T&E-Studie bestätigt: Klimaziele durch CO2-Emissionen von Pkw gefährdet, Autoindustrie untergräbt Vorgaben.

VCD: Bundesregierung muss sich für schärfere EU-CO2-Regelung einsetzen. Einhaltung der Grenzwerte muss auf der Straße überprüft werden.

 Brüssel/Berlin, 10. April 2018. Die CO2-Emissionen aus dem Verkehr sind EU-weit seit 1990 um ein Viertel angestiegen und haben heute mit 27 Prozent den größten Anteil an den gesamten Treibhausgasen der EU. Das zeigt eine neue Studie „CO2 Emissions from Cars – The Facts” von Transport and Environment (T&E), der europäischen Dachorganisation des ökologischen Verkehrsclub VCD. Den größten Anteil an den CO2-Emissionen aus dem Verkehr hat der Pkw-Verkehr. Obwohl seit 2009 Schritt für Schritt immer schärfere CO2-Vorgaben für Neuwagen gelten, stagniert der tatsächliche durchschnittliche Treibhausgasausstoß der Neuwagen seit Jahren. Der Grund dafür ist laut Studie von T&E, dass der Anteil von großen, leistungsstarken und schweren SUVs an verkauften Neuwagen immer weiter zunimmt – auch mithilfe der aggressiven Werbung der Autohersteller. Die Studie zeigt darüber hinaus, dass die Abweichungen zwischen dem realen Spritverbrauch und den Herstellerangaben immer weiter ansteigen.

Michael Müller-Görnert, VCD-Verkehrsreferent: „Die T&E-Studie zeigt schonungslos das Geschäftsmodell der Autoindustrie: Sie erzielt hohe Renditen mit Spritfressern, trickst bei Umweltvorgaben und schwächt diese zudem über willfährige Regierungen ab. Nicht zuletzt der Abgasskandal ist ein Beleg dafür. Die neue Bundesregierung, die heute bei ihrer Kabinettsklausur in Meseberg auch über den Dieselskandal beraten wird, muss diesem Treiben der Autoindustrie endlich ein Ende setzen. Betrügereien der Autohersteller müssen bestraft werden.“

Die T&E-Studie zeigt, dass die Autohersteller vor allem mit SUVs hohe Margen erzielen, die inzwischen europaweit den höchsten Anteil an den Neuzulassungen stellen. ­­Auch in Deutschland ist mittlerweile jeder vierte Neuwagen ein SUV – Tendenz steigend. Statt den höheren Spritverbrauch dieser schweren Fahrzeuge durch effiziente Technik zu kompensieren, optimieren die Autohersteller sie vielmehr für die Verbrauchstest, um besonders niedrige Werte zu erzielen. Die Folge: In den letzten Jahren ist die Kluft zwischen Herstellerangaben und dem tatsächlichen Verbrauch immer weiter auseinandergegangen. Im Jahr 2001 verbrauchte ein Pkw im Schnitt acht Prozent mehr Sprit als von den Herstellern angegeben, im Jahr 2016 waren es 42 Prozent.

Müller-Görnert: „CO2-Grenzwerte sind ein wichtiger Treiber für umweltschonendere Pkw – wenn sie auch wirklich eingehalten werden. Allerdings leidet die Effektivität der Gesetzgebung an mangelhaften Verbrauchtests. Auch wenn nun mit dem WLTP ein neues, realitätsnäheres Messverfahren eingeführt wird, bleibt er ein Labortest, der manipulationsanfällig ist. Die  Bundesregierung muss sich deshalb auf EU-Ebene dafür einsetzen, dass auch für CO2 und Verbrauch Straßenmessungen eingeführt werden, analog zu den bereits geltenden RDE-Messungen für Schadstoffe. Diese sollen dann die Basis für die künftige CO2-Regelung bilden. So wird den Tricksereien der Autoindustrie ein Riegel vorgeschoben und Autokäufer können sich wieder auf die Verbrauchsangaben verlassen.“

Der VCD fordert, dass auch die Folgeregelung für CO2-Grenzwerte für die Zeit nach 2021 korrigiert werden muss, wenn die EU und die Mitgliedsstaaten ihre Klimaziele einhalten wollen. Auch der Klimaschutzplan der Bundesregierung gibt für 2030 eine ambitionierte CO2-Minderung für den Verkehrssektor vor. Laut jüngstem Vorschlag der EU-Kommission soll der durchschnittliche CO2-Ausstoß von Neuwagen lediglich um 15 Prozent bis 2025 und 30 Prozent bis 2030 sinken. Der Vorschlag reicht bei weitem nicht aus, die Klimaziele zu erreichen. Aus Sicht des VCD wird eine Minderung von mindestens 60-70 Prozent bis 2030 benötigt, auch um den raschen Wechsel hin zu emissionsfreien Antrieben zu forcieren. Hier muss sich die Bundesregierung dafür einsetzen, den EU-Vorschlag nachzuschärfen.

Link zur T&E-Studie „CO2 Emissions from Cars – The Facts”: bit.ly/CO2-emissions-from-cars-the-facts-report-pdf

Pressekontakt:
VCD-Pressestelle • Telefon 030/280351-12 • <link>presse@vcd.org • <link http: www.vcd.org>www.vcd.org

zurück

Cookie-Einstellungen ändern