Ergebnisse Berlin
Zu Fuß zur Haltestelle in Berlin
Im Dezember 2018 hat der VCD drei Wege in Berlin gemeinsam mit Fußgänger*innen untersucht. Viel zu selten gab es Orientierungshilfen, sichere Querungen und ein hindernisfreies Haltestellenumfeld.

Stärken
Großzügige Fußwege an Hauptstraßen
Breite Gehwege, die den Fußgänger*innen viel Platz anbieten. Besonders die Hauptstraßen sind für mobile Menschen komfortabel und gut begehbar.
Die Straßen sind belebt
Das Gehen ist insgesamt angenehm, weil die Straßen Aufenthaltspunkte anbieten und durch eine Mischnutzung im Erdgeschoss belebt werden.
Hochwertige Haltestellen in grüner Umgebung
Haltestellen haben eine hohe Qualität und werden als sicher wahrgenommen. Das Umfeld ist begrünt und belebt. Die Menschen haben ausreichend Platz und Sitzmöglichkleiten mit Wartehäuschen, deren Wartebereich sicher vom Verkehr getrennt ist.
Schwächen
Hauptstraßen sind zu laut
Obwohl die meisten Kriterien der Wege- und Haltestellequalität positiv bewertet wurden, wiegen einige Mengen an Hauptstraßen schwer. Besonders Verkehrslärm und fehlende Straßenbeleuchtung senken die die Aufenthaltsqualität und somit die Akzeptanz der Fußgänger*innen für längere Strecken zur Haltestelle deutlich.
Was fehlt:
- Tempo 30 als Lärmschutzmaßnahme
- Beleuchtung der Gehwege
Orientierung und Wegeleitung
Sowohl auf den Wegen als auch an den Haltestellen fehlen Orientierungshilfe für den Fußverkehr und Wegweisung zum ÖPNV. Auch die Straßennamen sind teils schwierig zu erfahren, vor allem auf langen breiten Hauptstraßen. Auf dem Weg zur Haltestelle kann das zum Zeitverlust führen.
Was fehlt:
- Umgebungspläne und Schilder in der Stadt und an Haltestellen, die über die unmittelbare Umgebung informieren.
Barrierefreiheit
Wege beinhalten viele Barrieren und Hindernisse , vor allem für mobilitätseingeschränkte Menschen. Auf dem Gehweg sowie an vielen Querungen gibt es keine Bodenindikatoren für sehbehinderte Menschen. Der Zustand der Oberfläche in Nebenstraßen ist meist schlecht: die Wege sind für ältere Menschen oder Menschen mit Sehbehinderung unsicher, für Rollator- und Rollstuhlnutzende gefährlich oder sogar unpassierbar.
Was fehlt:
- Taktile Bodenindikatoren für sehbehinderte Menschen
- Pflege der Oberfläche (v.a. der Pflasterseine) in Nebenstraßen

Behindertengerechte Fahrgastinformationen
Haltestellen bieten die wichtisten Fahrgastinformationen und sind mit Bordkantabsenkung und taktiler Bodenführung barrierearm gestaltet. Aber die Informationen sind nicht behindertgerecht angebracht: Fahrpläne hängen zu hoch für Rollstuhlnutzende oder für Kinder, Informationen sind weder mit akustischer Ansage noch in Brailleschrift angebracht. An Bahnhöfen fehlen Schilder für Rollstuhlnutzende, die darauf hinweisen, wo sich der Wagen für einen rollstuhlgerechten Einstieg befindet.
Was fehlt:
- "Design für Alle" an Haltestellen
- Schilder zur Fahrtrichtung in Bahnhöfen
Sicherheit an Querungen
Die Verkehrssicherheit an Querungen wurde meistens als schlecht von den Fußgänger*innen empfunden. Querungsanlagen fehlen, um direkt und sicher über die Straße zu kommen. Wildes Queren, vor allem in der Nähe von Haltestellen, wurde viel beobachtet. Andererseits stellen die existierenden Querungsanlagen Hemmnisse dar und provozieren teils gefährliche Situationen, wenn beispielsweise Menschen im Rollstuhl die Straße nicht auf kürzestem Wege überqueren können, weil der Bordstein nicht ausreichend abgesenkt ist. Grünphasen an Ampeln sind für Kinder, ältere oder mobilitätseingeschränkte Menschen meist zu kurz.
Was fehlt:
- Barrierefreie Gestaltung an Querungen (Absenkung, taktile Bodenerfassung, akustisches Signal)
- Mehr sichere Querungsmöglichkeiten, besonders für einen direkten Zugang zur Haltestelle
Raum- und Verkehrsdaten
Einwohner: 3,6 Mio. [2018]
Fläche: 891,8 km²
Modal Split [MiD 2017]
33 % Auto & Co. (MIV)
27 % Fußverkehr
25 % ÖPNV
15 % Radverkehr
Verkehrsverbund: Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg (VBB)
ÖV-Unternehmen: Berliner Verkehrsbetriebe (BVG), S-Bahn Berlin GmbH, u.a.
Nahverkehr in Zahlen: 173 U-Bahn-Haltestellen, 808 Straßenbahnhaltestellen, 6.454 Bushaltestellen, 133 S-Bahn-Haltestellen, 21 Haltestellen für den Regionalverkehr. Mehr als 2.600 km ÖPNV-Netz.
Über 86 % der Berlinerinnen und Berliner finden eine ÖPNV-Haltestelle im Umkreis von 300 m (in dicht bebauten Gebieten) bzw. 400 m (in weniger dicht bebauten Gebieten) um ihr Zuhause.
Diese Wege haben wir getestet
Berlin-Friedrichshagen: von der Scharnweberstraße 40 zur Straßenbahnhaltestelle Drachholzstraße (350m)
Strecke: 56 % (ausreichend)
Querungen: 44 % (mangelhaft)
Haltestelle: 81 % (sehr gut)
Gesamtwertung: 60 % (befriedigend)
Berlin-Mitte: von der Leipziger Straße 61 zur Bushaltestelle Jerusalemer Straße (260 m)
Strecke: 47% (mangelhaft)
Querungen: 65 % (befriedigend)
Haltestelle: 72 % (gut)
Gesamtwertung: 61 % (befriedigend)
Berlin-Friedrichshain: von der Krossener Straße 20 zur Straßenbahnhaltestelle Grünberger Str./Warschauer Str. (800 m)
Strecke: 53 % (ausreichend)
Querungen: 63 % (befridigend)
Haltestelle: 72 % (gut)
Gesamtwertung: 62 % (befriedigend)





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