Osnabrück schafft mit einer Paketlösung ein multimodales Angebot. Die Mobilkarte enthält neben dem Ticket für den ÖPNV auch ein Guthaben für das Carsharing, die freie Nutzung der Radstation, eine kostenlose Fahrradwäsche & die Mitnahme von Rädern in Bussen. Kosten: 59,90 Euro/Monat.
Die Verkehrsgemeinschaft Osnabrück, die Stadtwerke Osnabrück, die Radstation und der Carsharingdienst stadtteilauto verknüpfen mit der Mobilkarte Osnabrück alle Verkehrsträger auf einer Mobilitätskarte. Derzeit erfolgt die Verknüpfung lediglich auf tariflicher Ebene anhand einer Paketlösung. Das Konzept der Mobilkarte wird derzeit überarbeitet und bis 2018 um ein weitreichendes multimodales Vorhaben ergänzt, bzw. ersetzt.
Die Osnabrücker Mobilkarte kann als eines von mehreren Abonnements der Verkehrsgemeinschaft Osnabrück (VOS) gekauft werden. Unter dem Motto „Eine Karte – dreifach mobil“ sind in diesem Abo das ÖPNV-Abo, der Zugang sowie ein Guthaben zu Carsharing und Dienstleistungen rund um das Fahrrad enthalten. Die federführenden Akteure sind zum einen die Stadtwerke Osnabrücks und der Stattverkehr e.V., als kommunaler Gesellschafter von stadtteilauto und zum anderen die Radstation und die Verkehrsgemeinschaft Osnabrück. 20 freefloating Carsharing-Fahrzeuge „flow>k“ und 54 stationsgebundene Fahrzeuge „stat>k“ stehen den Nutzer/innen im Kerngebiet zur Verfügung. Die Autos können über eine Sonderregelung im ganzen Innenstadtgebiet, auch auf Flächen für das Anwohnerparken kostenlos abgestellt werden. Ausnahme sind Parkverbote. Das erhöht die Einsatzmöglichkeiten für die Nutzer/innen. Die Fahrzeuge können mit der VOSpilot-App geortet werden. Weitere Funktionen dieser App sind derzeit Fahrplanauskünfte des deutschen Nahverkehrs und das Fuß-, Rad- und PKW-Wegerouting per OpenStreetMap. Neben der Information und Navigation wird in der App zukünftig auch die Buchung der integrierten Mobilitätsangebote möglich sein. Die Daten werden über die Zentrale Datendrehscheibe (ZDD) für weitere Anwendungen von Drittanbietern zur Verfügung gestellt.
Der Stadtrat unterstützt von Beginn an das Vorhaben. Politische Beschlüsse zu Klimaschutzzielen und ein Masterplan Mobilität bestehen, in dem beispielsweise das Ziel festgehalten wurde, dass eine individuelle Mobilität „ohne eigenes Auto, immer, überall und aus einer Hand“ ermöglicht werden soll. Die Mobilkarte Osnabrück erhielt 2015 den „Blauen Engel“typo3/#_msocom_1für umweltfreundliche Verkehrsdienstleistungen.
Die Mobilkarte kostet 59,90 Euro/ Monat und enthält mit dem UmweltAbo XXL freie Fahrten in der Tarifzone Osnabrück/Belm und beim stadtteilauto, der Carsharing-Tochter der Stadtwerke, muss keine Aufnahmegebühr, Grundgebühr oder Sicherheitseinlage gezahlt werden. Zum Vergleich: das reine UmweltAbo XXL kostet 46,90 Euro. Für jeden Monat bekommen die Kunden der Mobilkarte ein monatliches Carsharing-Guthaben in Höhe von 20 Euro, welches bis zu drei Monate übertragbar ist. Des Weiteren können Fahrräder kostenlos in der Radstation zu jeder Tages- oder Nachtzeit abgegeben werden und alle zwei Monate gibt es dort eine kostenlose Fahrradwäsche. Die Fahrräder können zudem gratis in Bussen mitgenommen werden und auf einer Sonder-Buslinie fahren die Mobilkarteninhaber/innen zum ermäßigten Preis.
Derzeit sind rund 100 Mobilkarten im Umlauf (Stand 08/2016). Diese kann im zentral gelegenen Mobilitätszentrum am Schalter des stadtteilautos bestellt und abgeholt werden. Die Registrierung zum Carsharing erfolgt auf der Webseite von stat>k und flow>k.typo3/#_msocom_1 Dort gibt es dezentral Hinweise auf den Leistungsumfang der Mobilkarte. Die Bestellung der Mobilkarte und Anmeldung zum Carsharing ist auch online über das Abo-Portal der Stadtwerke Osnabrück möglich. Rund 1.800 Kundinnen und Kunden nutzen die Sharingangebote unabhängig von der Mobilkarte. Die einzelnen Angebote Mobilkarte, Busverkehr, Carsharing und Radstation treten in jeweils eigenem Erscheinungsbild auf. Die Mobilkarte ist demzufolge derzeit schwer mit den Mobilitätsangeboten assoziierbar. Im Rahmen der Tarifmaßnahmen fanden kleinere Werbeaktivitäten, auch auf Social-Media-Kanälen statt. Insgesamt gab es indessen keine größere Kampagne. Damit lassen sich unter anderem die geringen Nutzerzahlen begründen. Und auch mit dem noch geringen Mehrwert der Mobilkarte für die Kundinnen und Kunden, der sich unter anderen durch die starre Paketlösung und damit verbundenen fehlenden Flexibilität erklären lässt. Wer hingegen den ÖPNV und Carsharing regelmäßig nutzt und sein Rad sicher parken will, erhält finanzielle Vorteile.
Die Rückholung der freefloating flow>k´s aus dem Randgebiet zurück ins Kerngebiet ist innovativ gelöst: Über eine SMS-Benachrichtigung werden registrierte Nutzer/innen über den Standort der Freefloater informiert. Wer das Fahrzeug wieder im Kerngebiet abstellt, bekommt eine Carsharing-Gutschrift über 10 Euro. Diese so genannten „Shuttlebuddies“ nutzen die Aufgabe sehr ambitioniert und sorgen dafür, dass im Kerngebiet immer ausreichend Fahrzeuge zur Verfügung stehen. Die 10 Euro werden im Gegenzug von den Nutzer/innen gezahlt, die die Fahrzeuge am Stadtrand abgestellt haben. Eine Fahrt, die im Kerngebiet beginnt und endet wird dagegen relativ günstig berechnet (10 – 15 Minuten kosten ca. 2 Euro).
In den kommenden Jahren soll der Nahverkehr in Osnabrück elektrisch, digitaler und multimodaler werden. Die Mobilkarte wird längerfristig durch die VOSpilot-App ersetzt. Eingebettet in das neue Gesamtkonzept „NEMO“ (Neue Mobilität) wird eine weitere Buslinie mit 14 elektrischen Gelenkbussen bis Ende 2018 ausgestattet sein. Ein stationsgebundenes kommunales Bikesharing wird ab 2017 aufgebaut. Das System wird zum einen individuell für Osnabrück entwickelt, da es Teil eines Forschungsprojektes ist und somit auch neue Erkenntnisse gewonnen werden sollen. Zum anderen soll eine möglichst umfassende Integrationstiefe in die vorhandenen (ebenfalls individuellen) Systeme und Produkte erreicht werden. Ca. 15 Parkhäuser des Parkraummanagements OPG, ein Unternehmen der Stadt und der Stadtwerke Osnabrück, sollen 2018 tariflich integriert sein. Ein Lastenradverleih wird an drei geeigneten Bikesharing-Stationen integriert sein. Mobilstationen an Bushaltestellen sollen in Zukunft den Rad- mit dem Busverkehr verknüpfen. Dort soll es auch Lade- sowie sichere Abstellmöglichkeiten für Pedelecs geben.
Schritt für Schritt werden die verschiedenen Mobilitätsangebote in die App VOSpilot integriert und hauptsächlich darüber buchbar sein. Der Ansatz der Paketlösung per Mobilkarte wird dadurch nach und nach ersetzt, bzw. ergänzt. Busverkehr, kommunales Car- und Bikesharing, Parkhäuser und Radstation werden nach einem Bestpreissystem abgerechnet. Ein Beispiel: Fährt ein Fahrgast nur vier Stationen im Bus wird ein KurzstreckenTicket angerechnet. Fährt er am selben Tag noch mehrmals, wird insgesamt nur maximal der Preis eines Tagestickets berechnet. Genauso werden auch die Sharing-Fahrzeuge abgerechnet. Für das Laden privater Pedelecs und E-Autos können ab 2018 Ladesäulen mit der App freigeschaltet werden. Am Ende jeden Monats bekommen Nutzer/innen eine Gesamtrechnung aller genutzten Angebote. Besonders Gelegenheitsnutzer/innen soll so der Zugang zur Neuen Mobilität vereinfacht werden. Ab 2017 wird die App bereits Echtzeitinfos für den Busverkehr zur Verfügung stellen.
Neue Technologien kommen im Busverkehr ins Spiel. Dort wird ein Check-in/Be-out System per App angewandt. Fahrgäste bestätigen dann ihren Zustieg in den Bus in ihrer VOSpilot-App. Wenn sie den Bus verlassen, loggt das System die Fahrgäste per Bluetooth Low Energy Technologie, einer Funktechnik mit einer Reichweite von ca. zehn Metern, automatisch aus. Für Senioren wird es ein nicht-übertragbares Abo (63plus) geben, welches in Form einer klassischen Abo-Chipkarte nach Standard der VDV-Kernapplikation herausgegeben wird. Generell werden mehrere Zugangsoptionen für den Busverkehr bestehen: Digital über den VOSpilot inkl. der zukünftig „virtuellen“ Mobilkarte, über Chipkarten (nur für klassische Zeitkarten), per OnlineTicket auf Blankopapier und per klassischem Papierticket. Durch diese Maßnahmen sollen die Zugangshürden zum ÖPNV für alle potentiellen Kundinnen und Kunden deutlich gesenkt und die Fahrtzeiten zudem verkürzt werden. Im Rahmen von Werbeaktionen werden auch Paketlösungen über Freiminuten angeboten werden.
Osnabrück: 162.000 Einwohner/innen
Wegeanteil Umweltverbund: 52 % (SrV 2013)
Elemente: Kommunales Carsharing (free-floating und stationär), Mobilitätskarte
Start: 2012
Akteure: Stadtwerke Osnabrück; Verkehrsgemeinschaft Osnabrück
Nutzergruppe: Alle registrierten Abonnent/innen
Besonderheit: Kommunales Carsharing
Ansprechpartner:
Werner Linnenbrink
Stadtwerke Osnabrück AG
Leiter Mobilitätsangebot
Tel: 05412002 27 01