Nachtzüge

Schlafwagen statt Flieger

Der VCD fordert ein europaweites Nachtzugnetz, dass alle Metropolen verbindet und Kurzstreckenflüge überflüssig macht.

| Bahn für Familien Klimafreundliche Mobilität

Abends einsteigen und morgens ausgeschlafen ankommen: Mit dem Nachtzug können Reisende Strecken bis etwa 1.000 Kilometer bequem und umweltfreundlich ohne Flugzeug zurücklegen. Nachtzüge erleben derzeit eine Renaissance in Deutschland – bislang ohne Deutsche Bahn (DB), sondern dank der Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB), des European Sleepers, von Snalltaget und der Schwedischen Staatsbahn. Amsterdam, Brüssel, Paris und Stockholm sind nun ganzjährig mit dem Nachtzug erreichbar. Von Deutschland gibt es bereits Verbindungen nach Budapest, Rom, Wien, Zagreb, Zürich und in weitere Städte in Italien, Österreich, der Schweiz, Ungarn und auf den westlichen Balkan. Einen aktuellen Überblick verschafft die Nachtzugkarte des VCD und „Back-On-Track.EU“.

Die DB ist 2016 aus dem Nachtzugverkehr mit Schlafwagen ausgestiegen. Sie seien nicht mehr nachgefragt und zu teuer, wurde als Argument genannt. Nachts verkehren von der DB seitdem nur ICs und ICEs  . Die ÖBB sah in Nachtzügen dagegen ein Segment, mit dem sie auch ihr Image aufbessern können; sie schaffen es, mit ihren „Nightjet“ genannten Zügen Gewinne zu erwirtschaften.

Der VCD begrüßt das Comeback der Nachtzüge, sieht deren Potenzial aber bei weitem noch nicht ausgeschöpft. Wir fordern ein europaweites Nachtzugnetz, damit mehr Menschen vom Flugzeug und Auto auf die Bahn umsteigen können. Dafür sind höhere Kapazitäten auf Schiene und bei den Waggons aufzubauen, damit auf dem Netz mehr und längere (Nacht-)Züge fahren können – sinnvoll wären zum Beispiel Doppelstockliegewagen. Denn heute sind Nachtzüge oft lange im Voraus ausgebucht. Damit können die Bahnen oft die Preise festlegen, wenn sie keine Konkurrenz zu fürchten haben. So haben die ÖBB kürzlich ein dynamisches Preissystem eingeführt, das für die Kunden richtig teuer werden kann.[1]

VCD-Forderungen für ein Nachtzugangebot in Europa

  • Der Aufbau eines europaweiten, grenzüberschreitenden Nachtzugnetzes, kann eine dringend benötigte klimafreundliche und komfortable Alternative zu Billigfliegern schaffen. Der Nachtzugverkehr sollte dabei länderübergreifend organisiert werden. Die beteiligten Staaten müssen sich gegenseitig gewährleisten, dass sie Zugangsbarrieren abbauen, so wie es die Europäische Union in den Eisenbahnpaketen bereits beschlossen hat.

  • Nachtzugbetreiber brauchen langfristige Planungssicherheit speziell bezüglich der Trassenpreise – die nicht zu hoch sein dürfen. Dann lohnen sich für sie Investitionen in teure Schlaf- und Liegewagen.

  • Nachtzüge fahren abends los und erreichen morgens ihr Ziel. Gerade dann herrscht in den Bahnhöfen viel Betrieb. Die Anbieter von Nachtzügen brauchen zu diesen Stoßzeiten feste, langfristig verfügbare Zeitfenster (Slots), in denen ihre Fahrgäste ein- und aussteigen können.

  • Unternehmen, die viele Nachtzugverbindungen und -fahrten anbieten, sollten im Gegenzug mit günstigen Trassenpreisen belohnt werden.

  • Nachtzüge sind heute vergleichsweise langsam. Perspektivisch sollten sie 200 km/h fahren können. Dann können die Bahnunternehmen Nachtzüge mit einer attraktiven Fahrzeit auf Strecken bis zu 2.000 Kilometern anbieten und auch dort eine Alternative  zum Flugzeug werden.

  • Der VCD fordert ein europaweites Buchungssystem für Zugtickets. Denn vor oder nach einer Nachtzugfahrt benötigen die Fahrgäste oft eine Bahn (oder einen Bus) als Zubringer oder für die Weiterreise, damit die ganze Reisekette nachhaltig werden kann.

[1] s. Alles dynamisch: Die neuen Preise beim ÖBB Nightjet, 23.12.2023

Kontakt

Alexander Kaas Elias

Sprecher für Bahn, ÖPNV und Multimodalität
Fon 030/28 03 51-36

alexander.kaaselias@vcd.org

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