Die Bahn ist nicht Ryanair - das kostet eine Fahrt mit der Bahn wirklich

Staatssekretär Enak Ferlemann (CDU) meint, es könne nicht der Normalfall sein, mit der Bahn für 19 Euro quer durch Deutschland zu fahren.* Was sagt der Faktencheck?


Richtig ist:
Die DB AG bietet immer wieder Tickets für 19,90 Euro an. Diese sind an eine bestimmte Zugfahrt gebunden. Meist handelt es sich um Fahrten, bei denen andernfalls eine geringe Nachfrage zu erwarten wäre.

Falsch ist: Für Fahrgäste sei es normal für 19 Euro quer durch Deutschland zu fahren.

Ein Blick in den<link https: www.deutschebahn.com de investor_relations ib_online-1187368 external-link-new-window external link in new> Geschäftsbericht der DB Fernverkehr AG für das Jahr 2017 zeigt ein anderes Bild. Im Durchschnitt zahlt ein Fahrgastrund zwölf Euro pro 100 Kilometer Reisestrecke. Neben dem eigentlichen Ticketpreis sind auch weitere Kosten wie Sitzplatzreservierungsgebühren, Bahncard-Kauf und 19 Prozent Mehrwertsteuer enthalten. Ein Fahrgast reist aber weder nur 100 Kilometer noch stets quer durch Deutschland. Eine typische Reisestrecke beträgt 285 Kilometer. Dies entspricht einer Fahrt von Hannover nach Köln. Pro Fahrt zahlt ein Fahrgast im Durchschnitt 34 Euro. Nach Abführung der Mehrwertsteuer verbleiben rund 29 Euro pro Fahrgast und Fahrt bei dem Bahnunternehmen.

Nach Angaben des Statistischen Bundesamtest sind Bahntickets in den letzen Jahren teurer geworden. Seit 2015 verteuerten sich Fernverkehrsfahrten um 3,1 Prozent. Stärker stiegen die Preise im Nahverkehr. Aktuell müssen Fahrgäste im Schnitt 12,4 Prozent mehr für die Fahrt mit Regionalzügen bezahlen als vor drei Jahren. (Quelle: Statistisches Bundesamt 10/2018)

Philipp Kosok, VCD-Referent für Bahnverkehr dazu:

„Es ist keineswegs so, dass man ständig Bahntickets zu Schleuderpreisen erhält. Die Bahn ist nicht Ryanair. Dazu soll sie auch nicht werden, aber Bahnfahren muss bezahlbar bleiben. Ticketpreise zu erhöhen ist der falsche Weg. Ich kann jedoch die Intention des Staatssekretärs Ferlemann nachvollziehen. Mehr Geld muss in das System Bahn. Schließlich müssen zusätzliche Angebote, mehr Personal und neue Fahrzeuge finanziert werden.“

Der VCD rät eine bessere Finanzierung des Systems Schiene nicht allein auf dem Rücken der Fahrgäste auszutragen. Diese sollen schließlich mehr werden und nicht weniger. Nach den selbstgesteckten Zielen der Bundesregierung sogar doppelt so viele bis 2030.

Die Regierung soll nicht über das einzelne Ticketangebot urteilen, das Bahnunternehmen ihren Fahrgästen machen. Sie muss vielmehr günstigere Rahmenbedingungen für das Geschäft auf der Schiene schaffen. Umweltfreundliches Reisen sollte von Steuern und Abgaben entlastet werden. Derzeit sind Bahnreisen aber mit hohen Steuern und Abgaben belegt. Ändern kann das beispielsweise Finanzminister Scholz indem er auf Fernverkehrstickets mit Bus und Bahn nur eine reduzierte Mehrwertsteuer von sieben Prozent erhebt.

Auch die als Schienenmaut bekannten Trassenpreise belasten die Bahnunternehmen und machen den Zugverkehr teuer. Dass es auch anders geht, zeigte eine Entscheidung der Bundesregierung: Seit Juli 2018 übernimmt der Bund nahezu die Hälfte der Trassenpreise für Güterbahnen – ein Anreiz mehr Güter auf die Schiene zu verlagern. Das sollte sich die Bundesregierung jetzt auch im Personenverkehr trauen.

*Quelle für die Aussage von Staatssekretär Enak Ferlemann: <link https: www.faz.net agenturmeldungen dpa bahnbeauftragter-der-regierung-fordert-hoehere-bahnpreise-16010346.html external-link-new-window external link in new>FAZ-Meldung

Philipp Kosok

Referent für Verkehrspolitik beim VCD
philipp.kosok@vcd.org

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