Katharina Bermpohl

Gute Vernetzerin

Katharina Bermpohl, Vorsitzende des VCD Bremen, arbeitet für eine barrierefreie und sichere Stadt für alle Menschen.

| Straße zurückerobern

Ihr Weg zum VCD begann 2013 um vier Uhr morgens. Katharina Bermpohl lag wach und ärgerte sich wie schon häufiger. Darüber, dass sie mit zwei kleinen Kindern und Kinderwagen so oft nicht vom Hof des Mehrfamilienhauses auf den Bürgersteig gehen konnte, weil die Einfahrt zugeparkt war. Darüber, dass sie sich immer Gedanken machen musste, wie sie mit ihren Söhnen in ­Bremen – ohne Auto – gefahrlos von A nach B kommt. Die damals 28-Jährige setzte sich am frühen Morgen an den Rechner und recherchierte, wie sie aktiv werden könnte. Sie fand die Einladung zum Bundesweiten Umwelt- und Verkehrskongress BUVKO. Bermpohl nahm teil, traf VCD-Aktive und begann, sich im VCD vor Ort zu engagieren. Seit 2020 ist sie Vorsitzende des VCD Bremen.

Heute hat die 37-Jährige, die im Bereich Stadtentwicklung arbeitet, drei Söhne im Alter von 13, 10 und 4 Jahren. Die Familie lebt weiterhin ohne eigenes Auto, ist zu Fuß, mit dem Fahrrad und mit Bus und Bahn unterwegs. „Als die Kinder größer wurden, habe ich erst recht gesehen, wie wenig Raum es gibt, in dem sie sich einfach bewegen können, ohne Gefahr und ohne Hindernisse“, sagt Bermpohl. „Die Kinder sind rumgerannt, wollten spielen, aber es war kein Platz.“

Mehr Diversität im VCD

Die VCD-Landesvorsitzende engagiert sich in Aktionen und Kampagnen für lebenswertere Städte. Dafür vernetzt sie sich auch mit anderen Bremer Initiativen. Der VCD ist im Bremer Bündnis Verkehrswende aktiv und gründete den Verein Autofreier StadTraum mit – für eine menschengerechte Stadt. Zusammen mit anderen Verbänden sammelte der VCD Bremen 2019 bei der Kampa­gne „Platz da“ 6?000 Unterschriften gegen das Parken auf Fuß- und Radwegen.

Katharina Bermpohl setzt sich außerdem dafür ein, dass der VCD diverser wird. „Ich lade regelmäßig zu einem Frauen*netzwerk ein, in dem auch andere Organisationen mitwirken.“ Der Gender-Stern ist bewusst gewählt.  „Hier geht es nicht nur um Frauen, sondern um alle Menschen und um Diversität. Wir wollen einen Gegenpol setzen zum Standard-Verkehrsplaner: weiß, männlich, Bildungshintergrund.“ Städte würden bisher ausschließlich für gesunde Erwachsene geplant, stellt Bermpohl fest. „Ich kann nicht verstehen, warum Barrierefreiheit, beispielsweise auf Gehwegen, als optional behandelt wird. ­Barrierefreiheit ist ein Menschenrecht.“

Katharina Bermpohl ist Soziologin, Geografin und Flugzeugmechanikerin. Im Erststudium studierte sie Maschinenbau mit Schwerpunkt Luftfahrzeugtechnik und arbeitete für kurze Zeit in diesem Bereich. 2009 wurde ihr erster Sohn geboren. „Ich fing an umzudenken“, sagt sie. „Meinen Job fand ich unter Klimaschutzgesichtspunkten nicht mehr attraktiv. Ich machte mir Gedanken, wie unser aller Lebensraum aussehen soll und was wirklich wichtig ist.“ Katharina Bermpohl begann noch im gleichen Jahr, Soziologie und danach Stadt- und Regionalentwicklung zu studieren. Nun entwirft sie Lösungen für diese Zukunftsfragen – in ihrem Job und beim VCD.

Kirsten Lange

Freie Journalistin und Redakteurin aus Bonn mit den Themenschwerpunkten Klimaschutz, nachhaltige Mobilität und gerechte Gesellschaft. Ist am liebsten mit dem Fahrrad oder auf ihren eigenen Füßen unterwegs, sowohl im Alltag (es lebe die Stadt der kurzen Wege!) als auch in ihrer Freizeit: im Wald, am Meer oder in den Bergen.
kirsten@langeundzepp.de

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