Bundesweites Netzwerk Wohnen und Mobilität

Klimafreundlich mobil im Wohnquartier

Europaweit entstehen immer mehr Wohnquartiere mit neuen Mobilitätskonzepten. Sharing-Angebote, ein gut ausgebautes Rad- und Fußwegenetz und eine gute Anbindung an den ÖPNV sollen eigene Pkws im Wohnumfeld entbehrlich machen.

| Wohnen und Mobilität

Wenn Frau Klaasen ihre Fenster öffnet, ist es erstaunlich leise. Dabei wohnt sie direkt in der Stadt. Blickt sie nach draußen, sieht sie Kinder spielen, viele Fahrräder und eine Straßenbahnhaltestelle. Autos sucht man vergeblich in ihrer Siedlung - das liegt daran, dass sie in einem autofreien Quartier wohnt. Sie ist eine von wenigen glücklichen Stadtbewohner*innen, die in einem Wohnquartier mit nachhaltigem Mobilitätskonzept leben. Doch der Bedarf nach solchen Quartieren steigt. In immer mehr Neubaugebieten kommen solche innovativen Mobilitätsangebote zum Einsatz, mit denen der Autoverkehr reduziert werden kann.

Wohnort als Ausgangspunkt der Mobilität

4 von 5 unserer Wege starten oder enden vor der eigenen Haustüre. Dort entscheiden wir, für welches Verkehrsmittel wir uns entscheiden. Wenn wir die Mobilitätswende herbeiführen wollen, fangen wir also am besten direkt in den Wohnquartieren an.

Mehr als die Hälfte  der zurückgelegten Wegefällt auf den motorisierten Individualverkehr (MIV) zurück. Dort wo eine dichte Besiedlung herrscht, also vor allem in den Städten, führt das zu besonders vielen Problem. Flächen werden knapp, die Luftqualität sinkt und Staus sind an der Tagesordnung. Das sorgt für Stress, Verkehrsunfälle und eine erhebliche Umweltbelastung. Deshalb fordern Verkehrs- und Stadtplaner*innen neue Konzepte für eine umfassende klimafreundliche Mobilität in den Städten und Kommunen.

Bewohner*innen brauchen sinnvolle Alternativen zum Auto

Um das Nutzungsverhalten der Bewohner*innen langfristig zu verändern, ist es notwendig, ihnen sinnvolle Alternativen bereitzustellen. Sie sollen mindestens ebenso bequem auf Fahrrad, Bus oder Sharing-Angebote zugreifen können, wie bisher auf den privaten Pkw. Oft sind es infrastrukturelle Voraussetzungen, die uns davon abhalten, häufiger zu Fuß, mit dem Rad oder dem ÖPNV statt mit dem eigenen Auto unterwegs zu sein. Ein schneller Anschluss an den ÖPNV, ein gutes Fuß- und Radverkehrsnetz, sichere Fahrradabstellanlagen oder Carsharing-Angebote im Wohnquartier können wirkungsvolle Anreize schaffen.

Die Wohnungsunternehmen selbst können viel tun, um die Mobilität vor Ort zu ändern. Sie können beispielsweise Kooperationen mit Sharing-Anbietern eingehen oder Mietertickets für den ÖPNV anbieten. Liegt ein Mobilitätskonzept vor, kann der Stellplatzschlüssel in den Quartieren gesenkt werden. Das heißt, dass weniger Parkplätze pro Wohnung gebaut werden müssen. Einige Projekte setzen sogar auf die vollkommene Autofreiheit, wie z.B. das Stellwerk 60 in Köln. Nicht nur in Deutschland, auch in Österreich oder der Schweiz gibt es bereits viele Best Practice Quartiere.

Das gute Beispiel: Die Seestadt Aspern

Wertvolle Ideen zur Gestaltung eines Wohnquartiers mit nachhaltigen Mobilitätskonzepten bietet auch die Seestadt Aspern in Wien. Bis zum Jahr 2028 soll dort ein Neubauviertel entstehen, welches nachhaltige und intelligente Mobilitätslösungen auf innovative Weise in den Mittelpunkt stellt. Ziel ist, dass 40 Prozent aller Wege mit dem Öffentlichen Personennahverkehr und weitere 40 Prozent mit dem Rad oder zu Fuß zurückgelegt werden. Der motorisierte Individualverkehr wird dann nur noch 20 Prozent ausmachen. Bereits jetzt sind schon die ersten 6000 Bewohner*innen in der Seestadt eingezogen und erfreuen sich an den neuen Angeboten.

Das Projekt arbeitet an idealen Voraussetzungen, um autoarmes und klimafreundliches Wohnen für die Bewohner*innen komfortabel möglich zu machen. So ist das Quartier an das U-Bahn-Netz angebunden, es gibt ein dichtes Fuß- und Radwegenetz und viele Lademöglichkeiten für E-Autos sowie Carsharing-Angebote. Sammelgaragen sollen in dem Quartier für autofreie Straßen sorgen. Außerdem runden zwei autonom fahrende Elektrobusse das Angebot in der Seestadt ab.

Sie möchten noch mehr zum Thema erfahren? In unserem Handlungsleitfaden finden Sie auf mehr als 100 Seiten viele Informationen, Grafiken und Literatur zu intelligenter Mobilität im Wohnquartier. Auf unserer Online-Plattform intelligentmobil.de haben wir außerdem weitere spannende Beispiel-Quartiere und Neuigkeiten aus unserem Projekt „Bundesweites Netzwerk Wohnen und Mobilität“ zusammengestellt.

Sarah Stelzig

Volontärin für Öffentlichkeitsarbeit im »Bundesweiten Netzwerk Wohnen und Mobilität«
Fon 030/28 03 51-280
sarah.stelzig@vcd.org

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