Carsharing

Auto teilen statt besitzen

Anstelle eines eigenen, kostenintensiven Autos nutzen immer mehr Menschen in Deutschland Carsharing. Die geteilten Fahrzeuge bieten Potenzial für lebenswertere Innenstädte.

| Auto

Dass Autos nicht nur in der Anschaffung hohe Kosten verursachen, ist bekannt. Bei rund drei viertel der verursachten Kosten handelt es sich dabei um Fixkosten, also Steuern, Versicherung, Wertverlust etc., kurz: Kosten, die entstehen, ohne dass das Auto auch nur einen Zentimeter bewegt wird. Im Durchschnitt wird ein Pkw nur eine Stunde am Tag gefahren, steht also 23 Stunden am Tag herum und nimmt dabei viel Platz weg, der besser für andere Dinge genutzt werden könnte.

Ein Ansatz, mit dieser Problematik umzugehen, ist das Carsharing. Die Idee ist einfach: Viele Menschen teilen sich ein Auto. Unterschiedliche Autotypen stehen an verschiedenen Standorten bereit und werden von einer Zentrale verwaltet. Je nach Bedarf und Einsatzzweck können die Autos meist rund um die Uhr per Telefon oder Internet gebucht werden. Die Nutzer*innen haben mit Reinigung, Wartung, Instandsetzung, Versicherung der Autos und anderen lästigen Dingen nichts mehr zu tun. Gezahlt wird je nach Anbieter für die Zeit, die das Fahrzeug genutzt wird, und für die zurückgelegten Kilometer. Die Kosten für den Einzelnen reduzieren sich dadurch drastisch und auch der Flächenverbrauch geht deutlich zurück. Auch immer mehr Firmen setzen daher auf Carsharing.

Das Carsharing-Angebot in Deutschland wächst kontinuierlich: Gab es 2019 noch 181 unterschiedliche Anbieter, sind es 2020 bereits 226. Die Zahl der Städte mit einem Carsharing-Angebot wuchs im selben Zeitraum von 740 auf 840. Und die Anzahl der Carsharing-Fahrzeuge wuchs sogar von 13.400 auf über 25.000. Besonders das sogenannte Free-Floating-Carsharing ist in letzter Zeit enorm gewachsen.

Free floating vs. Stationsbasiert

Beim klassischen Carsharing werden die Fahrzeuge an einer festen Station ausgeliehen und müssen auch an dieser Station wieder zurückgegeben werden. Das gewünschte Fahrzeug wird vorab für die gewünschte Zeit reserviert. Am Parkplatz sorgt ein spezieller Schlüsseltresor oder ein elektronisches Kartensystem dafür, dass Kund*innen 24 Stunden am Tag Zugang zum Fahrzeug haben. Beim Free-Floating-Prinzip dagegen, dass sich vor allem in Großstädten etabliert hat, können die Fahrzeuge frei innerhalb einer bestimmten Zone abgestellt werden. Die Autos werden über eine Smartphone-App lokalisiert und können jederzeit kurzfristig gemietet werden. Da die Free-Floating-Fahrzeuge nicht am Ausleihort wieder abgestellt werden müssen, sind auch Einwegfahrten möglich. Dieses Prinzip erfreut sich großer Beliebtheit: Obwohl Free floating aktuell nur in 17 deutschen Städten angeboten wird, sind über 1,5 Millionen der rund 2,3 Millionen Carsharing-Nutzer*innen bei einem Free-floating-Anbieter registriert.

Stadt vs. Land

Carsharing war lange vor allem in Großstädten verbreitet. Inzwischen haben aber auch fast die Hälfte aller Städte mit 20.000 bis 50.000 Einwohnern ein Carsharing-Angebot. Und auch in kleineren Städten und Ortschaften wächst das Angebot kontinuierlich. Im ländlichen Raum wird das Carsharing-Angebot dabei oft von ehrenamtlichen Vereinen in ein bis zwei Kommunen mit wenigen Fahrzeugen betrieben. Allerdings ist Carsharing im ländlichen Raum in der Regel kein tragfähiges Geschäftsmodell, sondern wird von den Kommunen mitfinanziert.

Carsharing vs. ÖPNV?

Besonders mit dem Ausbau des Free-Floating-Angebots kam die Sorge auf, dass Carsharing zu Lasten der ÖPNV-Nutzung gehen würde. Die Sorge scheint berechtigt, da die Free-Floating-Fahrzeuge vor allem auf innerstädtischen Kurzstrecken zum Einsatz kommen und somit in direkte Konkurrenz zum ÖPNV treten. Es gibt noch keine belastbaren Zahlen zu dieser Problematik. Bisherige Studien deuten jedoch daraufhin, dass auch Free-Floating-Nutzer*innen ebenso wie klassische Carsharing-Nutzer den ÖPNV genau so oft oder sogar häufiger nutzen als vorher.

Durch das Abschaffen des eigenen Pkws nutzen Carsharing-Kund*innen insgesamt den Umweltverbund deutlich stärker als der deutsche Durchschnitt. Carsharing kann dabei den ÖPNV sinnvoll ergänzen. Deshalb gibt es auch in vielen Städten Kooperationen zwischen Carsharing-Anbietern und ÖPNV-Unternehmen.

Umweltauswirkungen

Die Anzahl der Carsharing-Nutzer, die in einem autofreien Haushalt leben, liegt deutlich über dem bundesweiten Durchschnitt. Dies gilt besonders für das stationsbasierte Carsharing. Eine beträchtliche Anzahl der Nutzer schaffte den eigenen Pkw zugunsten des Carsharings ab. Ein einziges Carsharing-Fahrzeug kann so bis zu 20 private Fahrzeuge ersetzen und damit viel Stadtraum freigeben – rund 228 Quadratmeter Parkfläche zum Beispiel. Die Politik muss handeln und den durch Carsharing freiwerdenden Raum nutzen: Für breitere und sichere Fuß- und Radwege, für Grünflächen und Spielplätze. Carsharing kann so indirekt einen Beitrag zu lebenswerteren Städten leisten.

Da Carsharing-Nutzer in der Regel weniger Auto fahren als Menschen mit eigenem Pkw, trägt Carsharing auch zu einem niedrigeren Verkehrsaufkommen und sauberer Stadtluft bei. Besonders, da Carsharing-Fahrzeuge im Durchschnitt kleiner und effizienter als die durchschnittliche deutsche Pkw-Flotte sind. Außerdem gibt es einen überdurchschnittlich hohen Anteil von E-Autos in Carsharing-Flotten.

VCD-Mustervertrag für privates Carsharing

Für Nachbarn oder Freunde, die ein Auto gerne gemeinschaftlich nutzen möchten, weil Sie das Auto zu unterschiedlichen Zeiten oder für unterschiedliche Zwecke benötigen, hat der VCD einen Mustervertrag für nachbarschaftliches Auto-Teilen entworfen. Er enthält Erläuterungen und Vorschläge für alle erforderlichen Regelungen. So können Kosten und Risiken für die Nutzer vorab geklärt werden.

VCD-Mustervertrag »Auto-Teilen« für nachbarschaftliches Autoteilen

Im VCD-Online-Shop kann der Mustervertrag zum Unkostenpreis bestellt werden.

Für VCD-Mitglieder steht der Mustervertrag auch im Mitgliederbereich kostenlos als pdf zum Download bereit.

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