Tagtäglich sind wir ihm ausgeliefert: dem Lärm. Im dicht besiedelten und verkehrsreichen Deutschland können wir ihm kaum mehr entfliehen. Lärm stellt inzwischen die bedeutendste Umweltbeeinträchtigung im Wohnumfeld dar.
Der Verkehr ist die mit Abstand bedeutendste Lärmquelle: 55 Prozent der Deutschen fühlen sich durch Straßenlärm belästigt, mehr als 20 Prozent von Fluglärm.
Es gibt eine Vielzahl von Geräuschen, die das Leben bunt und angenehm machen. Sie wirken sich in vielfältiger Weise auf unser Wohlbefinden aus. So dienen manche davon der Entspannung: An einem plätschernden Bach kann man wunderbar die Seele baumeln lassen. Sie können jedoch auch unser Wohlbefinden stark beeinträchtigen. Häufig können Balkone und Terrassen nicht genutzt werden. Verkehrslärm stört Entspannung, Erholung und Gespräche. Unter Lärm werden häufiger Fehler gemacht, die Qualität der Arbeit nimmt ab und die Leistungsfähigkeit sinkt. Und Lärm macht krank: Wer dauerhaft von Lärm geplagt ist, dem drohen Herz- und Kreislauferkrankungen.
Wann ein Geräusch als störend und damit als Lärm empfunden wird (und letzten Endes zu physischen und psychischen Beeinträchtigungen führen kann), hängt maßgeblich von der subjektiven Wahrnehmung ab. Dennoch gibt es erkennbare Krankheitsbilder, die durch ständige Lärmeinwirkung hervorgerufen werden. Ein für die Gesundheit verträglicher Geräuschpegel liegt bei 55 Dezibel(A), Auswirkungen auf die Gesundheit sind ab einem Tagesmittelwert von 65 dB(A) feststellbar und eine Dauerschallbelastung ab einer Lautstärke von 85 dB(A) reicht aus, um die feinen Hörzellen des Ohres dauerhaft zu zerstören. Zum Vergleich: In einer ruhigen Wohnstraße liegt die Lautstärke bei 40 dB(A), ein PKW mit 50 km/h erreicht bereits einen Wert um 70 dB(A). Eine Studie des Umweltbundesamtes ergab, dass das Risiko, einen Herzinfarkt zu erleiden, bei Männern um etwa 30 Prozent steigt, falls sie längere Zeit in Gebieten mit hohem Verkehrslärm wohnen. Die Liste der Gesundheitsrisiken umfasst neben Gehörschäden und Herz-Kreislauf-Erkrankungen auch Schlafstörungen und Depressionen.
Lärmstufe | Geräuschart | Lautstärke | Geräuschempfinden |
---|---|---|---|
I | Ticken einer leisen Uhr, feiner Landregen, Flüstern | 30 dB(A) | Sehr leise |
Kühlschrankbrummen, ruhige Wohnstraße | 40 dB(A) | Ziemlich leise | |
Leise Radiomusik, üblicher Tagespegel im Wohnbereich | 50 dB(A) | Normal | |
Unterhaltungssprache in 1 m Abstand, Bürolärm | 60 dB(A) | Normal bis laut | |
II | Laute Unterhaltung, Rufen, Pkw in 10 Meter Abstand, Rasenmäher | 70 dB(A) | Laut bis sehr laut |
Straßenlärm bei starkem Verkehr, max. Sprechlautstärke | 80 dB(A) | Sehr laut | |
III 90-120 dB(A) Gehörschaden, Ohrschmerz | Laute Fabrikhalle, Lkw-Fahrgeräusch in 5 Meter Abstand | 90 dB(A) | Sehr laut |
Autohupen in 7 Meter Abstand, Kreissäge, Posaunenorchester | 100 dB(A) | Sehr laut bis | |
Laute Diskothek, Rockkonzert, Bohrmaschine | 110 dB(A) | Sehr laut bis | |
Flugzeugtriebwerk | 120 dB(A) | Unerträglich bis | |
Düsenjäger, MP3-Player | 130 dB(A) | Schmerzschwelle |
Die sozialen Probleme, die durch Lärm verursacht werden, finden ebenfalls kaum Gehör. Da der Lärmpegel den Mietpreis entscheidend beeinflusst, ist es eine Frage des Geldes, wie laut oder wie ruhig man wohnt. Das führt dazu, dass finanziell schlechter gestellte Bevölkerungsgruppen sich zunehmend in lauten Wohngebieten konzentrieren, während sozial besser gestellte Schichten in ruhigere Wohngebiete ausweichen. Fragen der gesellschaftlichen Verteilung von Lärmbelastungen müssen daher stärker in die Bewertungsmaßstäbe und die Planung von Maßnahmen zum Lärmschutz einbezogen werden.
Darüber hinaus verursacht Verkehrslärm wirtschaftliche Schäden. Während der wirtschaftliche Nutzen lärmender Anlagen, Flughäfen oder Autobahnen gepriesen wird, fallen deren Lärmfolgekosten unter den Tisch. Es wurde berechnet, dass der Straßenverkehrslärm 2005 Kosten von über neun Milliarden Euro in Deutschland verursacht hat. Sie entstehen durch die Wertminderung von Häusern und Grundstücken, Produktionsausfällen durch Krankheit oder Lärmstress, Umsatzeinbußen im Tourismus, Schallschutzmaßnahmen und Arztkosten.
All diese Beeinträchtigungen, die durch Lärm verursacht werden, könnten schon bedeutend reduziert werden, wenn statt des Autos das Fahrrad als Fortbewegungsmittel öfter benutzt würde oder man einfach mal zu Fuß ginge. Jede/r Einzelne ist dazu angehalten so wenig Lärm wie möglich zu verursachen.
Wenn Sie folgende Tipps befolgen, können Sie die Lärmbelastung merklich verringern und damit sich selbst und Ihre Mitmenschen schützen:
Außerdem ist die Politik gefordert, durch Gesetze und Regelungen die Lärmbelastung zu senken. Dafür sind neben spezifischen Maßnahmen beim Straßen-, Schienen- und Flugverkehr auch Verkehrsmittel übergreifende Maßnahmen nötig.