Laden am Supermarkt: Der Discounter ALDI betreibt rund 1.750 Ladepunkte in ganz Deutschland.

E-Mobilität | VCD-Magazin 2/2025

E-Ladesäulen an jedem Supermarkt

Viele Autofahrer*innen liebäugeln mit E-Autos, haben jedoch Bedenken bei der Reichweite. Gibt es genug öffentliche Ladesäulen? Wir klären auf.

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Kauft man zum ersten Mal ein Elektroauto, kann das Thema Laden verwirrend sein. Welche Karte oder App benötige ich? Wie teuer ist der Strom? Und kann ich problemlos lange Strecken fahren?

Spätestens seit April dieses Jahres ist klar: Laden wird für viele E-Auto-Besitzer*innen in Zukunft etwas einfacher: Die führenden europäischen Ladenetzbetreiber Atlante, Electra, Fastned und Ionity haben sich zur „Spark Alliance“ zusammengeschlossen – nach eigenen Angaben das größte und zuverlässigste Ladenetzwerk Europas. Dazu gehören 1.700 Ladestationen in 25 Ländern, mit über 11.000 Ladepunkten. Für ihre Kundinnen und Kunden ein Fortschritt: Sie können künftig die Ladesäulen aller vier Partner mit einer einzigen App nutzen.

Das Beispiel zeigt: Laden wird nutzerfreundlicher, der Anbieterdschungel lichtet sich. Aber wie steht es insgesamt um die öffentliche Ladeinfrastruktur? Ist Deutschland bereit für mehr E-Mobilität?

Gibt es genug öffentliche Ladesäulen in Deutschland?

Jan Strobel, Abteilungsleiter für Regulierung, Marktkommunikation und Mobilität beim Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) in Berlin, sagt dazu: „Wir haben seit Jahren einen Rekordausbau bei Ladesäulen.“ Betreiber orientierten sich beim Angebot nicht am aktuellen Bestand an Elektroautos, sondern am Zukunftsmarkt, so der promovierte Wirtschaftswissenschaftler. „Sie rechnen mit einem Wachstum und werden die Ladesäuleninfrastruktur in Deutschland entsprechend weiter ausbauen.“ Geht es nach der Politik, soll die Zahl der Elektroautos in den kommenden Jahren deutlich steigen. Auf 15 Millionen Fahrzeuge, so zumindest das Ziel der alten Bundesregierung. Parallel dazu soll der Ausbau öffentlicher Ladestationen vorangetrieben werden.

Wie klappt das Laden auf dem Land?

Wer auf dem Land wohnt, hat oft einen eigenen Stellplatz mit Wallbox oder Ladestation – im Idealfall sogar eine eigene Photovoltaik-Anlage auf dem Dach und somit günstigen Strom. Wer diesen Luxus nicht hat, ist auch auf dem Land auf öffentliche Ladepunkte angewiesen.
Von diesen wird es in Zukunft mehr geben: Denn seit Anfang des Jahres sind Nichtwohngebäude mit mehr als 20 Stellplätzen dazu verpflichtet, mindestens einen Ladepunkt bereitzustellen. „Überall dort, wo es einen Supermarkt oder Baumarkt gibt, wird es in naher Zukunft auch Ladepunkte geben“, sagt Jan Strobel.

Wie ist die Versorgung mit Ladesäulen in der Stadt?

Auch auf einem Stellplatz in der Stadt ist es grundsätzlich möglich, eine eigene Ladestation zu installieren. Laut Wohnungseigentumsgesetz haben Mieter das Recht dazu. Hat man keinen eigenen Stellplatz, kann man öffentliche Ladesäulen nutzen. In vielen Wohngebieten stehen Normalladesäulen bereit, in größeren Städten manchmal auch Schnellladepunkte. Es macht Sinn, sich vorab über die Lademöglichkeiten in der Nähe und ihre Auslastung zu informieren. In vielen Städten ist das Laden auch als Laternenparker inzwischen gut möglich – also für Pkw-Besitzer*innen, die keinen eigenen Stellplatz mit Wallbox haben.

Welche Arten von Ladesäulen gibt es?

Konventionelle Ladesäulen (AC-Stationen) haben in der Regel eine Leistung von bis zu 22 kW. Sie eignen sich sowohl für den privaten als auch den öffentlichen Raum. Bei Schnellladepunkten (DC-Stationen) liegt die Ladeleistung mit 50, 150 oder sogar 350 kw deutlich höher. Man findet sie häufig an Autobahnraststätten und zunehmend auch in den Städten.

Wie lange dauert das Laden?

Die Ladedauer unterscheidet sich je nach Ladestation, Modell und Batteriekapazität des Autos. Eine Wallbox mit 11 kW hat eine Ladedauer von drei bis sechs Stunden, bei 22 kW dauert es nur eineinhalb bis drei Stunden. Normalladestationen haben in der Regel eine Ladezeit von zwei bis sechs Stunden. Es kann aber auch deutlich länger dauern. Schnellladepunkte haben eine höhere Ladeleistung und können die Elektroauto-Batterie innerhalb von 30 Minuten auf 80 Prozent aufladen. Ultraschnelllade-Stationen mit einer Leistung von über 150 kW schaffen noch schnellere Ladezeiten bis maximal zehn Minuten.

Ist Laden günstiger als Tanken?

Strom ist in der Regel günstiger als das Tanken von Diesel oder Benzin. Das zeigt ein Energiekostenvergleich des Bundeswirtschaftsministeriums. Wie viel Geld man einspart, hängt davon ab, ob man sein Auto zu Hause aufladen kann. Der Strompreis für den eigenen Haushalt ist in der Regel deutlich günstiger als an öffentlichen Ladesäulen. Dort können die Strompreise in Ausnahmefällen auch mal den Preis fürs Tanken übersteigen.

Wie stark ist die Auslastung öffentlicher Säulen?

Öffentliche Ladesäulen für E-Autos sind in der Regel nicht besonders stark frequentiert. „Im Bundesschnitt sind rund 16 Prozent aller Ladepunkte zeitgleich belegt“, sagt Jan Strobel. „Selbst in intensiven Nutzungsgebieten sind es durchschnittlich nur ein Viertel der Ladesäulen.“
Die Auslastung variiert laut dem BDEW allerdings nach Region, von unter drei Prozent bis zu 40 Prozent. Über die Apps der meisten Ladenetzbetreiber lässt sich einsehen, wo die nächste Säule frei ist und wie lange die Wartezeit voraussichtlich ist.

Wie sieht es mit Ladesäulen an Raststätten aus?

Auf Autobahn-Raststätten sind Ladepunkte bereits weit verbreitet. Allerdings stehen noch längst nicht überall Schnellladesäulen bereit, wie eine jüngere Bestandsaufnahme vom Oktober 2024 zeigt. Darin hatte ein Automobilclub deutschlandweit 40 Rastanlagen untersucht. Die Mehrheit der Anlagen bot High-Power-Ladesäulen an, überwiegend mit 150 kW und in wenigen Fällen 300 oder 350 kW. An 16 gab es ausschließlich langsame Ladesäulen mit 50 kW. Drei Anlagen boten keine Lademöglichkeit. Vor längeren Fahrten ist es also sinnvoll, die Route nach vorhandenen Schnellladestationen zu überprüfen.

Wie zufrieden sind die Nutzer*innen?

Repräsentative Umfragen zeigen eine hohe Zufriedenheit unter E-Auto-Besitzer*innen: Der allergrößte Teil dvon ihnen würde nicht mehr zurück auf einen Verbrenner wechseln. Allerdings können 80 Prozent auch auf eine Lademöglichkeit zu Hause zurückgreifen. Das entlastet die öffentliche Infrastruktur: Vier von fünf Befragten geben an, dass sie genügend Schnellladepunkte an den von ihnen befahrenen Strecken haben. Weniger glücklich sind sie mit den Preisen an öffentlichen Ladesäulen. Kein Wunder: Wer billig zu Hause lädt, ist nicht bereit, hier deutlich mehr zu zahlen.
 

Ob man überhaupt ein Auto braucht oder nicht lieber günstigere und umweltfreundlichere Verkehrsmittel nutzt, muss jeder für sich entscheiden. Aber wer auf den Pkw nicht verzichten kann oder will, für den ist das E-Auto eine Alternative. Zwar ist   der Umstieg vom „normalen“ Tanken auf das stark digitalisierte E-Tanken gerade für Ältere oft nicht ganz leicht. Insgesamt gilt für die Ladeinfrastruktur in Deutschland: Sie ist in den letzten Jahren deutlich alltagstauglicher geworden.

Frauke Suhr

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