Scharfe CO2-Grenzwerte für Pkw drängender denn je. Neue Studie zu E-Autos zeigt: Hersteller verfehlen eigene Ausbauziele.

VCD begrüßt aktuelle Position des Umweltministeriums zu CO2-Grenzwerten: Das Mindeste, was erreicht werden muss, um den Verkehr auf Klimakurs zu bringen. Analyse des europäischen Verbands Transport & Environment zeigt: Autoindustrie vernachlässigt die E-Mobilität. Kaum Angebote und wenig Werbung. Nur scharfe CO2-Vorgaben beschleunigen die E-Mobilität und schützen ausreichend das Klima.

Berlin/Brüssel. Laut einer heute in Brüssel veröffentlichten Studie des Umweltverbands Transport & Environment (T&E) verfehlen die Autohersteller in Europa ihre Ausbauziele für die E-Mobilität. Vergangenes Jahr verkauften Hersteller nur halb so viele E-Autos, wie von ihnen selbst angekündigt. In Deutschland waren Anfang 2018 gerade einmal 100.000 E-Autos zugelassen. Das Ziel der Bundesregierung von einer Million Elektrofahrzeugen bis 2020 ist damit noch in weiter Ferne. Ursache für die schlechten Verkaufszahlen sind die geringen Ambitionen der Autoindustrie, E-Autos an den Markt zu bringen. Die T&E-Studie zeigt, dass die Modellauswahl begrenzt ist, die Lieferzeiten lange sind und die Autohersteller so gut wie keine Werbung für ihre Stromer machen.

 

Der ökologische Verkehrsclub VCD kritisiert die Autohersteller für ihr mangelndes Engagement bei E-Autos und ruft die Bundesregierung zum Handeln auf. Sie muss sich für scharfe CO2-Vorgaben für Pkw auf EU-Ebene einsetzen, um den Wechsel hin zu emissionsfreien Fahrzeugen zu beschleunigen. Die EU-Kommission hat im vergangenen Herbst neue Vorgaben für 2025 und 2030 vorgeschlagen, die jetzt von den Mitgliedstaaten diskutiert werden. Die angestrebten Grenzwerte sind viel zu schwach, um den Ausbau zu emissionsfreien Antrieben so zu beschleunigen, dass die Klimaziele im Verkehr erreicht werden können. Deutschland ist dem Pariser Klimaabkommen und den EU-Klimazielen verpflichtet. Ohne einen wesentlichen Beitrag des Verkehrs sind die Klimaziele nicht zu erreichen.

 

Michael Müller-Görnert, VCD-Referent für Verkehrspolitik: „Wir begrüßen die aktuelle Position des federführenden Umweltministeriums, den CO2-Ausstoß um 25 Prozent bis 2025 und 50 Prozent bis 2030 zu senken. Das ist das Mindeste, was erreicht werden muss, um den Verkehr auf Klimakurs zu bringen. Besser für das Klima wären minus 35 Prozent CO2 bis 2025 und minus 60-70 Prozent bis 2030. Nur strenge politische Vorgaben führen dazu, dass die Automobilindustrie schnell das Angebot und die Produktion von Elektroautos steigert. Die Bundesregierung muss jetzt geschlossen Druck auf EU-Ebene machen und die CO2-Vorgaben für Neuwagen nachschärfen.“

 

Laut der Studie von T&E sind europaweit 370 Pkw-Modelle mit Verbrennermotor am Markt, hingegen bieten die Autohersteller gerade einmal 30 elektrisch betriebene Automodelle an. Für den Verkauf von Verbrennern in Deutschland wenden Autohersteller mehr als 90 Prozent ihres Werbebudgets auf. Für das Bewerben von Elektro-Autos hierzulande investieren Autohersteller hingegen nur drei Prozent ihrer Werbemittel. Dabei steigt das Interesse nach E-Autos in Deutschland: Inzwischen kann sich die Hälfte der potentiellen Autokäufer grundsätzlich vorstellen, ein E-Auto zu kaufen.


Müller-Görnert: „Die Autohersteller lassen ihre Kunden im Regen stehen. VW, Daimler und Co versprechen vollmundig E-Auto-Offensiven. Die Realität sieht anders aus. Autokäufer warten monatelang auf ihr E-Auto oder erfahren nicht, welche Modelle es überhaupt gibt. Auch im Autohaus mangelt es oft an entsprechender Beratung.“


Wie lange Autokäufer in Deutschland derzeit auf Elektrofahrzeuge warten müssen, hat der VCD durch eine Abfrage bei Autohäusern und Fahrzeugherstellern ermittelt. Das Ergebnis mit dem Stand Ende Mai ist: Bis zu einem Jahr kann es dauern, bis das gewünschte E-Modell geliefert wird. Trauriger Spitzenreiter ist dabei der Hyundai Ioniq. Der elektrische Smart ist nicht vor Frühjahr 2019 lieferbar. Bei BMW hingegen bekommt man den i3 oder i8 bereits nach etwa acht Wochen. Bei Volkswagen sind die Plug-In-Modelle Passat GTE und Golf GTE bereits bis Ende der Produktion komplett ausverkauft, Nachfolgermodelle kommen erst Januar bzw. Mitte 2019 auf den Markt.

 

Mehr Informationen:
Zur T&E-Studie:<link https: www.transportenvironment.org sites te files _blank>www.transportenvironment.org/sites/te/files/2018_06_EV_announcements_report.pdf

Zur VCD-Abfrage von Lieferzeiten von E-Autos:
<link file:2624>www.vcd.org/fileadmin/user_upload/Redaktion/Presse/Stellungnahmen/VCD_Abfrage_Lieferzeiten_E-Autos_180606.pdf

 

Pressekontakt:
Almut Gaude, VCD-Pressesprecherin • Telefon 030/280351-12 •
<link>presse@vcd.org<link http: www.vcd.org>www.vcd.org  • Twitter: <link https: twitter.com vcdev>@VCDeV

Der ökologische Verkehrsclub VCD ist ein gemeinnütziger Umweltverband, der sich für eine umweltverträgliche, sichere und gesunde Mobilität einsetzt. Im Mittelpunkt steht dabei der Mensch mit seinen Bedürfnissen und Wünschen für ein mobiles Leben. Seit 1986 kämpft der VCD für ein gerechtes und zukunftsfähiges Miteinander zwischen allen Menschen auf der Straße – egal, ob sie zu Fuß, auf dem Rad, mit Bus und Bahn oder dem Auto unterwegs sind. Dafür arbeitet er vor Ort mit zwölf Landesverbänden und rund 140 Kreisverbänden und Ortsgruppen, bundesweit und europaweit vernetzt. Rund 55.000 Mitglieder, Spender und Aktivistinnen unterstützen die Arbeit des VCD für eine zukunftsfähige Mobilität.

 

 

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