Immer gute Bahnverbindungen

Deutschland-Takt

Jede Stunde zur gleichen Minute abfahren und das deutschlandweit! Menschen nutzen häufiger die Bahn, wenn das Angebot stimmt. Ein wesentlicher Baustein dafür ist der Deutschland-Takt, ein integraler Taktfahrplan für die ganze Republik.

| Bahn

In allen Bundesländern sind integrale Taktfahrpläne für den Schienenpersonennahverkehr, die Busse und Bahnen intelligent verknüpfen und so Umsteigezeiten verringern, bereits erfolgreich eingeführt. Sie haben wesentlich zu den stark gestiegenen Fahrgastzahlen im Nahverkehr beigetragen. In der Schweiz, wo es einen landesweiten Taktfahrplan gibt, legen die Menschen 28 Prozent der Kilometer mit öffentlichen Verkehrsmitteln zurück, in Deutschland sind es nur 19 Prozent. Die Bundesregierung möchte die Fahrgastzahlen der Bahnen bis 2030 verdoppeln. Um dieses Ziel zu erreichen, arbeiten im „Zukunftsbündnis Schiene“ Vertreter*innen des Bundesverkehrsministeriums, der Deutschen Bahn, des VCD sowie weiterer Verbände und Institutionen gemeinsam an Maßnahmen und Konzepten. 

Deutschland-Takt kurz erklärt 

Züge fahren jede Stunde, zwischen Metropolen sogar halbstündlich, in jede Richtung, zur selben Minute – das schafft mehr Mobilität für mehr Menschen. So kommen Fahrgäste mit dem Deutschland-Takt einfacher, bequemer und schneller an ihr Ziel. Und das nicht nur zwischen den Städten, sondern in ganz Deutschland. Wie das geht? Mit einem Integrierten Taktfahrplan.

Taktfahrplan 

Jede Stunde zur selben Minute: Alle Fernzüge fahren in einem Takt von 60 oder 30 Minuten. Der Fahrplan lässt sich so leicht merken, ist zuverlässig und planbar.

Integriert 

Fahrpläne aller Linien sind aufeinander abgestimmt: In Knotenbahnhöfen treffen sich die Züge jede Stunde zur selben Minute. Die Züge halten gemeinsam einige Minuten und ermöglichen einen bequemen Umstieg. Lange Wartezeiten gehören der Vergangenheit an.

Jede Stunde – Jede Richtung – nicht nur auf der Schiene 

Steht einmal der Fahrplan auf der Schiene fest, lassen sich selbst die entferntesten Regionalbuslinien mit dem Bahnverkehr abstimmen. So wächst der gesamte öffentliche Verkehr zu einem System zusammen.

Die Wende im Infrastrukturausbau

Es ist nicht nur die Überlastung des Schienennetzes durch zu viele Züge, die heute zu unpünktlichen Zügen führt: Von 1998 bis 2018 wuchsen die Zugkilometer auf dem DB-Netz gerade einmal um 14,8 Prozent. Allerdings fahren in Deutschland Züge im Nah-, Fern- und Güterverkehr häufig auf nur zwei Gleisen. Alle fahren mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten und Haltesystematiken. Die Deutsche Bahn hat das Netz jahrzehntelang zurückgebaut und unter anderem die Zahl der Weichen halbiert. Viele Überhol­gleise existieren nicht mehr. Züge können nur dann störungsfrei fahren, wenn der Fahrplan optimal eingehalten wird. Kommt es zu Störungen oder Umleitungen durch Baumaßnahmen, fehlen sofort die dann notwendigen Kapazitäten, um den Verkehr flexibel zu disponieren und langsamere Züge auch mal außerplanmäßig zu überholen, um zum Fahrplan zurückzukehren. Teure Prestigeprojekte, wie beispielsweise Hochgeschwindigkeitsstrecken mit vielen Tunnels zwischen großen Städten, bringen wenig, wenn die gewonnene Zeit beim Warten auf den Anschlusszug wieder verloren geht.

Erst der Fahrplan, dann der Bauplan

Der Deutschland-Takt macht Schluss mit kostspieligen und fragwürdigen Prestigeprojekten. Er kehrt die Logik von Streckenneubau und Fahrplan um. Erst wird ein Zielfahrplan erstellt, der mehr Bahn für ganz Deutschland bietet und auf die Erfordernisse einer echten Verkehrswende eingeht. Anschließend wird das Schienennetz so ausgebaut, wie es für den gewünschten Fahrplan notwendig ist. Durch eine integrierte Planung profitieren alle Menschen. So kann der Fernverkehr schnell die unterschiedlichen Ecken Deutschlands verbinden, ohne auf langsame Nahverkehrszüge aufzulaufen. Die Regionalzüge haben in den Knotenbahnhöfen direkte Anschlüsse untereinander und zum Fernverkehr. Der Güter- und der Personenverkehr werden so aufeinander abgestimmt, dass diese sich nicht mehr im Weg stehen.

Die Basis für den Deutschland-Takt ist das bestehende Schienennetz. Allerdings braucht es Veränderung und Anpassung. Oft reichen kleine Maßnahmen. Gebaut wird, was allen Fahrgästen nutzt – selbst wenn es nur ein unspektakulärer Lückenschluss oder ein zusätzliches Gleis ist. Wenn doch große Beträge für die letzten drei Minuten investiert werden müssen, schlägt sich das in verbesserten Anschlüssen nieder.

Bundesmobilitätsgesetz schafft Grundlage für die eisenbahnrechtliche Umsetzung

Die Umsetzung des Deutschlandtakts muss auch rechtlich abgesichert werden. Wichtige Grundlagen dafür enthält der Vorschlag des VCD für ein Bundesmobilitätsgesetz (BuMoG). Das BuMoG soll einen neuen und modernen Rechtsrahmen für eine zukunftsfähige und integrierte Entwicklung von Verkehr und Mobilität schaffen und die Planung an Nachhaltigkeitszielen ausrichten. Unter anderem werden im BuMoG die Inhalte des Deutschland-Taktes und seines Zielfahrplans definiert und konkretisiert. Das sichert wichtige Trassen für alle verschiedenen Formen des Schienenverkehrs – angefangen vom Nahverkehr, über den Güterverkehr bis hin zum Schienenfernverkehr. Durch die Fortschreibung des im BuMoG angelegten Bundesmobilitätsplans wird der Zielfahrplan alle fünf Jahre aktualisiert. Daran sind auch die Mittel für den Ausbau und den Erhalt der Infrastruktur gekoppelt, die den D-Takt in die Fläche bringen.

An diese Ziele muss eine Reihe von Regelungen aus eisenbahnrechtlichen Gesetzen, insbesondere des Eisenbahnregulierungsgesetzes (ERegG) angepasst werden. Die entsprechenden Änderungen sind im Entwurf des BuMoG angelegt.

Neben dem nationalen muss im Rahmen der Umsetzung des Deutschlandtaktes ebenso das EU-Recht berücksichtigt werden. Die Richtlinie 2012/34/EU schreibt einen freien Zugang zum Schienennetz für Eisenbahnverkehrsunternehmen vor. Zur Frage, inwiefern der Deutschlandtakt mit dieser Regelung vereinbar ist, hat der VCD ein Rechtsgutachten in Auftrag gegeben, das die Vereinbarkeit bestätigt.

Deutschland-Tarif 

Spätestens mit der Einführung des Deutschland-Takts muss auch ein deutschlandweit einheitlicher Tarif gelten, der Deutschland-Tarif. Fahrscheine des Deutschland-Tarifs gelten in allen Zügen des Nah- und Fernverkehrs genauso wie in Bussen und Straßenbahnen. Bahnreisende in Deutschland kaufen heute 65 Prozent der Tickets über Online-Buchungsportale oder Apps. Um die Einstiegshürden in den öffentlichen Verkehr zu reduzieren, ist es wichtig, dass sie über das Portal oder die App ihrer Wahl Tickets von Haustür zu Haustür kaufen können. Die Buchung muss dafür unabhängig davon möglich sein, welchen Zugtyp die potenziellen Fahrgäste nutzen oder wie viele Verbünde sie durchfahren wollen.

Die lange Fahrt zum Deutschland-Takt

1982

In der Schweiz wird der landesweite integrale Taktfahrplan eingeführt. Das Land ist Vorbild für den Deutschland-Takt. Heute fahren die Schweizer doppelt so häufig mit öffentlichen Verkehrsmitteln wie die Deutschen.

1987

Die Schweiz beschließt das Projekt »Bahn 2000«. Das Netz soll für ein optimiertes Taktangebot ausgebaut werden

ab 1994

Viele Bundesländer und Verkehrsverbünde setzen regionale Konzepte des integralen Taktfahrplans um. Häufig hakt es an den Übergängen zwischen den unterschiedlichen Taktsystemen.

2004

Die Schweiz hat das integrale Taktangebot im Fernverkehr auf einen Halbstundentakt verdichtet.

2008

Der VCD gründet gemeinsam mit befreundeten Verbänden die »Initiative Deutschland-Takt«.

2015

Eine Studie des Bundesverkehrsministeriums kommt zu dem Schluss: Ein Deutschland-Takt ist möglich. Er wird die Umsteigemöglichkeiten verbessern und die Reisezeit insgesamt verkürzen.

2017

Die Arbeit am Zielfahrplan 2030 beginnt..

2018

Bundesverkehrminister Andreas Scheuer startet das Zukunftsbündnis Schiene. Eine entsprechende Arbeitsgruppe wird eingeführt. 

2021

Der Zielfahrplan wird veröffentlicht. 

Bastian Kettner

Sprecher für Bahn, ÖPNV und Multimodialität
Fon 030/28 03 51-36
bastian.kettner@vcd.org
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