Wasserstoff, E-Auto oder E-Fuels: Warum das E-Auto die beste Alternative ist

Das Wasserstoffauto gilt vielen zunehmend als die bessere Alternative zum E-Auto. Tatsächlich ist seine Ökobilanz aber deutlich schlechter. Der ökologische Verkehrsclub VCD räumt mit gängigen Fehlinformationen auf und nennt die wichtigsten Vor- und Nachteile.

Berlin, 16. Januar 2020. Dieses Jahr könnte das Elektro-Auto seinen Durchbruch erleben. Zahlreiche Hersteller bringen vor dem Hintergrund strengerer CO2-Grenzwerte der EU neue E-Modelle auf den Markt. Gleichzeitig wird das Wasserstoffauto immer wieder als die vermeintlich bessere Alternative diskutiert - oft allerdings auf Basis von Halbwissen und veralteten Zahlen, kritisiert der VCD. Wasserstoff als Antrieb stellt aus Sicht des ökologischen Verkehrsclubs (noch) keine Alternative dar. Der VCD klärt über Vor- und Nachteile auf: 

Vorteile: Wasserstoffautos sind meist Autos mit Brennstoffzelle. Sie haben eine höhere Reichweite als Elektroautos. Wegen der großen Energiedichte von Wasserstoff können sie längere Strecken mit einer Tankfüllung zurücklegen als ein vergleichbares E-Auto. Das macht die Brennstoffzelle interessant für Langstreckenfahrer oder für den Güterverkehr mit großen und schweren Lkw. Wasserstoffautos müssen auch nicht lange geladen, sondern können schnell betankt werden. Nur auf den ersten Blick von Vorteil: Im Betrieb selbst entstehen keine Schadstoffemissionen. Aus dem Auspuff kommt nur Wasser.

Nachteile: Um Autos mit Wasserstoff anzutreiben, muss dieser mittels Elektrolyse und unter großem Energieaufwand aus Wasser hergestellt werden. Eine Studie der Denkfabrik Agora Verkehrswende zeigt, dass die CO2-Emissionen eines Brennstoffzellen-Pkw in der Gesamtbilanz um 75 Prozent über denen eines vergleichbaren E-Autos liegen können - wenn man den durchschnittlichen deutschen Strommix zugrunde legt. Dieselbe Strommenge, mit der ein batterieelektrisches E-Auto 100 km weit kommt, reicht bei einem Brennstoffzellenauto nur für 48 km, also für weniger als die Hälfte der Strecke. 

Einen Klimavorteil hat das Brennstoffzellenauto gegenüber dem Verbrenner nur dann, wenn bei der Produktion von Wasserstoff nur Ökostrom verwendet wird.  Das übersteigt die deutschen Kapazitäten. Klimaneutrale wasserstoffbasierte Kraftstoffe müssten importiert und Anlagen für die Erzeugung aufgebaut werden.

Gegen das Wasserstoffauto sprechen auch die derzeit wenigen verfügbaren Modelle, das kleine Tankstellennetz sowie die hohen Kosten. Aktuell sind nur zwei Brennstoffzellenmodelle auf dem Markt, die Preise dafür liegen bei über 70.000 Euro. Tanken lassen sich die Fahrzeuge an gerade einmal 70 Tankstellen bundesweit. Elektroautos sind bereits ab rund 16.000 Euro erhältlich und es kommen zunehmend neue Modelle auf den Markt. Strom gibt es mittlerweile an rund 24.000 öffentlichen Ladepunkten, zusätzlich können Elektrofahrzeuge oft auch zu Hause oder am Arbeitsplatz geladen werden.

Ein Kilogramm Wasserstoff kostet etwa 9,50 Euro und reicht für rund 100 km. Bei 100 km im E-Auto fallen etwa 4,50 Stromkosten für das Laden an. Die entsprechenden Kosten für Benzin und Diesel im Vergleich: Bei einem Verbrauch von 6 Litern Benzin bzw. 5 Litern Diesel aktuell 8,40 Euro bzw. 6,70 Euro.

Nachteile von E-Fuels: Neben der Brennstoffzelle werden auch strombasierte Kraftstoffe, sogenannte E-Fuels, als weitere Antriebsoption diskutiert. Sie basieren ebenfalls auf Wasserstoff. Für ihre Herstellung braucht es einen zusätzlichen Produktionsschritt, bei dem Wasserstoff in gasförmige oder flüssige Kraftstoffe weiterverarbeitet wird. Dies erhöht den Energiebedarf zusätzlich. Zusammen mit dem niedrigen Wirkungsgrad von Verbrennungsmotoren sinkt die Gesamteffizienz im Vergleich zu Elektroauto und Brennstoffzelle nochmals deutlich. Die Reichweite beträgt gerade einmal 15 Kilometer. Damit sind auch E-Fuels keine wirkliche Alternative zum E-Auto. Denkbare künftige Einsatzgebiete sind vor allem Verkehrsmittel, die nicht mit Elektro-Antrieb ausgestattet werden können. Dazu zählen insbesondere der Flug- und Schiffsverkehr.

Fazit von Michael Müller-Görnert, verkehrspolitischer Sprecher des VCD: „Das umweltfreundliche Wasserstoffauto ist noch auf absehbare Zeit eine Wunschvorstellung, aber keine reelle Option. Wir dürfen beim Ausstieg aus dem Verbrenner aber keine Zeit verlieren. Deshalb sollten wir uns auf die viel weiter entwickelte Elektromobilität konzentrieren. E-Autos sind für den Pkw-Bereich die effizienteste, kostengünstigste und klimaschonendste Lösung. Dank der Erhöhung der Kaufprämie sind E-Autos für viele Verbraucher inzwischen auch eine bezahlbare Alternative geworden.“

 

Für Fragen und Interviewwünsche:
Michael Müller-Görnert, VCD-Verkehrsexperte • Fon 030/280351-19 • michael.mueller-goernert@vcd.org bzw. VCD-Pressestelle • Telefon 030/280351-12 • presse@vcd.orgwww.vcd.org Twitter:@VCDeV 

Der ökologische Verkehrsclub VCD ist ein gemeinnütziger Umweltverband, der sich für eine umweltverträgliche, sichere und gesunde Mobilität einsetzt. Im Mittelpunkt steht dabei der Mensch mit seinen Bedürfnissen und Wünschen für ein mobiles Leben. Seit 1986 kämpft der VCD für ein gerechtes und zukunftsfähiges Miteinander zwischen allen Menschen auf der Straße – egal, ob sie zu Fuß, auf dem Rad, mit Bus und Bahn oder dem Auto unterwegs sind. Dafür arbeitet er vor Ort mit zwölf Landesverbänden und rund 140 Kreisverbänden und Ortsgruppen, bundesweit und europaweit vernetzt. Rund 55.000 Mitglieder, Spender und Aktivistinnen unterstützen die Arbeit des VCD für eine zukunftsfähige Mobilität.

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