Autoabhängigkeit beenden – Mobilitätsgarantie jetzt!

Nur mit einem gut ausgebauten, barrierefreien und bezahlbaren Umweltverbund können wir die Abhängigkeit vom eigenen Auto beenden. Das zeigt die Auswertung der VCD Online-Aktion.

| Soziale Aspekte der Verkehrswende Verkehrspolitik

Autos sind teuer – für die Halter*innen, für die Gesellschaft, für Umwelt und Klima. Und trotzdem sind immer noch zu viele Menschen abhängig vom eigenen Auto. Der Fehler steckt im System. Denn seit Jahrzehnten ist die Verkehrspolitik vor allem auf eines ausgerichtet: Das Auto. Die autogerechte Verkehrspolitik hat dazu geführt, dass wir vom Auto abhängig geworden sind – auch wenn es uns meist nicht bewusst ist. Denn für viele Menschen gibt es keine Alternativen durch Bus, Bahn und sichere Radwege.

So steigt die Zahl der Pkw immer weiter an, auf jetzt 48 Millionen – das sind 1,2 pro Haushalt. Das ist aber nur ein Durchschnittswert. Denn tatsächlich können sich viele Haushalte gar kein Auto leisten. Und längst ist klar, dass die Zahl der Autos eigentlich drastisch sinken müsste, damit wir die Klimaziele erreichen, Umwelt und Ressourcen schonen und mehr Lebensqualität in die Städte zurückbringen.

Als Gesellschaft dürfen wir uns nicht weiter von einer Mobilitätsform abhängig machen, die dem Klima schadet, unsere Gesundheit gefährdet und Menschen ausschließt, die sich diese teure Art der Mobilität nicht leisten können.

Viele Menschen können aus Altersgründen, wegen körperlicher oder psychischer Einschränkungen nicht Auto fahren oder sich keines leisten. Diese sind schon heute in weiten Teilen des Landes abgehängt. Das ist ungerecht. Denn wir alle haben ein Recht auf eine ökologische Mobilität, weil sie Voraussetzung für Versorgung und Teilhabe ist.

Unfreiwillig abhängig vom Auto – Ergebnisse unserer Umfrage

Deshalb haben wir Sie in unserer Online-Aktion gefragt: sind Sie abhängig vom Auto? Oder sind Sie bereits jetzt ohne gut und selbstbestimmt mobil? Die Antworten zeichnen ein deutliches Bild. Natürlich gibt es Menschen, die ihr Auto gerne nutzen und auch weiterhin damit mobil sein wollen. Das ist aber eine Minderheit. Rund 40% der Teilnehmer*innen an unserer Online-Aktion haben kein eigenes Auto und können ihre Wege gut mit dem Umweltverbund aus ÖPNV, Fahrrad und zu Fuß zurücklegen. Genauso viele haben zwar ein eigenes Auto, wären aber gern unabhängiger davon. Sie brauchen heute ihr Auto um überhaupt mobil zu sein. Und dann gibt es noch eine kleine Zahl an Menschen, die komplett abgehängt sind und weder ein Auto noch einen Zugang zum Umweltverbund haben. Wenn wir Mobilität aber als ein Teil der Daseinsvorsorge begreifen, ist auch diese kleine Zahl zu viel.

Mangelhafter Umweltverbund als Ursache der Autoabhängigkeit

Die Gründe, aus denen Menschen vom Auto abhängig sind, sind vielfältig, aber vorhersehbar. Der Großteil der Teilnehme*innen (41%) ist deshalb abhängig, weil das ÖPNV-Angebot nicht ausreichend ist und weil es keine Fahrradwege gibt, sie in schlechtem Zustand oder zu unsicher sind.

Am ÖPNV gab es in unserer Umfrage viel Kritik. Häufig wurde berichtet, der ÖPNV sei:

  • Zu langsam und braucht häufig ein Vielfaches der Zeit im Vergleich zum Auto
  • Schlecht getaktet, sodass man viel Zeit mit Warten an Haltestellen verbringt
  • Zu häufig unpünktlich und unzuverlässig, sodass er keine verlässliche Option darstellt
  • Zu teuer, vor allem im Preis-Leistungs-Verhältnis
  • Ungeeignet, wenn viel zu transportieren ist: mit Kindern, Rollatoren, Einkäufen, Tieren oder Gepäck ist spätestens beim Umstieg das Auto komfortabler
  • Für dienstliche Fahrten ungeeignet, das betrifft selbstständige Handwerker*innen, Außendienstler*innen, mobile Ärzt*innen usw., die auf die Flexibilität des Autos angewiesen sind.

Schaut man sich die Gründe für die Autoabhängigkeit an, sind die Antworten auf die Frage, was es bräuchte um das eigene Auto abzuschaffen, auch nicht überraschend:

  • ein besseres, zuverlässig und dichter getaktetes ÖPNV-Angebot
  • gut und sicher ausgebaute Fuß- und Radwege
  • ein Carsharing-Angebot in der Nähe.

Das sind die zentralen Elemente, um eine gute Alternative zum eigenen Pkw zu schaffen. Ergänzend dazu sind eine ausreichende Versorgung mit Einrichtungen des täglichen Lebens wichtig, dazu gehören ärztliche Versorgung und Einkaufsmöglichkeiten im Ort. Auch die Möglichkeit, das Fahrrad einfacher mit der Bahn zu transportieren, eine bessere Vernetzung von Nah- und Fernverkehr, unkompliziertere Carsharing- und Mitfahrgelegenheitsangebote, eine bessere Anbindung in die Fläche durch Shuttle bzw. On-demand-Angebote und eine Förderung für E-Lastenräder wurden als Faktoren genannt, um das eigene Auto abzuschaffen.

“Eine gute Alternative” Das ist zusammengefasst die Antwort auf die Frage, was es braucht, um das eigene Auto abzuschaffen.

An dieser Stelle sei auch klar gesagt: Für manche Menschen und bestimmte Mobilitätszwecke ist das Auto praktisch alternativlos. In einigen Fällen wird das auch so bleiben. Hier ist eine gezielte Förderung von E-Autos sinnvoll. In einer Welt mit Mobilitätsgerechtigkeit hat auch das Auto seinen Platz. Für die allermeisten Menschen aber könnte der Umweltverbund eine gute Alternative liefern.

Mit der Mobilitätsgarantie die Abhängigkeit beenden

Damit alle Menschen unabhängig von körperlichen, psychischen, finanziellen und räumlichen Voraussetzungen selbstbestimmt und klimafreundlich mobil sein können, braucht es ein attraktives und barrierefreies Grundangebot öffentlicher Mobilitätsdienstleistungen. Der VCD fordert daher eine bundesweite Mobilitätsgarantie

Dafür braucht es bundesweite Standards für die Erschließung und Qualität des Umweltverbundes. Dazu gehören Mindeststandards für die Erreichbarkeit, Taktung, Bedienzeiten und gesicherte Anschlüsse im ÖPNV sowie einheitliche und vereinfachte Tarife. Außerdem braucht es bundesweite und anbieterunabhängig geltende Mindeststandards für Barrierefreiheit, die alle öffentlichen Verkehrsmittel, private Mobilitätsdienstleistungen und Sharing-Angebote sowie den gesamten Straßenraum umfassen. Der gesamte öffentliche Verkehr muss für alle bezahlbar sein. Und schließlich brauchen wir auch ein attraktives und sicheres Fuß- und Radwegenetz – für individuelle und gesundheitsfördernde Mobilität.

Nur so können wir die Abhängigkeit vom Auto beenden und eine selbstbestimmte, klimafreundliche Mobilität für alle Menschen ermöglichen.

Dafür setzen wir uns ein - helfen Sie uns dabei:

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Kontakt

Dominik Fette

Sprecher für klima- und sozialverträgliche Mobilität

Fon 030/28 03 51-281

dominik.fette@vcd.org

Katharina Klaas

Projektbearbeiterin "Verkehrswende: klimaverträglich und sozial gerecht"

& "Straßen für Menschen"

katharina.klaas@vcd.org

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