Die wachsende Vielfalt der Mobilitätsangebote macht das Reisen zunächst undurchsichtiger. In vielen Großstädten konkurrieren gleich mehrere Car- oder Bikesharinganbieter. Alle Dienste vertreiben ihr Angebot meist über Smartphone-Apps. Der VCD gibt Tipps zu Mobilitäts-Apps, die aktuell auf dem Markt sind: Für kurze Wege in der Stadt genauso, wie für weite Reisen.
Die gewachsene Vielfalt der Mobilitätsangebote schaffen nicht nur neue Reisemöglichkeiten. Sie macht das Reisen vielfältiger aber zunächst auch undurchsichtig. Neben dem klassischen ÖPNV, dem privaten Fahrrad und Pkw, haben sich eine Reihe von Sharing-Angeboten etabliert. In vielen Großstädten konkurrier meist mehrere Car- oder Bikesharinganbieter um die Aufmerksamkeit der potentiellen Kunden. So gibt es beispielsweise in Berlin heute zwei Freefloating- und vier größere stationsbasierte Carsharing-Angebote, zwei Fahrradverleihsysteme und zwei Taxisharing-Dienste. Alle Dienste vertreiben ihr Angebot im hohen Umfang automatisiert, meist über Smartphone-Apps oder elektronische Kundenkarten mit den dazugehörigen Terminals. Wer tatsächlich den Überblick über alle Dienste behalten und das passende Angebot finden will, ist auf Metadienste angewiesen.
Wer tatsächlich den Überblick über die Vielzahl der Verkehrsangebote behalten will und das für ihn passende Angebot finden möchte, ist auf Meta-Auskunftsdienste angewiesen. Bundesweit funktionieren nur wenige solcher Metadienste. Vier hilfreiche Apps stellen wir hier vor:
Qixxit | Ally | Mobility Map | Moovel | |
---|---|---|---|---|
Plattform | Android, iOS, Browser | Android, iOS | Android, Browser | Android, iOS |
Einsatzgebiet | bundesweit | in vielen Großstädten | bundesweit | in vielen Großstädten |
Routenauskunft zu ... | ||||
Öffentlicher Nahverkehr | ||||
Fernzug | ||||
Fernbus | ||||
Flugzeug | ||||
Eigenes Rad | ||||
Call a Bike | ||||
nextbike | ||||
car2go | ||||
DriveNow | ||||
Flinkster | ||||
Cambio | ||||
Stadtmobil | ||||
teilAuto | ||||
Bla Bla Car | ||||
flinc | ||||
Taxi | ||||
Preisauskunft | Ja | Ja | Nein | Ja |
Buchung | Bahntickets, sonst Weiterleitung zum Anbieter | Weiterleitung zum Anbieter | Nein | Car2Go, Taxi, in einigen Städten öffentliche Verkehrsmittel |
Besonderheiten | Zeigt CO2-ärmste Fahrt, auch intermodales Routing | Live-Verfolgung der Route mit Freunden teilen | Einschränkung auf Elektro-Carshring möglich | Besonders für car2go-Kunden geeignet |
Webseite | qixxit.de | allypp.com | mobilitymap.de | moovel.com |
Erkennbar ist es auf den ersten Blick nicht. Doch das blaugrüne Qixxit, dessen Gestaltung schlichter kaum sein könnte, ist ein StartUp der Deutschen Bahn. Die Bahn entwickelt sich zunehmend zu einem Mobilitätsanbieter, der ebenso im Stadt- und Fernbusgeschäft engagiert ist, wie im Car- und Bikesharing. Mit dem mittlerweile selbstständigen Qixxit haben die vielschichtigen Mobilitätsangebote eine gemeinsame Auskunftsplatform bekommen. Die App hat den Anspruch aus komplexen Reisemöglichkeiten sinnvolle Routen zu generieren und das anbieterneutral.
Standartmäßig werden vom Flugzeug bis zum Taxi alle Verkehrsmittel in die Routenfindung einbezogen. Wer generell auf bestimmte Verkehrsmittel verzichtet, kann einzelne abwählen. Es lässt sich eine Bahncard angeben. Andere Optionen, wie z.B. ein ÖPNV-Abo in der Heimatstadt, jedoch nicht.
Für die Routenfindung kombiniert Qixxit verschiedene Verkehrsmittel auch intermodal, schlägt beispielsweise vor mit dem Fahrrad oder Taxi zum Bahnhof zu fahren, wenn der Bus dorthin lange unterwegs ist. Einzelne Vorschläge sind dabei immer wieder wenig praxisnah, wenn z.B. für einige hundert Meter zur Bushaltestelle ein Taxi genutzt werden soll. Mehrere Routenvorschläge werden im Ergebnis in übersichtlichen Perlenketten nebeneinander dargestellt. Sie lassen sich nach Kosten, Reisezeit und CO2-Bilanz ordnen. Der Dienst funktioniert für kurze Wege ebenso gut, wie für Fernreisen innerhalb Deutschlands und in das europäische Ausland.
Für Bahnverbindung werden zutreffende Preise angegeben. Dabei werden auch Sparpreise und Bahncard-Rabatte berücksichtigt. Innerhalb von Verkehrsverbünden schlägt die Preisauskunft meist fehl. Nur wenige Verbünde speisen bisher ihre Daten ein. Für Fernbusse und Mitfahrgelegenheiten werden exakte Preise angegeben und auch für die zeit- und tarifabhängigen Preise von Taxen, Car- und Bikesharing-Diensten erfolgen recht realistisch Schätzungen. Für die Information zu Flugreisen wird auf den Anbieter Opodo zurückgegriffen.
Bahnfahrten lassen sich direkt innerhalb der App buchen, während man bei vielen weiteren Komponenten der Routenvorschläge auf die Buchungsseiten der Betreiber weitergeleitet wird.
Qixxit integriert für seine Routenvorschläge eine Vielzahl von Anbietern. Die hauseignen Angebote der DB AG, Flinkster und Call a Bike sind enthalten. Der neben Call a Bike einzige relevante Anbieter von Fahrradleihsystemen nextbike ist nicht enthalten. Auch die beiden großen Freefloating-Carsharingdienste car2go und DriveNow. Was konkurrierende stationsbasierende Carsharing-Dienste angeht sieht es schlecht aus. Lediglich teilauto wird abgebildet. Andere namenhafte Dienste wie Cambio und Stadtmobil dagegen nicht, dafür die Mietautos der Firmen Sixt und Avis. Bei Mitfahrdiensten wird der Marktführer BlablaCar sowie flinc berücksichtigt. Von den Fernbusanbietern sind Marktführer Flixbus, sowie der bahneigene Dienst IC Bus enthalten.
Ally ist die Mobilitäts-App des Berliner Entwicklers Door to Door. Mit der bloßen Eingabe von Start- und Zielpunkt sowie Abfahrtszeit kommt die Smartphone-Anwendung zunächst simpel daher, überrascht aber mit einer großen Anzahl von Routenvorschlägen.
Der erste Vorschlag ist immer der Fußweg, sofern die Weite zumutbar ist. Es folgen eine oder mehrere ÖPNV-Verbindung und eine Fahrradroute. Ally berücksichtigt auch eine Vielzahl von Car- und Bikesharing-Diensten. Das Entwicklerteam hat mit der Anwendung einen Fokus auf Metropolen (z.B. Berlin, Frankfurt, München, Bremen, Essen, Düsseldorf, Stuttgart, ...) gelegt. In vielen kleineren Städten gibt Ally ausschließlich eine Routenauskunft für Bus und Bahn wieder. Fernverkehrsverbindungen werden gar nicht erst bestimmt. Dafür ist der Dienst auch international gut aufgestellt und funktioniert in über 100 Metropolen weltweit. Eine originelle Zusatzfunktion ist die Verfolgung der eigenen Route, die sich auch mit Freunden teilen lässt.
Die App berücksichtigt für einzelne Routen im ÖPNV Live-Daten. Einmalig ist, dass die App teilweise den Twitter-Stream der Verkehrsbetriebe einbaut. Twittert ein Betrieb beispielsweise, wo der gerade eingerichtete Schienenersatzverkehr hält, erscheint dies mit im Routenvorschlag.
Für ÖPNV-Routen wird der korrekte Preis einer Einzelfahrt angezeigt. Für viele Car- und Bikesharing-Angebote, sowie Taxidienste schätzt die Anwendung einen realistischen Preis. Ein Ticket lässt sich für keine der angegeben Routen kaufen. Hier sind die Nutzer stets auf die Anwendungen der jeweiligen Betreiber angewiesen.
Neben dem klassischen ÖPNV, sind auch die beiden großen Bikesharing-Anbieter nextbike und Call a Bike aufgeführt, die zwei führenden Anbieter von Free-Floating-Carsharing Car2Go und DriveNow sowie Taxis und der Taxi-ähnlichem Dienst Uber. Zu Fuß gehen und Radfahren wird ebenfalls berücksichtigt, nicht jedoch die Fahrt mit dem eigenem Auto.
Die Macherinnen und Macher hinter der App verfassen ebenfalls einen lesenswerten Blog rund um das Thema Neue Mobilität (in englischer Sprache).
Die Vielfalt an Sharing-Diensten ist die große Stärke von Mobility Map. Beide großen Fahrradverleihsysteme und die Mehrheit der Carshring-Anbieter, einschließlich kleinerer Betreiber wie Zipcar und eMio, werden für die Routenauskunft berücksichtigt. Einmalig ist dabei die Option ausschließlich Elektroautos zu nutzen. In der Preisübersicht werden die Unterschiede in den Tarifen deutlich. Für öffentliche Verkehrsmittel funktioniert der Preisvergleich lediglich im Bahnfernverkehr. Ticketpreise innerhalb von Verkehrsverbünden lassen sich nicht bestimmen. Bei vielen Anbietern lässt sich das Auto oder das Leihfahrrad direkt aus der App heraus reservieren.
Das Design der Webseite ist etwas in die Jahre gekommen, doch die Android-App überzeugt. Für weitere mobile Betriebssysteme ist die Anwendung nicht verfügbar.
Besonders für car2go-Kunden, dem Free-Floating-Carsharing von Daimler, bietet sich Moovel an. Die App verknüpft in der Wegeauskunft Bus, Bahn, Taxi und Fahrrad gezielt mit dem Angebot des Carsharers. Ein car2go lässt sich einfach über die App reservieren. Beim Bikesharing integriert die App mit "nextbike" nur einen Anbieter in die Auskunft.
Tickets für Busse und Bahnen lassen sich nur in wenigen Städten direkt mit der Anwendung buchen, so etwa in Stuttgart oder Hamburg.
Das Forschungsprojekt smile - einfach mobil hat den Prototyp einer Mobilitätsplattform entwickelt und getestet. Diese informiert die Nutzenden ausführlich über sämtliche verfügbare Verkehrsmittel (z.B. in der Nähe) und macht es möglich diese direkt zu buchen, zu bezahlen und zu nutzen. Innerhalb der dreijährigen Forschung wurde 2015 die App-basierte Mobilitätsplattform smile als Pilotprojekt getestet. Interessant ist, wie sich das Verkehrsverhalten der Nutzenden durch die App verändert hat.
Die ca. 1.000 Pilottester/innen haben, während der Nutzung von smile häufiger den PKW mit dem ÖPNV (26 %) kombiniert, bzw. das Fahrrad mit dem ÖPNV (20 %). Zwei Drittel der Befragten begründeten die vermehrte Kombination der Verkehrsmittel mit der Anzeige der schnelleren Alternativen in der App. Seit dem Verwenden von smile nutzten sie außerdem häufiger den städtischen öffentlichen Verkehr, die Bahn, Car- und Bikesharing, das Taxi und das private Rad. Ca. 20 % nutzten dafür seltener das private Auto und das Taxi. Die Nutzung der App führte auch dazu, dass die Pilottester/innen neue Wege ausprobierten. Rund die Hälfte nutzten mit der App für ihre Alltagswege andere Verkehrsmittel als sonst (47 %) oder nutzten neue Verkehrsmittelkombinationen (24 %). Andere gaben an, dass ihre Wege nun effizienter, attraktiver und umweltfreundlicher waren.
Die Pilotnutzer/innen waren zu 81 % männlich, zwischen 20 und 40 Jahre alt (51 %), mit Uni- oder FH-Abschluss (53 %) und übereinstimmen damit den Merkmalen des Sinus Milieus der „Early adopters“. Damit sind sie nicht bevölkerungsrepräsentativ für Wien, stellen aber eine typische Nutzergruppe dar.
Forschungsergebnisse