T&E Analyse: Die führenden Autohersteller halten CO2-Grenzwerte nur auf dem Papier ein – »Mercedes« ist trauriger Spitzenreiter bei Verbrauchsabweichungen

Der VCD fordert: Politik muss Tricksereien endlich einen Riegel vorschieben und Straßenmessungen zur Pflicht machen.

Berlin, 21. Dezember 2016. Vor gut einem Monat veröffentlichte das International Council on Clean Transportation (ICCT) die Ergebnisse der aktuellen Diskrepanz zwischen tatsächlichem Verbrauch und den Verbrauchsangaben der Autohersteller bei Neuwagen. Das zentrale Ergebnis: die Verbräuche auf der Straße fallen mittlerweile rund 42 Prozent höher aus, als auf dem Zulassungspapier angegeben. Darauf basierend hat der europäische Dachverband des ökologischen Verkehrsclub VCD, Transport & Environment (T&E), die Daten mit Fokus auf Hersteller und Marke analysiert. Ziel war es herauszufinden, wie die Verbräuche, je nach Marke und Modell variieren.

Unrühmlicher Spitzenreiter ist demnach die Marke Mercedes. Die analysierten Mercedes-Modelle verbrauchen im Schnitt 54 Prozent mehr Sprit auf der Straße, als in den Hochglanzbroschüren angegeben. Auf Platz zwei folgen Audi und smart mit jeweils 49 Prozent Mehrverbrauch. Die Modelle von Fiat, weisen mit immer noch durchschnittlich 35 Prozent, die geringste Abweichung auf.

Michael Müller-Görnert, Referent für Verkehrspolitik beim VCD: „Die scheinbaren Verbrauchsminderungen der vergangenen Jahre sind in der Realität nichts als heiße Luft. Bei allen großen Herstellern findet die CO2-Reduktion nur auf dem Papier statt. Besonders alarmierend sind die Diskrepanzen von mehr als 50 Prozent. Diese lassen sich nicht mehr allein durch ein Ausnutzen von Testtoleranzen und Schlupflöchern erklären. Der Verdacht liegt nahe, dass hier mit unerlaubten Mitteln beim Labortest gearbeitet wird. Betrogen werden dadurch nicht nur die Autofahrer, die mehr für Sprit ausgeben müssen, sondern auch der Staat, dem erhebliche Einnahmen aus der CO2-basierten Kfz-Steuer entgehen. Ganz zu schweigen vom Schaden an der Umwelt.“

Der VCD fordert die Bundesregierung erneut auf, die Notbremse zu ziehen und zweifelhafte Modelle genauer auf mögliche illegale Steuerungen zu untersuchen, sowie Sanktionen zu verhängen, sollte sich der Verdacht eines Betrugs bestätigen.

Höhere Verbräuche bedeuten schließlich auch höhere CO2-Emissionen, die wiederum jegliche CO2-Regulierung ad absurdum führen. Müller-Görnert betont: „An der Einführung realer Verbrauchsmessungen führt kein Weg mehr vorbei. Straßenmessungen sind das einzige und effizienteste Kontrollinstrument zur Schließung vorhandener Schlupflöcher. Die hierbei ermittelten Werte dürfen nicht mehr als zehn Prozent von den Labormessungen abweichen. Nur so kann sichergestellt werden, dass die CO2-Emissionen von Pkw tatsächlich sinken und Verbraucher sich auf die Herstellerangaben verlassen können.“

Gleichzeitig, so die Forderung des VCD, muss die Fahrzeugzulassung reformiert werden. Ein Vorschlag der EU-Kommission, der bessere und unabhängige Kontrollen sowie drastische Strafen bei Verstößen vorsieht, liegt bereits vor. Dieser darf nicht abgeschwächt werden und muss eine Stärkung der EU-Kommission als Kontrollinstanz sowie die Offenlegung sämtlicher Messergebnisse in einer öffentlich zugänglichen Datenbank enthalten.

Die vollständige T&E-Analyse „Mind the Gap 2016“ unter: transenv.eu/2016MindTheGap

Für Rückfragen: Anja Smetanin, VCD-Pressesprecherin • Fon 030/280351-12 • presse@vcd.org

zurück

Cookie-Einstellungen ändern