Zug statt Flug? VCD will Nachtzüge zur echten Alternative machen

Abends einsteigen und morgens ausgeschlafen ankommen. Mit dem Nachtzug lässt es sich bequem und umweltfreundlich reisen, mit einem Hauch von Abenteuer. Doch eine echte Alternative zum Flugzeug ist er noch nicht: Wer spontan über Ostern losfahren möchte, wird enttäuscht – alles ist ausgebucht. Zu lückenhaft ist das Netz, zu gering sind die Kapazitäten, zu hoch können die Preise im Vergleich zum Flugzeug sein. Der ökologische Verkehrsclub VCD hat Ideen gesammelt, wie Nachtzüge auf innereuropäischen Strecken das Flugzeug ersetzen können.

Nachtzüge erleben derzeit eine Renaissance in Deutschland – nach langer Flaute wachsen Netz und Angebot, obwohl die Deutsche Bahn bislang nicht direkt wieder eingestiegen ist. Auch die Zahl der Fahrgäste nimmt zu. Einen Überblick über das aktuelle Streckennetz verschafft die Nachtzugkarte von VCD und Back On Track.

Der VCD-Bahnexperte Alexander Kaas Elias begrüßt das Comeback, sieht das Potenzial aber bei weitem noch nicht ausgeschöpft: „Wir brauchen ein europaweites Nachtzugnetz, um mehr Reisende auf die Schiene zu bringen. Dafür sind höhere Kapazitäten und mehr Waggons nötig, damit längere Nachtzüge häufiger fahren können – sinnvoll wären zum Beispiel Doppelstock-Liegewagen“. Heute sind Nachtzüge oft lange im Voraus ausgebucht, und die Bahnen können beliebige Preise verlangen, weil sie keine Konkurrenz zu fürchten haben. So haben die ÖBB ein dynamisches Preissystem eingeführt, das für die Kunden richtig teuer werden kann.

Kaas Elias fordert eine länderübergreifende Organisation des Nachtzugverkehrs, um das zu ändern: „Die beteiligten Staaten müssen einander gewährleisten, dass sie Zugangsbarrieren abbauen, so wie es die Europäische Union in den Eisenbahnpaketen bereits beschlossen hat. Außerdem brauchen Nachtzugbetreiber langfristige Planungssicherheit und günstige Trassenpreise – dann erst lohnen sich Investitionen in teure Schlaf- und Liegewagen.“ Denkbar wäre es, Unternehmen mit vielen Nachtzugverbindungen besonders günstige Trassenpreise zu gewähren.

Schließlich fordert der VCD ein europaweites Buchungssystem für Zugtickets. „Vor oder nach der Nachtfahrt benötigen die Fahrgäste oft einen Anschluss, damit die ganze Reisekette nachhaltig bleibt“, so Kaas Elias. „Stellen Sie sich vor, sie brauchen nur ein Ticket zu buchen, um nachmittags mit dem Zug nach München zu fahren, dort in den Nachtzug nach Rom zu steigen und morgens einen Cappuccino auf der Piazza Navona zu trinken. So schön kann eine Zugreise sein.“

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