Vorfahrt für die Öffentlichen – kostenfreie Nutzung in Luxemburg nur eine von vielen Maßnahmen

Ab 1. März zahlen Luxemburger nichts mehr für Bus und Bahn. Heute stellt Verkehrsminister Bausch sein Konzept vor. Dortige Regierung treibt bereits seit sechs Jahren Verkehrswende voran. Gratisbeförderung nur ein Schritt von vielen. Vorbild für Deutschland ist Luxemburg vor allem was rasanten Ausbau der öffentlichen Verkehrsmittel betrifft.

Philipp Kosok, VCD-Sprecher für Bahnverkehr und ÖPNV: „Endlich sprechen alle über dieses kleine Land, das seit Jahren unbemerkt die Verkehrswende mit Hochgeschwindigkeit umsetzt. Um sich ins Gespräch zu bringen, braucht es offensichtlich Preise mit Signalwirkung. Für die meisten Menschen ist aber nicht der Nulltarif entscheidend dafür, ob sie auf Bus und Bahn umsteigen. Wichtiger sind Zuverlässigkeit und ein gut ausgebautes Verkehrsangebot.“

Der VCD sieht in dem Schritt zum Gratis-ÖPNV nur einen kleinen Baustein in der großen Strategie der luxemburgischen Verkehrswende. Bislang hat das Land mit 670 Autos je 1.000 Einwohnern die höchste Pkw-Dichte in der Europäischen Union. Doch seitdem der Verkehrsminister und frühere Bahnmitarbeiter François Bausch 2013 sein Amt antrat, verfolgt die Regierung eine Politik, die den öffentlichen Verkehrsmitteln klaren Vorrang einräumt. Im ganzen Land wird pro Kopf fast zehnmal so viel Geld in die Bahn investiert wie in Deutschland. Das Bus- und Bahnangebot wurde bis in die Nachbarstädte auf deutscher und französischer Seite ausgeweitet, um auch Pendler zum Umstieg zu bewegen. Flankiert wird das Ganze durch einen Ausbau des Radwegenetzes und zusätzliche Elektrobusse.

Kosok: „Bisher ist Luxemburg vor allem ein reiches Autoland. In wenigen Jahren könnte man es hingegen als das Land kennen, das es geschafft hat, allen Einwohnern eine zukunftsfähige Mobilität zu ermöglichen. Der rasante Ausbau der Öffentlichen sollte Vorbild für die Verkehrsminister in Deutschland sein. In nur fünf Jahren wurde in der Stadt Luxemburg, die gerade einmal rund 120.000 Einwohner hat, eine Straßenbahn etabliert. Wenn jede deutsche Stadt dieser Größe – davon gibt es über 60 – alle fünf Jahren eine Straßenbahnstrecke eröffnet, käme die Verkehrswende auch in Deutschland voran.“

Die Verkehrswende kann aus Sicht des VCD erst dann gelingen, wenn neben dem Ausbau von Bus, Bahn und Rad gleichzeitig dem Auto Verkehrsflächen entzogen und Privilegien wie kostenlose Parkplätze beendet werden. Hier gingen Städte wie Wien sogar noch konsequenter voran als Luxemburg, betont der VCD.

„Die Forderung nach dem ÖPNV-Nulltarif für alle ist überzogen. Woran es in Deutschland aber leider oft fehlt, sind Sozialtickets, also Fahrscheine für Menschen mit besonders geringem Einkommen, die von den Ländern und Gemeinden bezuschusst werden. ÖPNV muss nicht gratis sein wie in Luxemburg aber er sollte für alle bezahlbar sein“, findet VCD-Sprecher Kosok.


Pressekontakt:
Philipp Kosok • VCD-Sprecher für Bahnverkehr und ÖPNV • 030/280351-36 • philipp.kosok@vcd.org
Anne Fröhlich, Pressestelle VCD • Telefon 030/280351-12 • presse@vcd.org
www.vcd.org Twitter: @VCDeV 

Der ökologische Verkehrsclub VCD ist ein gemeinnütziger Umweltverband, der sich für eine umweltverträgliche, sichere und gesunde Mobilität einsetzt. Im Mittelpunkt steht dabei der Mensch mit seinen Bedürfnissen und Wünschen für ein mobiles Leben. Seit 1986 kämpft der VCD für ein gerechtes und zukunftsfähiges Miteinander aller Menschen auf der Straße – egal, ob sie zu Fuß, auf dem Rad, mit Bus und Bahn oder dem Auto unterwegs sind. Dafür arbeitet er vor Ort mit zwölf Landesverbänden und rund 140 Kreisverbänden und Ortsgruppen, bundesweit und europaweit vernetzt. Rund 55.000 Mitglieder, Spender und Aktivistinnen unterstützen die Arbeit des VCD für eine zukunftsfähige Mobilität.

 

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