundlichen Ampelschaltungen! Bessere Alternativen zu Ampeln können vor allem bei Tempo 30 zum Einsatz kommen.

Deshalb fordern wir mit „Warten auf Grün!“ einerseits kürzere Wartezeiten an Ampeln für Fußgänger*innen und längere Grün- bzw. Räumzeiten. Außerdem fordern wir Tempo 30 innerorts: viele Fußgänger*innenampeln sind bei Tempo 30 nicht erforderlich, ja sogar verboten. Dort können bessere Querungshilfen, z.B. Zebrastreifen oder Mittelinseln errichtet werden. Denn bei Zebrastreifen haben Menschen, die zu Fuß gehen immer Vorrang - sie müssen nicht erst warten, bis die Ampel auf Grün springt.

 

Anouk Mayadoux

Anouk Mayadoux arbeitet als Trainee im Projekt »Zu Fuß zur Haltestelle« und verbessert damit die Bedingungen auf Gehwegen und auf der Straße für Menschen, die zu Fuß gehen und den ÖPNV nutzen.
anouk.mayadoux@vcd.org 

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