Gute Beispiele

Projekte zur Digitalisierung der Mobilität

Ob Carsharing im ländlichen Raum oder autonome Shuttles als Zubringer zur U-Bahn-Haltestelle am Rand der Großstadt: Die Digitalisierung der Mobilität hat viele Gesichter. Die folgenden drei Projekte zeigen, dass es sich lohnt, anfängliche Schwierigkeiten beim Umsetzen zu überwinden.

| Digitalisierung

BARshare – Elektro-Carsharing im Landkreis Barnim

Auf dem Land fahren die Busse seltener und die Wege zu Fachärzten, ins Kino oder zum Elektrogroßmarkt sind oft weit. Doch deshalb braucht man nicht unbedingt ein teures eigenes Auto. Im Landkreis Barnim in Brandenburg gibt es seit 2019 eine Alternative: Bürgerinnen und Bürger können das E-Mobilitätsangebot BARshare der Kreiswerke Barnim nutzen; sie können Elektroautos und E-Kleintransporter und Lastenräder ausleihen. Das Angebot funktioniert auf der Basis des Hauptnutzer-Mitnutzer-Prinzips. Zu verbindlichen Hauptzeiten werden die Fahrzeuge von Unternehmen oder Vereinen zu einem Festtarif genutzt. Darüber hinaus stehen die Fahrzeuge gegen eine Gebühr und eine Kilometerpauschale den Bürgerinnen und Bürgern zur Verfügung.

Mit BARshare möchten die Kreiswerke Barnim mehrere Ziele erreichen: Die Mobilität vor Ort soll verbessert und die Anzahl der privaten Pkw, der Bedarf an Parkraum sowie die CO2-Emissionen sollen reduziert werden. Dass Haupt- und Mitnutzer die Fahrzeuge fahren, erhöht die Auslastung der Flotte und die Effizienz des Carsharing-Angebots.

Das Konzept und die erste Ausbaustufe mit 22 E-Autos und der zugehörigen Ladeinfrastruktur in den ersten fünf Barnimer Orten sowie einer App für die Fahrzeugbuchung kosteten rund 150.000 Euro. Um die Finanzierung zu stemmen, warben die Kreiswerke Fördergelder vom Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE), vom Land Brandburg (ILB) und vom Bundesverkehrsministerium (BMVI) ein. Für den Ausbau des Fuhrparks mit 45 Fahrzeugen und das Einrichten weiterer Standorte bis Ende 2020 erhielten die Kreiswerke weitere 214.00 Euro aus dem Programm „Saubere Luft 2017–2020“ des BMVI.

Eine der größten Herausforderungen für die Verantwortlichen bei den Kreiswerken Barnim bestand darin, den Menschen im Landkreis den Sharing-Gedanken und die E-Mobilität näherzubringen. Oft bestanden noch Vorurteile im Hinblick auf die Kosten oder die begrenzte Reichweite. Auch die entsprechende Auslastung eines solchen Angebots durch genügend Nutzer*innen muss gewährleistet sein, damit es sich wirtschaftlich und ökologisch rentiert. Derzeit gibt es acht Hauptnutzer mit rund 350 registrierten Fahrer*innen sowie rund 550 Mitnutzer*innen.

„Dass BARshare nach einem Jahr schon so gut funktioniert und zunehmend Interesse verzeichnet, liegt vor allem an der Zuverlässigkeit unserer regionalen Partner*innen und der Bereitschaft der Barnimer*innen, sich auf dieses neue Konzept einzulassen und es auszuprobieren.“
Saskia Schartow, Projektleiterin.

Das Barsikower Dorfmobil

Barsikow in Brandenburg ist mit 183 Einwohner*innen einer der kleinsten Orte in Deutschland mit eigenem Carsharing-Auto und der beste Beweis dafür, das Carsharing auch auf dem Land funktioniert. Das Barsikower Dorfmobil ermöglicht Einwohner*innen, ohne eigenes Auto mobil zu bleiben, und erspart der einen oder anderen Familie den Zweitwagen. Es ist eine Initiative des Dorfvereins und funktioniert ohne die Hilfe eines professionellen Anbieters.

Der Landkreis Ostprignitz-Ruppin hatte einen Wettbewerb ausgerufen, über den sich der Dorfverein Barsikow eine Förderung von 50.000 Euro für das Carsharing-Projekt sicherte. 25.000 Euro flossen in den Erwerb des Elektroautos, was 80 Prozent des Kaufpreises entsprach. Das restliche Geld investierten die Basikower unter anderem in eine Ladestation und eine App, über die Nutzer*innen das Fahrzeug reservieren können.

Das Projekt hielt einige Herausforderungen bereit: Die Organisator*innen mussten 2019 beispielsweise einen Geschäftsbetrieb anmelden, da der gemeinnützige Dorfverein aus rechtlichen Gründen nicht Träger eines durch Leihgebühren finanzierten Carsharing-Angebots sein durfte. Und auf dem Höhepunkt der Corona-Krise hatte das Dorfmobil keine Einnahmen, um das Darlehen für die 20 Prozent des Kaufpreises zu bedienen, die nicht der Landkreis bezahlt hatte.

Doch die Mühen haben sich gelohnt. Heute hat das Dorfmobil 25 registrierte Nutzer*innen und trägt sich trotz der geringen Leihgebühr von 1,99 Euro pro Stunde und 10 Cent pro Kilometer selbst.

„Wir haben die Herausforderungen gestemmt, damit unser Dorf mobil bleibt. Denn Mobilität ist wichtig für die Zukunftsfähigkeit des Dorfes.“
Dr. Anna Funke, Vorsitzende des Dorfvereins Barsikow.

Autonomer Kleinbus am Berliner Stadtrand

Von August 2019 bis Mitte Januar 2020 fuhr der „Kleine Gelbe“, ein autonomer Kleinbus, bis zu sechs Fahrgäste kostenlos vom U-Bahnhof Alt-Tegel bis zu den 600 Meter entfernten Seeterrassen am Tegeler See und zurück. Ein Lenkrad hatte das Fahrzeug nicht. Allerdings war eine Aufsichtsperson mit an Bord, um das Fahrzeug im Notfall zu stoppen.

In erster Linie sprach das Angebot Touristen und ältere Menschen an, die es als Zubringer zum U-Bahnhof nutzten. Darin liegt auch das zentrale Anliegen, denn die Überwindung weiterer Wege zu Fuß ist für ältere Menschen oftmals schwierig.

Ziel des Pilotprojekts war, das automatisierte Fahren auf einer realen Strecke mit Mischverkehr zu erproben. Darüber hinaus galt es herauszufinden, ob die Stadtbevölkerung der neuen Technologie vertrauen und den „Kleinen Gelben“ nutzen würde. Denn die Algorithmen steuern den autonomen Kleinbus noch nicht so flüssig, wie ein Mensch. Ein schlecht geparktes Auto, das einige Zentimeter in die Fahrbahn hineinragt, konnte das Fahrzeug schon mal zum Halten veranlassen. Dann musste es von der Aufsichtsperson per Fernsteuerung um das Hindernis herummanövriert werden. Bei den Fahrgästen war der „Kleine Gelbe“ dennoch äußerst beliebt. 95 Prozent der Fahrgäste bewerteten die Fahrt als gut oder sehr gut; fast 90 Prozent würden den Service wieder nutzen. Bis Ende des Jahres hatte das Angebot rund 14.000 Fahrgäste. Das Projektkonsortium aus Berliner Verkehrsbetrieben (BVG), der Senatsverwaltung, dem Hersteller EasyMile und weiteren Partnern konnte Erkenntnisse zur Verkehrssicherheit und zum Betrieb hochautomatisierter Fahrzeuge auf öffentlichen Straßen gewinnen.

Die BVG und die Senatsverwaltung setzen das Projekt von 2020 bis Ende 2021 für ein gutes Jahr fort. Drei autonome Kleinbusse sollen zwei längere Strecken mit einer höheren Geschwindigkeit von 18 statt 12 km/h bedienen. Das BMVI fördert das Projekt mit insgesamt 9,8 Millionen Euro.

„Wir wollen die Mobilität der Zukunft mitgestalten und Erfahrungen zu Chancen und Risiken sammeln. Die Bürgerinnen und Bürger erhalten die Gelegenheit, innovative Technologien im Alltag zu erleben und zu nutzen und sich so ihre eigene Meinung zu bilden.“
Regine Günther, Senatorin für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz

zurück

Cookie-Einstellungen ändern