Warum der Preis des D-Tickets so wichtig ist
Deutschlandticket: Eine Frage des Preises
Das Deutschlandticket gilt als eine der bedeutendsten Reformen im deutschen Nahverkehr: Für mittlerweile 58 Euro im Monat bundesweit Busse und Bahnen nutzen – so einfach und bezahlbar wie nie zuvor. Von zuvor 49 Euro stieg der monatliche Preis für das Ticket ab dem 1. Januar 2025 auf 58 Euro steigen. Das entspricht einer Erhöhung von 18%, weit mehr als die Preissteigerungen bei Benzin oder Heizkosten. Diese Entscheidung ist ein gravierender Fehler, der die bisherigen Erfolge des Tickets gefährdet.
Der Erfolg des Deutschlandtickets
Das Deutschlandticket hat für viele Menschen den Einstieg in den Regionalverkehr einfacher und bezahlbar gemacht. Seit seiner Einführung nutzen deutlich mehr Menschen Busse und Bahnen, sie sind dadurch weniger auf ein eigenes Auto angewiesen. Eine Studie des Ariadne-Projekts*1 veranschaulichte die Verkehrsverlagerung von der Straße auf die Schiene durch das Deutschlandticket. Die Ergebnisse der Studie sprachen auch in puncto Klimawirkung für sich: Mit dem Ticket und den damit einhergehenden reduzierten Autofahrten, wurde der CO2-Ausstoß in einem Jahr um 6,7 Millionen Tonnen gesenkt – das entspricht ganzen 4,7% der Jahresemissionen im gesamten Verkehrssektor.

Insgesamt nutzen bereits 20 Millionen Menschen das Deutschlandticket. Die Zahl der regelmäßigen Abonnements ist in den letzten Monaten kontinuierlich gestiegen: 2023 waren es noch 11 Millionen Abonnent*innen, 2024 schon 13 Millionen. Die wachsende Nachfrage zeigt, wie viele Menschen für den ÖPNV gewonnen werden können und dass ein großes Potential für weitere Deutschlandticket-Abonnent*innen bestünde, wenn der ÖPNV bezahlbar, einfach und zuverlässiger wäre. Mit stetig steigenden Abonnements könnten dann auch in Zukunft mehr Einnahmen für die Verkehrsbetriebe erzielt werden.
Eine Preiserhöhung kann zu weniger Einnahmen führen
Statt nun das ÖPNV-Angebot zu verbessern und dafür zu sorgen, dass noch mehr Menschen das Deutschlandticket nutzen, kostet das Ticket seit 2025 nun sogar schon 58 Euro im Monat. Die Länder begründen die Preiserhöhung mit den gestiegenen Betriebskosten für Busse und Bahnen. Sie argumentieren, dass sie ohne den höheren Preis und den damit erhofften Mehreinnahmen Strecken streichen oder das Angebot reduzieren müssten.
Dabei hat eine von Bund und Ländern durchgeführte Untersuchung gezeigt, dass bei einer Preiserhöhung um 10 Euro bis zu 21 Prozent der Nutzer*innen das Deutschlandticket kündigen würden. Durch eine Preiserhöhung mehr Einnahmen zu gewinnen ist eine trügerische Annahme: Denn wenn weniger Menschen das teurere Ticket kaufen, dann landet am Ende weniger Geld in den Kassen der Verkehrsbetriebe als zuvor. Gleichzeitig verpuffen die positiven Effekte des Deutschlandtickets für Menschen, Umwelt und Klima.
Bezahlbares Deutschlandticket & mehr ÖPNV
Es liegt in der Verantwortung von Bund und Ländern endlich eine Finanzierung sicherzustellen, die den Preis des Deutschlandtickets bezahlbar hält – nicht nur bis Ende 2025, sondern langfristig. Die andauernde Unsicherheit über den Preis und die Existenz des Tickets schaffen kein Vertrauen und verschrecken potentielle Nutzer*innen.
Schon der Preis von 49 Euro und nun 58 Euro war und ist für viele Menschen in Deutschland zu teuer. Ein wichtiger Schritt für ein sozial gerechtes Deutschlandticket ist nun die Einführung eines Jugend-, Azubi- und Sozialtarifs für maximal 29 Euro. Außerdem sollten Kinder unter 14 Jahren kostenlos mit Bussen und Bahnen fahren dürfen! Das entlastet Familien und führt Kinder frühzeitig an eine ökologische und selbständige Mobilität heran.
Gleichzeitig muss der öffentliche Nahverkehr konsequent ausgebaut werden. Denn ein Ticket ist nur so gut wie sein Angebot. Es braucht einen Mindeststandard für Anbindungen in der Stadt und in ländlichen Regionen. Orte, die nicht mit Bus oder Bahn zu erreichen sind, in denen die Einwohner*innen das Gefühl haben, abgehängt und vergessen zu sein, müssen schnellstmöglich der Vergangenheit angehören.
Wir erinnern die Bundesregierung an ihr selbstformuliertes Ziel: Bezahlbare Mobilität! Denn Mobilität darf kein Luxusgut sein. Es braucht eine Mobilitätsgarantie für alle, denn Mobilität ist Teil der Daseinsvorsorge, ein grundlegendes Bedürfnis aller Menschen. Nur mit bezahlbaren Preisen und einem besseren ÖPNV-Angebot kann die Regierung auch ein weiteres ihrer Ziele erreichen: Doppelt so viele Fahrgäste auf der Schiene im Jahr 2030.
Klimaschädliche Subventionen kürzen & Autobahn-Neubau stoppen
Ja, das alles kostet. Doch während unsere Regierung behauptet, dass dringend benötigte Gelder für den Nahverkehr fehlen, fließen jedes Jahr viele Milliarden Euro in neue Autobahnen und klimaschädliche Subventionen, wie das Dienstwagenprivileg oder das Dieselprivileg. Es fehlt also nicht an Geld, sondern an politischem Willen.

Rund 30 Milliarden Euro fließen jährlich über Subventionen des Bundes in den Auto- und Flugverkehr. Allein durch eine Reform der Dienstwagenbesteuerung könnte der Bund rund 4,4 Milliarden Euro mehr Steuern im Jahr einnehmen. Mit diesen Mitteln könnten Sozial- und Jugendtarife und die kostenlose Fahrt von Kindern unter 14 Jahren problemlos finanziert werden, denn diese Maßnahmen würden gerade mal 3,2 bis 4,5 Milliarden Euro jährlich kosten. Davon würden Millionen von Menschen in Deutschland profitieren, von denen die meisten eine finanzielle Entlastung dieser Art wirklich brauchen.
Was in der Bilanz zum Deutschlandticket zudem oft vergessen wird, sind die indirekten Kosten, die der Autoverkehr unsere Gesellschaft jährlich kostet. Allein 10 Prozent des motorisierten Individualverkehrs, vornehmlich Autos, kosten unsere Gesellschaft jährlich etwa 19 Milliarden Euro. Würden diese Fahrten durch das Deutschlandticket auf Busse und Bahnen verlagert, würden wir also viel Geld und zusätzlich fast sechs Millionen Tonnen CO2 einsparen. In Summe ist das Deutschlandticket also keineswegs das Fass ohne Boden, als das es gerne dargestellt wird, sondern eine Sache, von der am Ende alle profitieren: Fahrgäste, Politik und Verkehrsverbünde.
*1Der Vollständigkeit halber möchten wir ergänzen, dass die Ergebnisse der Ariadne-Studie nicht unumstritten sind. Weitere Studien zum Thema ergaben etwas niedrigere Werte für den positiven Einfluss des Deutschlandtickets auf die Verkehrsverlagerung, legen dabei aber auch einen geringeren CO2-Ausstoß sowie eine geringere Nutzung des Autos als Fortbewegungsmittel zu Grunde. So zeigt eine Befragung der exeo Strategic Consulting AG, dass vor allem Neukunden öfter das Auto stehen ließen (27%), bei allen Deutschlandticket-Abonnent*innen waren es insg. 12%. Demnach wurden 2,67 Millionen Tonnen weniger CO2 ausgestoßen. Laut rc research & consulting und Forsa im Auftrag des Verbandes Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV), der Deutschen Bahn (DB) und der DB Regio vom 10.12.2024 wären rund 8% der Deutschlandticket-Fahrten ohne das Ticket mit dem Auto unternommen worden. Damit wurden Januar bis Juni 2024 zur Zeit der Erhebung in 2024 686.000 Tonnen CO2 nicht emittiert und somit ein erfolgreicher Schritt für das Erreichen der deutschen Klimaziele.
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Kontakt

Alexander Kaas Elias
Sprecher für Bahn, ÖPNV und Multimodalität
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